Die rund 25 bis 30 Gottesdienststätten in allen großen Städten Österreichs, die von Priestern der katholischen Ostkirchen betreut werden, seien sehr lebendige Gemeinden, so Kardinal Schönborn.
Die rund 25 bis 30 Gottesdienststätten in allen großen Städten Österreichs, die von Priestern der katholischen Ostkirchen betreut werden, seien sehr lebendige Gemeinden, so Kardinal Schönborn.
Wiener Erzbischof auf Vollversammlung der Ostkirchenkongregation im Vatikan: Katholische Ostkirchen sind "unabdingbarer Teil" der gesamtkatholischen Tradition.
Durch die jüngste Immigration von Menschen aus dem Nahen Osten, aber auch aus Ländern wie der Ukraine, aus Ostungarn oder der Ostslowakei erlebt Wien ein "neues Aufblühen der katholischen Ostkirchen". Das betonte Kardinal Christoph Schönborn bei der am Freitag, 22. November 2013, zu Ende gegangenen Vollversammlung der Ostkirchenkongregation im Gespräch mit "Radio Vatikan".
Der Wiener Kardinal nahm als Mitglied der Ostkirchenkongregation ebenso wie unter anderem die Kardinäle Reinhard Marx aus München oder André Vingt-Trois aus Paris sowie alle katholischen Patriarchen und Großerzbischöfe der mit Rom unierten Ostkirchen an der Vollversammlung teil. Die Versammlung stand unter dem Titel "Die katholischen Ostkirchen 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil". Am Donnerstag trafen die Patriarchen und Mitglieder der Ostkirchen-Kongregation mit Papst Franziskus zusammen.
Wien habe eine lange, schon auf Kaiserin Maria Theresia zurückgehende Tradition der Ostkirchenkirchen-Präsenz dank des Priesterseminars für den griechisch-katholischen Klerus. Die Stadt sei auch Drehscheibe für den Dialog mit den katholischen Ostkirchen, so Schönborn.
"Dank der von Kardinal König gegründeten Stiftung Pro Oriente stehen wir seit fast 50 Jahren in sehr intensivem Kontakt zu den Ostkirchen. Und in den letzten Jahren haben wir viel getan, um die griechisch-katholische Kirche bei uns präsenter zu machen", so Kardinal Schönborn, der als Erzbischof von Wien zugleich Ordinarius für die Katholiken des byzantinischen Ritus in Österreich ist.
Die rund 25 bis 30 Gottesdienststätten in allen großen Städten Österreichs, die von Priestern der katholischen Ostkirchen betreut werden, seien sehr lebendige, prosperierende Gemeinden, in die auch die Immigranten "bestens integriert" seien, so Kardinal Schönborn. Er hob auch das Internationale Theologische Institut (ITI) in Trumau als "lebendiges Zentrum der Theologie, der Pastoral und des Lebens für die katholischen Ostkirchen in Österreich" hervorhob.
Die von Dienstag bis Freitag andauernde Vollversammlung der Ostkirchenkongregation sei von einer "ausgesprochen herzlichen Atmosphäre" geprägt, auch wen "die meisten der Vertreter der katholischen Ostkirchen - sie kommen schließlich rund zur Hälfte aus dem Nahen Osten - von sehr dramatischen Situationen in ihren Heimatländern" berichteten.
Dieses "Klima des besseren Zuhörens, des besseren Aufeinander-Eingehens" entspreche dem Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils und habe vor allem zwei Ursachen: Erstens seien die katholischen Ostkirchen als ein "integraler, ein unabdingbarer Teil der gesamtkatholischen Tradition" anerkannt und würden nicht als ein "Anhängsel, als etwas, das es noch neben der lateinischen Tradition gibt", gesehen. Dies habe auch Papst Franziskus deutlich gemacht, der die Notwendigkeit einer Vielfalt innerhalb der Katholizität besonders deutlich herausgestrichen habe, sagte der Wiener Erzbischof.
Der zweite Grund für das bessere Gesprächsklima und den verbesserten Stellenwert der katholischen Ostkirchen sei in deren "Brückenfunktion hin zu unseren orthodoxen Brüdern und Schwestern" zu suchen. Einerseits würden die katholischen Ostkirchen teils immer noch von den Orthodoxen "eher als Hindernis betrachtet, sozusagen als Verräter gegenüber der Orthodoxie und doch nicht ganz beheimatet in der lateinisch-katholischen Kirche".
Andererseits sei diese "ökumenische Brückenfunktion" der katholischen Ostkirchen hin zur Orthodoxie mittlerweile deutlich besser akzeptiert. Von katholischer Seite werde klar gesagt, dass es "keinen Dialog zwischen der römisch-katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen unter Ausschluss der katholischen Ostkirchen geben kann. Denn diese sind Teil der katholischen Tradition und daher auch Teil des Dialogs", sagte Kardinal Schönborn.
Zu relativieren sei der Begriff der Diaspora in Bezug auf die Mitglieder der katholischen Ostkirchen. Diese seien in Ländern etwa Süd- und Nordamerikas sowie Europas "längst keine Fremden mehr, sondern Teil des Lebens dieser Ortskirchen" und Teil der dortigen Gesellschaften. "Manche der katholischen Ostkirchen haben mehr Mitglieder in der sogenannten Diaspora als in der Heimat", betonte Kardinal Schönborn.