Grazer Bischof Krautwaschl würdigt bei Wiener Festakt Rolle von kirchlicher Erwachsenenbildung in Krisenzeiten. Weihbischof Turnovszky: Erwachsenenbildung "Kernaufgabe der Kirche".
Die Europäische Föderation für Katholische Erwachsenenbildung (FEECA) hat am Montag, 23. Oktober 2023, in Wien ihr 60-Jahre-Jubiläum gefeiert. Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl würdigte in seinen Grußworten im Rahmen des Festakts das vielfältige Engagement der kirchlichen Erwachsenenbildung. Die Gesellschaft in Europa stehe vor vielfältigen Herausforderungen: "Klimakrise, Migration, der Krieg in der Ukraine und damit mitten in Europa, ein Erstarken des Nationalismus, eine schwieriger werdende wirtschaftliche Situation nach der Pandemie und durch den Ukrainekrieg". Bei der Bewältigung dieser Krisen spiele die Katholische Erwachsenenbildung eine wichtige Rolle, zeigte sich Krautwaschl, innerhalb der Österreichischen Bischofskonferenz für Bildungsfragen zuständig, überzeugt.
Der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky, der in Vertretung Kardinal Schönborns, der sich aktuell bei der Synodenversammlung in Rom aufhält, an der Feier teilnahm, betont die Bedeutung der Bildungsarbeit als "Kernaufgabe der Kirche". Letztlich mache das christliche Welt- und Menschenbild die katholische Erwachsenenbildung im breiten Spektrum der Bildungsangebote aus, so der Bischof. "Im Mittelpunkt steht immer der einzelne Mensch in seiner Einmaligkeit." Dieser stehe aber nicht allein, sondern sei immer in Beziehung zu den Mitmenschen und zu Gott. Diese Beziehungen machten die besondere Qualität der katholischen Erwachsenenbildung aus und zeigten deutlich ihre Gesellschaftswirksamkeit, so Turnovszky.
Der Erste Vizepräsident des Europaparlaments, Othmar Karas, wandte sich mit einer Videobotschaft an die Festgäste. Der Politiker und Katholik erinnerte daran, dass das "Christentum und Europa untrennbar miteinander verbunden" seien und wünschte der FEECA viele weitere "erfolgreiche Jahre der Bildung, des Dialogs und des Engagements für ein geeintes Europa". Das Jubiläum repräsentiere nicht nur eine lange Geschichte, sondern auch ein "erfülltes Engagement für die Bildung im Rahmen unserer Europäischen Gemeinschaft". Bildung leiste einen unschätzbaren Beitrag für ein vereintes Europa, hob der EVP-Politiker hervor.
Auch FEECA-Präsident Hubert Petrasch betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung eines geeinten Europas. Es gelte "heute mehr denn je, Erwachsenenbildung nicht nur unter dem Deckmantel der wirtschaftlichen Nutzbarkeit zu sehen", appellierte er. "Ganz aktuell zeigen die verheerenden Bilder und Nachrichten aus den Kriegsgebieten in Israel und Palästina, wie wichtig Achtsamkeit, Empathie und soziales Verstehen in der Bildung sind". Das zeige, "dass die katholische Erwachsenenbildung gesellschaftswirksam sein soll", so der FEECA-Präsident.
In der "FEECA - Europäische Föderation für Katholische Erwachsenenbildung" sind die nationalen Zusammenschlüsse für katholische Erwachsenenbildung im ganzen europäischen Raum vernetzt. Österreich nimmt dabei seit Jahren eine prominente Stellung ein und stellt mit Hubert Petrasch bereits zum dritten Mal die Präsidentschaft, nach Erika Schuster und Karl Kalcsics. Zu den Aufgaben der 1963 gegründeten Föderation zählt neben der Förderung der katholischen Bildungsarbeit auch die Durchführung von Tagungen, Öffentlichkeitsarbeit sowie die Entwicklung von Projekten.