Mirko Vidovic, Benedict-Charbel v. Kreuz, Siegfried Bammer, Krystian Podgórni, Kardinal Christoph Schönborn, Anselm Becker, Ales Ullmann, Boris Porsch (von li.n re)
Mirko Vidovic, Benedict-Charbel v. Kreuz, Siegfried Bammer, Krystian Podgórni, Kardinal Christoph Schönborn, Anselm Becker, Ales Ullmann, Boris Porsch (von li.n re)
Kardinal Schönborn an Neupriester: Brüder, Ihr steht am Anfang. Es liegt viel Hoffnung auf euch!
„Hier bin ich!“ mit diesen Worten erklärten am Samstag Vormittag im Stephansdom Siegfried Bamer, Ales Ullmann, Anselm Becker, Boris Porsch, Krystian Podgórni, Mirko Vidovic und und Br. Benedict-Charbel Telesklav csj, vor Kardinal Christoph Schönborn zu Beginn der Feier ihrer Priesterweihe die Bereitschaft, sich in den Dienst der Verkündigung und der Feier der Sakramente zu stellen.
Am feierlichen Gottesdienst konnten aufgrund der aktuellen Einschränkungen nur rund 700 Personen teilnehmen. Gut 3.600 Personen feierten über Livestream mit.
Musikalisch gestaltet wurde die Feier vom Vokalensemble St. Stephan unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Landerer, den Dombläsern und der neokatechumenalen Gemeinschaft. An der Orgel war Florian C. Reither. Erstmals seit über 25 Jahren erklang bei einer Priesterweihe die kürzlich gesegnete Riesenorgel wieder.
Jesus - die Quelle aller Fruchtbarkeit
"Stellt das Leben unter das Zeichen des Kreuzes", wandte sich der Wiener Erzbischof beim festlichen Weihegottesdienst an die Neupriester. Jesus als "Quelle aller Fruchtbarkeit" bleibe dabei treu der Freund der Menschen, "selbst wenn wir untreu sind", versicherte Schönborn: "Steht fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn, liebe Brüder", zitierte der Kardinal ein Wort des Apostels Paulus. Dies sei die Quelle für ein fruchtbringendes Leben.
Ausdrücklich sprach der Wiener Erzbischof, der selbst Ende Dezember mit dem Goldenen Priesterjubiläum den 50. Jahrestag seiner Priesterweihe begehen wird, auch immer wieder auftauchende Skandale im weltweiten Klerus an. "Es ist kein Zufall, dass wir Priester in der öffentlichen Meinung ganz unten stehen. Das tut weh - es ist zum Weinen", sagte Schönborn in seiner Predigt. "Ihr aber steht am Anfang, und es liegt viel Hoffnung auf euch", sprach der Kardinal den Neupriestern Mut zu.
Den Weg zum Himmel zeigen
Die Weihekandidaten rief Schönborn auf, sich in ihrem Priesterleben nicht selbst in den Mittelpunkt zu stellen oder bloß für sich selbst zu leben, sondern für andere da zu sein. "Wer für sich selber lebt, lebt am Leben vorbei - das ist eine unerbittliche Wahrheit, und die gilt für die Verheirateten genauso wie für uns Ehelose", sagte Schönborn. Für das Leben als Priester sei "der ehelose Egoismus eine große Bedrohung", warnte der Kardinal: "Man richtet sich ein, lebt für sich selbst."
Um dem zu entgehen, empfahl Schönborn den Neupriestern auch den Blick auf ihre Eltern und die Familien, in denen sie geboren wurden. "Die Ehe ist eine große Schule gegen den Egoismus", sagte Schönborn. "Vergesst nicht eure eigenen Familien" und "denkt an die Menschen, die euch selbstlos gefördert haben", riet er den Weihekandidaten: "Einfach da sein für andere - wie wunderbar ist das."
