In Rom und in Wien ist in den vergangenen Tagen auch von kirchlichen Stimmen energisch für Friede in Syrien und einen Rückzug der türkischen Armee aus der syrischen Kurdenregion mit dem Zentrum Afrin demonstriert worden.
In Rom und in Wien ist in den vergangenen Tagen auch von kirchlichen Stimmen energisch für Friede in Syrien und einen Rückzug der türkischen Armee aus der syrischen Kurdenregion mit dem Zentrum Afrin demonstriert worden.
Seit Ende November kein einziger Konvoi mehr zu Menschen in belagerten Ortschaften.
In Rom und in Wien ist in den vergangenen Tagen auch von kirchlichen Stimmen energisch für Friede in Syrien und einen Rückzug der türkischen Armee aus der syrischen Kurdenregion mit dem Zentrum Afrin demonstriert worden.
Mit Spannung erwartet wird jetzt der Besuch von Präsident Recep Tayyip Erdogan bei Papst Franziskus am Montag, 5. Februar 2018. Erdogan hatte vom orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. Unterstützung - allerdings verhalten formuliert - für seinen Feldzug bekommen, und er versucht jetzt offenbar, auch den Papst für seinen "gerechten Krieg" zu gewinnen. Der Papst wird allerdings diesbezüglich kaum zu überzeugen sein.
Bereits vor einigen Tagen hatte Kardinal Mario Zenari, Apostolischer Nuntius in Syrien, in einem Interview mit Radio Vatikan erklärt, die Kirche höre nicht auf zu appellieren, "dass der Schrei der Armen gehört" werde und den Verantwortlichen das Leid der Kinder vor Augen stehe. "Versucht alles Mögliche zu tun, um wenigstens das Ende der Gewalt zu erreichen", so Zenari zur neuen gewaltsamen Entwicklung in Syrien. Der Angriff Erdogans auf die kurdische Stadt Afrin hatte innerhalb einer Woche 110 Menschenleben und mehr als 200 Verletzte unter der Zivilbevölkerung gefordert. Die Stadt Afrin ist auch aus archäologischer Sicht wichtig. Auf einem Afriner Berg gibt es drei historische Stätten, die Teil des UNESCO-Welterbes der Menschheit sind. Die Gebäude stammen aus hethitischer, römischer und byzantinischer Zeit.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation mit großem Interesse beobachtet wird auch der aktuelle Europabesuch des syrisch-orthodoxen Patriarchen Ignatius Aphrem II. Der Patriarch eröffnet unter anderem am Mittwoch, 7. Februar 2018 in Salzburg eine internationalen theologische Konferenz zu den Schriften von Severus von Antiochien. Am Neujahrsempfang Aphrems in Damaskus, vor der Abreise des Patriarchen, nahm auch Nuntius Kardinal Zenari teil.
Der Patriarch erinnerte in seinem Rückblick auf das Jahr 2017 an die Not vieler Menschen in Syrien. Er hoffe, dass das Jahr 2018 das Ende der Konflikte und der Gewalt bringen wird, die Syrien und den ganzen Nahen Osten belasten. Ignatius Aphrem II. dankte den Botschaftern und ihren Regierungen für ihre Solidarität mit Syrien. Die internationale Staatengemeinschaft forderte er eindringlich auf, sich für ein Ende aller Formen der ausländischen Unterstützung für die irregulären Milizen einzusetzen, die auf syrischem Staatsgebiet aktiv sind.
Kardinal Zenari betonte in einer kurzen Rede, dass die Kirchen auch künftig zum Wiederaufbau von Syrien beitragen werden, was die Versöhnung und die Rückkehr zu einer friedlichen Koexistenz zwischen den verschiedenen Komponenten des syrischen Volkes begünstigen könne.
Die syrische Regierung bezeichnete unterdessen die Offensive der Türkei in der Region Afrin als illegale Aggression und drohte mit Gegenmaßnahmen. Die Präsenz fremder Truppen in Nordsyrien werde als Besetzung betrachtet und dementsprechend behandelt, hieß es am Donnerstag in einer Erklärung des Außenministeriums, die im syrischen Staatsfernsehen verlesen wurde.
Die Türkei hatte zuletzt angekündigt, ihre Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien auf das gesamte Grenzgebiet auszuweiten. Dies würde einen Einsatz auf syrischem Boden bis hin zur Grenze zum Irak im Osten bedeuten. Bei der Offensive in der Grenzregion Afrin sind nach russischen Angaben nicht wie allgemein berichtet 110, sondern bereits mehrere hundert Menschen getötet worden. Die syrische Regierung von Präsident Bashar al-Assad wird von Russland militärisch unterstützt.
Beobachten zufolge ist der Papst über die neueste Entwicklung im Syrien-Krieg entsetzt und verärgert. Bisher hat sich Franziskus allerdings noch nicht zu der Entwicklung geäußert, beklagt aber immer wieder "Kriegsstürme" und appelliert an Konfliktparteien in aller Welt.
In Wien solidarisierte sich unterdessen Dompfarrer Toni Faber mit den Kurden, die gegen Erdogan demonstrierten. Faber erlaubte die Aushängung eines Transparents auf dem Stephansdom, das den Schriftzug "Friede für die Kurden in Syrien" zeigte.
"Gemeinsam ein Zeichen setzen" habe man angesichts der Offensive der türkischen Armee gegen die Kurdenmiliz YPG in der nordsyrischen Region Afrin wollen, erklärten der Dompfarrer und der kurdischstämmige Sozialarbeiter Ali Gedik den zu der "plakativen" Aktion geladenen Medienvertretern vor dem Dom. Unterstützung erfuhr die Friedensaktion von Faber und Gedik u.a. durch den geschäftsführenden SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder und SPÖ-Integrationssprecherin Nurten Yilmaz. "Es ist jetzt so wichtig, dass niemand die Augen verschließt vor dem, was in Afrin passiert", erklärten die beiden in einer gemeinsamen Aussendung. "Die Kurden haben im Kampf gegen den IS so viele Opfer gebracht, sie haben den Respekt und den Schutz durch die internationale Gemeinschaft verdient."
Die humanitäre Situation in Syrien wird unterdessen immer desolater. Seit Ende November habe es keinen einzigen Konvoi mehr zu Menschen in belagerten Ortschaften gegeben, sagte der UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland am Donnerstag in Genf. "So schlimm war die Lage nicht, seit wir unsere Arbeit 2015 begonnen haben", sagte er. Nie zuvor habe die Regierungsseite zwei Monate lang sämtliche Anträge auf Konvoifahrten zu den Bedürftigsten abgeblockt. Auch die Rebellenseite sei kaum noch kooperativ. Die humanitäre Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen sei auch höchst besorgt über die Lage der Zivilisten in Afrin, wo die Türkei am 20. Jänner eine Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz YPG startete.
Mehr als 2,8 Millionen Mal hätten Menschen im vergangenen Jahr aus ihrem Wohn- oder Zufluchtsort fliehen müssen, manche von ihnen mehrfach, sagte Egeland. Besonders viele seien in die Provinz Idlib geflohen. Dort seien mehr als 640.000 Menschen angekommen, aber nun werde dort ebenfalls gekämpft. Egeland rief dringend zu einer Kampfpause auf, um die Menschen zu versorgen. Insgesamt seien von den 2,4 Millionen Einwohnern Idlibs 1,2 Millionen Vertriebene.