Hunderte Menschen haben sich gestern Abend in Wien zu einem bewegenden Friedensgebet versammelt. Sie gedachten der Opfer eines Terroranschlags auf eine Kirche in Damaskus vor zehn Tagen.
Die Wiener antiochenisch-orthodoxe Gemeinde hatte zu der Feier in die Augustinerkirche geladen. Metropolit Isaak (Barakat), das Oberhaupt der Gemeinde für Deutschland und Österreich, reiste extra an, um den Gottesdienst zu leiten.
Anschließend zogen die Teilnehmer mit Kerzen in einem stillen Marsch durch die Innenstadt zum Stephansplatz. Begleitet wurden sie dabei von wichtigen Kirchenvertretern, darunter der katholische Weihbischof Franz Scharl.
Metropolit Isaak zeigte sich tief betroffen: Der Anschlag habe "eine betende Gemeinde in zerrissene Körper verwandelt." Er verurteilte die Tat als Botschaft "gegen jede Religion, gegen die Werte der Menschlichkeit." Auch wenn der Anschlag Tausende Kilometer entfernt geschah, habe er "jeden, der davon gehört hat, tief im Herzen getroffen," so Isaak.
Der Metropolit dankte Österreich für die Aufnahme syrischer Geflüchteter und betonte die friedliche Botschaft des Christentums: "Unsere Hand bleibt dem anderen weiterhin ausgestreckt – selbst wenn ihre Finger abgetrennt und sie mit Blut bedeckt ist."
Weihbischof Scharl rief am Rande der Veranstaltung zu mehr Solidarität mit den bedrängten Christen im Nahen Osten auf.
Die Wiener Gemeinde gehört zum Patriarchat von Antiochien, einem der fünf großen alten Kirchenzentren neben Rom, Konstantinopel, Alexandria und Jerusalem. Die Gläubigen, hauptsächlich in Syrien und im Libanon beheimatet, feiern ihre Gottesdienste oft auf Arabisch. Das Oberhaupt, Patriarch Johannes X., hat seinen Sitz in Damaskus.