Papst Franziskus leitet die Chrisammesse im Petersdom.
Papst Franziskus leitet die Chrisammesse im Petersdom.
Geistliche müssten mehr als "Automaten für die Ausgabe von Öl in Flaschen" sein und sich selbst für andere hingeben.
Papst Franziskus hat die heiligen Öle geweiht, die in der katholischen Kirche etwa zu Krankensalbung, Taufe oder bei Priesterweihen verwendet werden. Diese sogenannte Chrisam-Messe feiern katholische Bischöfe in aller Welt traditionell in der laufenden Karwoche im Beisein vieler Priester, Diakonen und auch Seminaristen ihrer jeweiligen Diözese. Franziskus rief Geistliche bei dem Gottesdienst im Petersdom am Donnerstagvormittag, 18. April 2019 zur Erneuerung ihres Glaubens und zur Volksnähe auf.
"Wer zu salben und zu segnen lernt, wird von der Kleinlichkeit, vom Missbrauch und von der Grausamkeit geheilt", sagte der Papst. Zugleich rief er zur Besinnung auf die eigene Kultur auf, um "ideologische Kolonisierung" zu verhindern. "Nur die Salbung der eigenen Kultur, die durch das Werk und die Kunst unserer Vorfahren geschmiedet wurde, kann unsere Städte von diesen neuen Sklavereien befreien", so Franziskus.
Priester müssten mehr als "Automaten für die Ausgabe von Öl in Flaschen" sein und sich selbst für andere hingeben, ihr "Herz verschenken", sagte der Papst vor Tausenden Geistlichen seiner Diözese Rom sowie anderer Diözesen. Sie dürften keine Scheu haben, im Kontakt mit den Menschen auch in Kontakt mit deren Wunden, Sünden und Problemen zu treten. Er persönlich verwende gerne reichlich Chrisam, sagte Franziskus: "Wenn man reichlich salbt, macht man die Erfahrung, dass sich dort auch die eigene Salbung erneuert."
Der Papst rief besonders dazu auf, sich um Arme, Kranke und Gefangene zu kümmern. "In dieser Salbung liegt das Heilmittel für alle Traumata, die Menschen, Familien und ganze Völker wie Ausgeschlossene und Überflüssige am Rand der Geschichte unbeteiligt lassen", so Franziskus.
Am Donnerstagnachmittag begibt sich Papst Franziskus in die Justizvollzugsanstalt Velletri südöstlich von Rom. Er wird dort mit Häftlingen den Gründonnerstagsgottesdienst feiern und zwölf Personen die Füße waschen, wie es Jesus bei seinen Jüngern tat. Mit der Erinnerung an das Letzte Abendmahl Jesu beginnen die "Österlichen drei Tage", die das Gedenken an die Kreuzigung Jesu am Karfreitag beinhalten und in der Feier der Auferstehung Christi in der Osternacht ihren Höhepunkt finden.
Am Karfreitag steht für den Papst neben der Feier vom Leiden und Sterben Christi im Petersdom (17 Uhr) der abendliche Kreuzweg beim Kolosseum (21.15 Uhr) auf dem Programm. Dabei gehen Gläubige im Schein von Kerzen die 14 Stationen des Leidensweges Jesu nach. Die Meditationstexte stammen in diesem Jahr von der italienischen Ordensfrau und Aktivistin gegen Menschenhandel Eugenia Bonetti.
In der Osternachtfeier am Samstagabend (20.30 Uhr) wird Franziskus in der Vorhalle des Petersdoms feierlich das Osterlicht entzünden und so an die Auferstehung Jesu erinnern. Voraussichtlich nimmt er in dem Gottesdienst auch einige Erwachsene durch Taufe und Firmung in die katholische Kirche auf.
Nach der Festmesse am Ostersonntag auf dem Petersplatz verkündet der Papst zu Mittag seine Osterbotschaft, in der er üblicherweise auf Konflikte und Notlagen weltweit eingeht. Anschließend erteilt er den traditionellen Segen "Urbi et orbi", "Der Stadt und dem Erdkreis". ORF 2 überträgt Messe und Segen aus Rom live.