Insgesamt seien Priester berufen, "den Weg zum Himmel zu zeigen", führte der Kardinal weiter aus. "Wir sind nur Gast auf Erden", zitierte Schönborn eine bekannte Liedzeile, betonte aber, dass dies keine "Flucht aus der Welt" bedeute. Vielmehr gehe es um das Gesetz der Pilgerschaft, so der Wiener Erzbischof: "Wer das Leben als Pilgerschaft versteht, der versteht das Leben als Solidarität. Du kannst nicht unterwegs sein, wenn du nicht mit anderen unterwegs bist, die dich mitnehmen auf den Weg, und die du mitnimmst auf dem Weg."
Weihe
Wie schon bei der Diakonenweihe im September wurden manche Elemente der Weihe, etwa das Gehorsamsversprechen im gebotenen Abstand vollzogen. Beim zentralen Akt der Handauflegung schlossen sich dem Bischof unter dem Geläut der Pummerin die sechs Hauptkonzelebranten im Namen aller Priester an. Darauf folgte das vom Erzbischof gesungene feierliche Weihegebet.
Nach den ausdeutenden Zeichenhandlungen: der Bekleidung mit den liturgischen Gewändern, der Salbung der Hände mit Chrisam und der Überreichung von Hostenschale und Kelch mit Wein, feierten die Neupriester gemeinsam mit dem Erzbischof erstmals die Eucharistie.
Nach dem feierlichen Te Deum bat Boris Porsch im Namen aller Neupriester die Anwesenden um die Unterstützung für den Bau der Christkönigskathedrale von Belo Horizonte in Brasilien und des damit verbundenen Sozialzentrums.
Unter dem Klang der Riesenorgel ging die zweistündige feierliche Liturgie zu Ende.
Erste Kaplanstellen
Bereits am 1. Oktober war der Wiener Seminarist Christoph Sperrer in Rom zum Priester geweiht worden. In den kommenden Tagen und Wochen werden die Neupriester in ihren Heimatpfarren ihre sogenannten „Primiz“ feiern und dann ihren Dienst als Priester in der Erzdiözese antreten.
Siegfried Bammer wird Kaplan im Pfarrverband Leiserberge,
Boris Porsch Kaplan im Pfarrverband Hernals,
Anselm Becker Kaplan im Pfarrverband KaRoLieBe und Regionalseelsorger der Jungen Kirche,
Christoph Sperrer wird Kaplan in den Pfarren Bad Schönau und Kirchschlag in der Buckligen Welt sowie Regionalseelsorger der Jungen Kirche,
Krystian Podgórni Kaplan im Pfarrverband Am Jakobsweg-Weinviertel,
Mirko Vidovic wird Kaplan in der Pfarre Hildegard Burjan
Ales Ullmann wird Kaplan in den Pfarren Gießhübl und Perchtoldsdorf
Pater Benedict-Charbel Telesklav wird innerhalb seiner Ordensgemeinschaft tätig sein.
Priesterweihen in Zeiten von Corona
Seit 2011 hat Österreichs Kirche heuer erstmals wieder mehr als dreißig Neupriester. Im langjährigen Durchschnitt liegen die Priesterweihen bei 24 neugeweihten Diözesan- und Ordenspriestern.
Die erste Priesterweihe des Jahres war noch vor dem Lockdown am 25. Jänner durch Bischof Zsifkovics in der Wiener Kalasantinerkirche.
Kardinal Schönborn hat am 29.September zwei Ordensmänner in Kleinmariazell und am 10. Oktober fünf Zisterziensermönche in Heiligenkreuz zu Priestern geweiht. Am 13. November wird Bischof em. DDr. Klaus Küng einen Oratorianer in der Wiener Rochuskirche weihen. Der Großteil der neuen Ordenspriester wird auf dem Gebiet der Erzdiözese Wien seelsorglich tätig sein.
In den österreichischen Diözesen Graz, Linz und Klagenfurt, sowie in den Stiften Schlägl und Herzogenburg fanden seit September ebenfalls Priesterweihen statt. Am 31.Oktober 2020 wird Kardinal Schönborn zwei Jesuiten in Innsbruck zu Priestern weihen.