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15.03.2023 · Österreich & Weltkirche

Biografin: Jägerstätter gibt auch heute Impulse für Frieden

Die Innviertler Bauerntochter und ihr von der Kirche als Seliger verehrter Mann beschäftigen weiterhin nicht nur Historiker und gläubige Katholiken, sondern bleiben auch Impulsgeber für Völkerverständigung und Friedensaktivisten - erst recht angesichts eines erneut angebrochenen Krieges in Europa.

Historikerin Erna Putz zum zehnten Todestag der Märtyrer-Gattin Franziska Jägerstätter: Frage nach der Würde der menschlichen Person wird vernachlässigt - Jägerstätter-Institut kurz vor Herausgabe der digitalen Originalschriften-Edition

Am Donnerstag ist ihr zehnter Todestag, und bereits am 4. März hätte sie ihren 110. Geburtstag gefeiert: Die Rede ist von Franziska Jägerstätter, Langzeit-Witwe des NS-Märtyrers Franz Jägerstätter (1907-1943). Die Innviertler Bauerntochter und ihr von der Kirche als Seliger verehrter Mann beschäftigen weiterhin nicht nur Historiker und gläubige Katholiken, sondern bleiben auch Impulsgeber für Völkerverständigung und Friedensaktivisten - erst recht angesichts eines erneut angebrochenen Krieges in Europa, hat Jägerstätter-Biografin Erna Putz am Dienstag im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress dargelegt. Vieles aus der "Friedensbotschaft" des Paares gelte es noch zu entdecken und für die Gegenwart fruchtbar zu machen, so die Expertin.

Franz Jägerstätter habe "sein Leben hingegeben in hochherziger Selbstverleugnung, mit aufrichtigem Gewissen in Treue zum Evangelium und für die Würde der menschlichen Person": Gerade der letzte Teil dieser Aussage, mit der Papst Benedikt XVI. einst die Seligsprechung begründet hatte, sei noch viel zu wenig wahrgenommen, verstanden und theologisch aufgearbeitet worden, befand Putz. "Wir kommen heute etwa im Umweltbereich langsam zu Erkenntnissen und ächten Sklaverei, nehmen aber Krieg und das gegenseitige Umbringen junger Männer weiter einfach hin. Jägerstätter und seine Verweigerung des eigenen Anteils am Unrecht gäbe den Überlegungen, was in der heute allgemeinen Ratlosigkeit über einen ungerechten Krieg die Verpflichtung eines Christen ist, ein wichtiges Koordinatensystem."

Erst allmählich werde über den deutsch- und englischsprachigen Bereich hinaus das Schicksal von Franz Jägerstätter, der vom NS-Regime wegen seiner Verweigerung des Kriegsdienstes zum Tod verurteilt und enthauptet wurde, bekannt, erklärte Putz. Das 2019 erschienene Filmdrama "A Hidden Life" (dt. "Ein verborgenes Leben") von Terrence Malik habe dazu beigetragen, wie auch die Übersetzung der Jägerstätter-Biografien und -Briefe, inzwischen auch auf Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch und in mehrere slawischen Sprachen. Von "großem Interesse" berichtete die oberösterreichische Historikerin von einem kürzlichen Vortrag in Böhmen: "Die Menschen haben gestaunt über Jägerstätter, da sie zuvor geglaubt haben, alle Österreicher seien Nazis gewesen."

Aus Schatten ihres Mannes hervorgetreten

Einen speziellen Fokus auf Franziska Jägerstätter gab es jüngst im Linzer "Haus der Frau", wo die Diözese Linz in Kooperation mit dem Jägerstätter-Institut der Gattin des Seligen zum 110. Geburtstag gedachte. Putz war auch hier als Referentin geladen und sprach über wichtige Beziehungen, die Franziska Jägerstätter - mit der sie selbst jahrzehntelange Freundschaft verband - weltweit pflegte. Die Witwe, die in ihrem Heimatort St. Radegund aufgrund der Verteidigung ihres Mannes lange Ablehnung und Spott ausgesetzt war, erhielt durch Briefe von Menschen, die ein ähnliches Schicksal erfahren hatten, wichtige Unterstützung. Bis ins hohe Alter reiste sie zudem zu Gedenkprojekten und -initiativen, womit sie zu einem Wandel in der lange von Kritik geprägten Jägerstätter-Rezeption beitrug.

