Die Konzilsgedächtniskirche von innen
Die Konzilsgedächtniskirche von innen
„Bahnhof“ oder „Garage“ wird die Konzilsgedächtniskirche in Wien-Hietzing wenig schmeichelhaft genannt. Der Betonbau hat nicht nur Freunde. Wer hier aber schon einmal eine Messe mitgefeiert hat, weiß um seine Vorzüge.
Vor 50 Jahren, am 22. Juni 1968, wurde die Pfarrkirche geweiht. Bis heute gilt sie als Musterbeispiel für die Umsetzung der Konzilsideen im Kirchenbau.

Rund 10.000 Katholiken lebten in den 1960er Jahren in Lainz (Wien 13). In der kleinen barocken Pfarrkirche fanden sie nur noch im Schichtbetrieb Platz. Acht Gottesdienste wurden jeden Sonntag gefeiert, dazu eine Kindermesse im Pfarrheim und vier Messen in der kleinen Kirche des Exerzitienhauses der Jesuiten. Für das Gemeindeleben war das eine enorme Herausforderung.
„Als endlich eine neue, große Kirche gebaut werden sollte, war die Stimmung euphorisch“, erinnert sich Heinz Gerstbach. Der ehemalige Bezirksvorsteher von Hietzing wuchs in der Pfarre Lainz-Speising auf, dokumentierte den Bau der neuen Kirche und weiß noch so manches Detail, das über die Jahrzehnte in Vergessenheit geriet.
Vier Architekten wurden 1965 zu einem Wettbewerb eingeladen, das Siegerprojekt sollte die neue Lainzer Kirche werden. Allerdings wurde kein Sieger gekürt, die Architekten Ottokar Uhl und Josef Lackner wurden beide zweite und die Erzdiözese Wien überließ die Entscheidung den Jesuiten und der Gemeinde.
„Wir waren eindeutig für Lackner“, sagt Heinz Gerstbach, der damals im Pfarrbeirat (heute Pfarrgemeinderat) war, „die Kirche hat etwas Besonderes gehabt.“ Der Tiroler Josef Lackner, der in Innsbruck bereits für die Jesuiten gebaut hatte, erhielt den Zuschlag.
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) stellte an die Kirchengebäude neue Anforderungen. Gewünscht war nun unter anderem ein freistehender Altar, um den sich die Gemeinde versammeln kann.
Mit dem klaren, stützenlosen, quadratischen Raum verwirklichte Josef Lackner die Vorgaben des Konzils eindrucksvoll. Taufbecken, Beichtstühle und Nebenaltäre integrierte er in die Wände, sie umrahmen das gemeinschaftliche Geschehen.
Das Zentrum des Raumes bildet der Altar, der an drei Seiten von Kirchenbänken umstanden ist. Die Eingänge an den vier Ecken betonen die Mitte zusätzlich.
Einige Änderungen musste der Architekt allerdings vornehmen. Die Gemeinde wünschte sich einen größeren Chorbereich und die Jesuiten wollten zusätzliche Nebenaltäre und Beichtstühle.
Ob die Beichtstühle „abhörsicher“ waren, überprüfte Josef Lackner höchstpersönlich und kam zu einem schlechten Ergebnis. Mit Teppich und Dämmung konnte Abhilfe geschaffen werden.
Der Rundgang unter dem Dach war in Lackners ersten Plänen nicht vorgesehen, er wollte dort Pflanzentröge anbringen. Auch das große Tor (Bischofstor) gegenüber der Sakristei hatte er nicht geplant, doch der Baubehörde waren die vier kleinen Eingänge zu wenig.
Um Platz für den Neubau zu schaffen, mussten einige Gebäude abgerissen werden, auch die neuromanische Kirche des Exerzitienhauses der Jesuiten.
Josef Lackner wollte den Bauschutt der alten Kirche in Fertigteile pressen und für die neue Kirche verwenden. Daraus wurde aber nichts, erzählt Heinz Gerstbach: „Als er den Zuschlag erhielt, war die Kirche schon abgerissen und der Schutt weg.“
Der Wechsel von einer Barockkirche zu einem Betonbau fiel nicht allen leicht. „Natürlich gab es auch Kritik und die üblichen Sprüche von der ,Vater
Unser-Garage‘“, sagt Heinz Gerstbach, „hauptsächlich ging es darum, dass man von außen nicht gesehen hat, dass es eine Kirche ist.“
Als das Bischofstor später mit einem Kreuz-Mosaik des Künstlers Hermann Bauch geschmückt wurde, verstummten viele Kritiker.
„Unsere Kirche ist für den Gottesdienst ideal“, schwärmt Heinz Gerstbach, „in ganz Wien gibt es keine zweite Kirche, die die Gottesdienstfeier so ermöglicht, wie es sein soll und wie wir es uns wünschen.“ Ihrem Namen wird die „Konzilsgedächtniskirche“ wahrhaft gerecht.
22. Juni, 18.30 Uhr: Festmesse 50 Jahre Konzilsgedächtniskirche
23. September, 10.00 Uhr: Lainzer Kindermesse reloaded, mit P. Werner Hebeisen SJ
21. Oktober, 10.00 Uhr: Lainzer Jubiläumsmesse von Akos Banlaky
18. November, 18.30 Uhr: Gospelmesse, 20 Uhr: Jubiläumskonzert mit HELPASOL
25. November, 18.30 Uhr: Lainzer Jugendmesse reloaded, mit P. Georg Sporschill SJ und der Roma-Musikgruppe Shatra Elijah

Die Konzilsgedächtniskirche von außen .
Der Architekt
studierte bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste in Wien, war Professor an der Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur der Universität Innsbruck und später Dekan.
Für seine Entwürfe erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.
Kirchen
von Josef Lackner sind u.a. die Pfarrkirche Neu-Arzl (Innsbruck), St. Emmaus in Völs oder die Glanzinger Pfarrkirche.
Vor 50 Jahren wurde die Konzilsgedächtniskirche in Wien Lainz geweiht. „Vater Unser-Garage“ oder der große Wurf?
Radiotipp
Monika Fischer fördert die Geschichte und die G’schichtln rund um Josef Lackners Betonbau zutage.
Am 18. Juni, 17:30 Uhr.
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
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