Sr. Restituta Kafka, Skulptur von Alfred Hrdlicka im Stephansdom.
Sr. Restituta Kafka, Skulptur von Alfred Hrdlicka im Stephansdom.
Dompfarrer Faber nahm in seiner Ansprache Bezug auf Alfred Hrdlicka, der die Büste Sr. Restitutas in der Barbarakapelle geschaffen hatte. Faber konnte zu der Gedenkstunde auch Walter Baier begrüßen, den ehemaligen Vorsitzenden der KPÖ.
Im Wiener Stephansdom ist am Montagabend, 29. Oktober 2018 der vor 75 Jahren von den Nazis hingerichteten Ordensfrau Sr. Maria Restituta Kafka sowie auch der mit ihr am gleichen Tag exekutierten Mithäftlinge im Landesgericht gedacht worden. Die meisten waren Straßenbahner und Mitglieder einer kommunistischen Widerstandszelle. Dompfarrer Toni Faber konnte zu der Gedenkstunde zum kirchlichen Gedenktag Restitutas, an dem das Todesurteil gegen sie verhängt worden war, über 300 Mitfeiernde begrüßen, darunter auch Walter Baier, den ehemaligen Vorsitzenden der KPÖ.
Faber nahm in seiner Ansprache Bezug auf Alfred Hrdlicka, der die Büste Sr. Restitutas in der Barbarakapelle geschaffen hatte: "Er war ein bekennender kommunistischer Künstler. Wir waren die Mitarbeit von jemanden mit dieser Weltanschauung nicht gewohnt. Aber in der Zusammenarbeit hat sich sehr viel Gemeinsames ergeben."
Walter Baier erinnerte an seine Kindheit und Jugend in einem kommunistischen Elternhaus. Es habe auch dort eine große Verbundenheit mit dem Stephansdom gegeben: "Er war auch unser Haus, er ist das Haus aller, die für Recht und Gerechtigkeit eintreten."
An der Gedenkstunde wirkten u.a. Kammerschauspielerin Elisabeth Orth, die Restituta-Biographin und Franziskanerin Sr. Ruth Beinhauer sowie der syrische Sänger Mayas Alkhativ mit. Das Motto der Texte und Musikstücke lautete "Geschwisterlichkeit".
Die Franziskanerin Maria Restituta Kafka, geboren am 1. Mai 1894 in Brno/Brünn, weigerte sich nach dem "Anschluss", die Kreuze aus den Krankenzimmern ihres Arbeitsplatzes, des Mödlinger Spitals, abzuhängen. Sie lehnte es auch ab, zwischen "deutschrassigen" und "fremdrassigen" Patienten zu unterscheiden, wenn ein Nahrungs- oder Arzneimittel knapp wurde. Sie kümmerte sich um alle Kranken, auch Zwangsarbeiter. Ein SS-Arzt überraschte Restituta, wie sie einer Sekretärin zwei Flugblätter aus dem Widerstand in die Maschine diktierte. Am 18. Februar 1942 wurde sie verhaftet, am 29. Oktober 1942 verurteilte der Volksgerichtshof die Ordensfrau "wegen landesverräterischer Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode".
Ihren Mitgefangenen wurde "Restl" zum Vorbild. Sie half und sie teilte, "ohne Rücksicht auf Nationalität oder Weltanschauung", wie eine befreundete Kommunistin bestätigte. In trostloser Umgebung verbreitete sie Gottvertrauen: "Es wird alles gut; das Böse kann nicht siegen." Bis zum 30. März 1943 musste Restituta in einer Einzelzelle auf ihren Tod unter dem Fallbeil warten.
Kardinal Christoph Schönborn war beim Restituta-Gedenken im Vorjahr auch auf die mit Resituta hingericheten Kommunisten eingegangen. "Als Sr. Restituta dran war, wurden gerade im Zwei-Minuten-Takt sechs Straßenbahner aus Wien-Brigittenau exekutiert, illegale Kommunisten, deren Verbrechen darin bestanden hatte, dass sie am Grab eines ihrer exekutierten Kollegen einen Kranz niedergelegt hatten. Für einen schlichten Akt der Humanität wurden diese Männer enthauptet, und mitten unter ihnen Sr. Restituta. Sie sind keine christlichen Märtyrer, aber sie sind Zeugen, Märtyrer der Humanität", hatte der Wiener Erzbischof betont.
Restituta wurde am 21. Juni 1998 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Für den Stephansdom gestaltete der Bildhauer Alfred Hrdlicka eine Bronzebüste, eine überaus ausdrucksstarke Darstellung der Märtyrerin. Auf ihrer Brust trägt Restituta dabei blutrot die Namen der mit ihr hingerichteten kommunistischen Straßenbahner.