Neues aus der Jägerstätter-Forschung gibt es auch vom 2017 gegründeten Linzer "Franz und Franziska Jägerstätter Institut" zu berichten. Auf Hochtouren werde derzeit an der Fertigstellung der digitalen Jägerstätter-Edition gearbeitet, teilte Institutsleiter Andreas Schmoller auf Kathpress-Anfrage mit. Deren öffentliche Präsentation ist für den 1. Juni geplant. Die Online-Edition soll die bislang vollständigste Sammlung von Jägerstätter-Originalschriften enthalten, darunter Franziskas Briefe an ihren Mann Franz sowie Briefe von und an Franziska aus der Zeit gleich nach Jägerstätters Tod. Auch ein Brief vom 25. Februar 1936 - kurz nach dem Vorstellen der Familie in St. Radegund, ehe am 9. April 1936 die Hochzeit war - wird erstmals dabei sein, sowie Biografien des Paares sowie zentraler Briefpartner.

Was Franziska Jägerstätter betrifft, beleuchtet in der Edition die am Institut wirkende Historikerin Verena Lorber deren Rolle als "Hüterin der Erinnerung an ihren Mann". Diese Aufgabe gelte es nicht zu unterschätzen: Im Lauf der Zeit seien Menschen zunehmend nicht nur von ihrem seliggesprochenen Mann, sondern auch durch Franziska ermutigt und inspiriert worden, würdigte Putz die Rolle der vor zehn Jahren Verstorbenen. "Sie wurde mit der Zeit fast genauso wichtig wie er."

Ebenfalls im Zeichen der Jägerstätters steht in den kommenden Wochen das Jubiläum "120 Jahre Kirchweihe" in der Pfarre Linz-Herz Jesu. Nach einem bereits in der Vorwoche gehaltenen Vortrag von Erna Putz über die "Strahlkraft" des Ehepaares steht am 31. Mai (20 Uhr) die Vorführung der 2015 erschienenen Filmbiografie "Einer von uns - Franz Jägerstätter" von Lothar Riedl und Peter Schierl auf dem Programm. Als Höhepunkt gibt es am 1. Mai um 10 Uhr eine Festmesse mit Diözesanbischof Manfred Scheuer, bei der Reliquien des Seligen an die Pfarre übergeben werden.

Stütze für die Gewissensentscheidung

Franziska Jägerstätter wurde am 4. März 1913 in Hochburg (Oberösterreich) in eine große Bauernfamilie geboren. Am Gründonnerstag 1936 heiratete sie Franz Jägerstätter, 1937, 1938 und 1940 kamen die Töchter Rosalia, Maria und Aloisia zur Welt. Als Franz ein zweites Mal zur Wehrmacht einrücken sollte und er der Einberufung nicht folgen wollte, erklärte Franziska auf die Frage, warum ihr Mann nicht wieder in den Krieg gezogen sei: "Weil sie (die Nationalsozialisten) die Kirche so verfolgt haben." Sie stellte sich trotz des absehbaren tödlichen Ausgangs nicht gegen die Gewissensentscheidung ihres Mannes. Nach dem Todesurteil und einer kurzen Verabschiedung der Eheleute im Reichskriegsgericht Berlin wurde Franz am 9. August 1943 hingerichtet.

Nach dem Krieg setzte Franziska Jägerstätter die Arbeit am Bauernhof mithilfe ihres Vaters und ihrer Schwester fort. Sie war laut Putz "der apostolischste Mensch" - über 30 Jahre lang Mesnerin an der Pfarrkirche St. Radegund, Lektorin, Kommunionspenderin sowie Leiterin der pfarrlichen Katholischen Frauenbewegung. Das Todesurteil gegen Franz Jägerstätter wurde erst 1997, 54 Jahre nach seiner Hinrichtung, aufgehoben, zeitgleich zur Eröffnung des Seligsprechungsprozesses. Nach der offiziellen Bestätigung des Martyriums durch den Vatikan folgte die Seligsprechung am 26. Oktober 2007 im Linzer Mariendom, bei deren Festgottesdienst Franziska eine Reliquie ihres Mannes zum Altar trug. 2008 begegnete die von Kirche, Land Oberösterreich und der Republik Österreich mehrfach Ausgezeichnete in Rom Papst Benedikt und hatte auch dessen Vorgänger Johannes Paul II. getroffen. Bei ihrem Tod nur Tage nach ihrem 100. Geburtstag hinterließ Franziska Jägerstätter 14 Enkel und 17 Urenkel.

