Advent- der Inbegriff von Spannung zwischen Sehnsucht nach Innerlichkeit und angespannter Betriebsamkeit. Heiligenfeste bieten Kontrapunkte
Der Dezember ist der Monat der großen Erwartungen: auf Schnee, auf Geschenke – und auf blühende Kirschzweige. Die Kirche steuert drei Festtage bei, die mehr sind als nostalgische Folklore: Barbara, Nikolaus und Maria. Drei Heilige, die sich gegen den Advent als Einkaufs-Marathon behaupten müssen.
Am 4. Dezember beginnt das Trio mit der heiligen Barbara. Schutzpatronin der Bergleute und Architekten, Märtyrerin aus Kleinasien – und verantwortlich für einen der zartesten Bräuche: Barbarazweige. Wer sie ins Wasser stellt, hofft auf Blüten zu Weihnachten. Ein botanisches Wunder gegen die Wintertristesse. Die Legende? Barbara soll am Tag ihres Todes einen Kirschzweig zum Blühen gebracht haben. Heute stehen ihre Statuen in Tunneln – als steinerne Versicherungspolice für Bergleute.
Zwei Tage später, am 6. Dezember, ist Nikolaus dran. Einst Bischof von Myra, heute Massenware im Supermarktregal. Der historische Nikolaus verteilte sein Vermögen an die Armen. Seine Gebeine liegen seit 1087 in Bari, wohin sie Seefahrer „überführten“ – ein Euphemismus für Reliquienraub. Die Legenden? Von der Rettung dreier Mädchen vor der Prostitution bis zur Wiederbelebung ermordeter Schüler. Der Brauch, Kinder zu beschenken, stammt aus dem Mittelalter: Damals wählten Klosterschüler einen „Kinderbischof“.
Am 8. Dezember schließlich Mariä Empfängnis. Nein, nicht die jungfräuliche Geburt Jesu – sondern die Überzeugung, dass Maria von Anfang an ohne Sünde war. Papst Pius IX. machte das 1854 zum Dogma. In Österreich hat der Feiertag eine bewegte Geschichte: eingeführt im Dreißigjährigen Krieg, gestrichen in der NS-Zeit, 1955 nach der bislang größten Volksinitiative der 2. Republik wieder eingeführt – als Dank für die Freiheit. Heute sorgt der Tag weniger für religiöse Kontroversen als für Diskussionen über offene Geschäfte. Konsum schlägt Kontemplation.
Drei Festtage, drei Geschichten – und ein gemeinsamer Nenner: Sie erinnern daran, dass Advent mehr ist als Rabatt-Schlachten. Zwischen Barbarazweigen, Nikolaus-Sackerln und Marienfeiern bleibt Raum für Nachdenklichkeit. Wer ihn nutzt, hat vielleicht mehr vom Fest als volle Einkaufswagen.