erstellt von: kap
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Papst mahnt: Synodaler Weg braucht mehr innerdeutschen Dialog

Papst Leo XIV. sieht den Reformprozess der deutschen Kirche noch nicht am Ziel. Beim Rückflug aus dem Libanon mahnte er mehr innerdeutschen Dialog an – und warnte vor Machtgefällen, die Stimmen vieler Gläubiger zum Verstummen bringen könnten. Vielfalt in der Synodalität sei kein Bruch, sondern Stärke.

Papst Leo XIV. startet erste Auslandsreise – Friedensbotschaft für die Türkei und den Libanon

Papst Leo XIV. startet vom 27. November bis 2. Dezember seine erste Auslandsreise in die Türkei und den Libanon. Der frühere Leiter des Augustinerordens gilt als reisefreudig und bringt weltweite Erfahrung mit.

Gemüse in der Wüste – Hoffnung für Turkana

Landwirtschaft statt Hunger: Ein Projekt verwandelt Kenias Wüste in fruchtbares Land. Am 2. Dezember besucht eine Gruppe von Aktivisten Wien und berichtet von ihrer Arbeit

Tigray hungert trotz Friedensabkommen

Tigray bleibt von Hilfen weitgehend abgeschnitten – Ordensmann warnt vor dramatischer Lage

"Leo from Chicago": Neue Papst-Doku jetzt mit deutschen Untertiteln

Dokufilm beleuchtet familiäre, schulische und religiöse Prägung von Robert Francis Prevost

Belarus: Lukaschenko begnadigt zwei katholische Geistliche nach politisch motivierten Prozessen

Ordensmänner Akalatowitsch und Juchniewicz, gegen die in offensichtlich politisch motivierten Prozessen Lagerhaft verhängt worden war, kommen frei

Friedenslicht aus Oberösterreich für Papst Leo

Florian Mitter, das Friedenslichtkind aus Oberösterreich, übergab im Vatikan das Licht aus Bethlehem an Papst Leo XIV. und zeigte sich zutiefst beeindruckt.

Kinderpalliativzentrum MOMO: Inklusion schwerkranker Kinder sichern

Wiener Einrichtung mahnt Einlösung von UN-Kinderrechtskonvention ein: "Inklusion, Teilhabe, Schutz vor Gewalt, Bildung und Beteiligung müssen für alle Kinder in unserer Gesellschaft selbstverständlich sein"

3.800 Ordensleute als weiter prägende Kraft in Kirche und Gesellschaft

Österreichweit sind die 191 Ordensgemeinschaften in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Pflege, Soziales, Kultur, Mission, Spiritualität und Seelsorge eine nicht wegzudenkende Größe.

Propst Sonnleitner: "Musik ist für mich ein Teil von Seelsorge"

Gefragter Organist an Spitze der Augustiner Chorherren von St. Florian ist kurz nach seiner Wahl mit drei unerwarteten Interessenten aus dem Kongo konfrontiert

Neues Buch gibt bislang unbekannte Einblicke in das Konklave 2025

Vatikanjournalisten öffnen in "Das letzte Konklave" den Blick auf Wahlgänge, Pannen und Anekdoten aus der Sixtinischen Kapelle.

Stift Klosterneuburg: René Girards Denken über Neid und Gewalt im Fokus

Das Stift Klosterneuburg präsentiertr das Buches "Neid, Gewalt und Sündenböcke" von Stiftskämmerer Elias Carr.

Katholische Jungschar fordert Partizipation: „Frag mich doch!“

Zum Internationalen Tag der Kinderrechte am 20. November macht die Katholische Jungschar Österreichs mit ihrer Kinderrechteaktion auf das Recht auf Partizipation aufmerksam.

Kardinal-König-Kunstpreis 2025 geht an Huda Takriti

Der seit 2005 alle zwei Jahre vergebene Preis zeichnet internationale Künstlern aus Österreich aus, die mit ihren Werken Debatten bereichern.

 

Papst Leo XIV. in Rom: Sant'Anselmo als „pulsierendes Herz“ für die Weltkirche

Papst Leo ermunter Benediktiner, Christus in den Mittelpunkt ihres Lebens und ihrer Mission zu stellen

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