Familienverbandspräsident Trendl: Elternteilzeit ein erfolgreiches Instrument zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Der Katholische Familienverband hat empört auf die Regierungspläne reagiert, wonach das Recht auf Elternteilzeit eingeschränkt werden soll. Eine Beschneidung des Rechts von Eltern in Betrieben mit über 20 Mitarbeitern, bis zum siebten Geburtstag des Kindes in Teilzeit zu arbeiten, sei eine "grob familienfeindliche Maßnahme", erklärte Verbandspräsident Alfred Trendl am Dienstag, 22. September 2015, in einer Aussendung. Elternteilzeit bedeute Wahlfreiheit und könne auch von beiden Elternteilen gleichzeitig in Anspruch genommen werden, womit Österreich bislang europaweit Vorbild sei, so Trendl.
Laut Angaben von ÖGB-Vizepräsidentin Renate Anderl ist geplant, das Recht der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen auf Elternteilzeit um zwei Jahre zu kürzen und nur mehr bis zum fünften Geburtstag des Kindes zu gewähren. Anderl selbst lehnte die geplante Regelung ab, wie Trendl hervorhob.
Nicht ersichtlich sind laut Trendl die Gründe für die geplante Verkürzung, die im Regierungsübereinkommen dezidiert lediglich "überprüft" werden soll. "Es stellt sich die Frage, wer hat diese Prüfung vorgenommen und wo kann man dieses Ergebnis einsehen", so Trendl. Die Sozialpartner und die Regierung seien nun gefragt. Offiziell wird als Grund seitens der Politik das verpflichtende letzte Kindergartenjahr angeführt, was der KFÖ-Präsident jedoch als "fadenscheinig" bezeichnete: Trotz den seit 2010 für Fünfjährige verpflichtenden 16 Kindergarten-Wochenstunden sei es Eltern weiterhin möglich, ihr Kind am Nachmittag abzuholen und selbst zu betreuen. Trendl: "Dass sich Eltern trotz vorhandener Betreuungsplätze vielleicht nachmittags selber um ihre Kinder kümmern wollen, ist für die Politik offenbar kein Thema."
Wolle die Politik die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ernstnehmen, dürfe sie sich nicht von der Wirtschaft treiben lassen und die geltende Elternteilzeitregelung verkürzen, forderte Trendl. Ohnehin seien die Tendenzen zur Einschränkung von Familienleistungen massiv: Auch die Überlegungen einer Senkung der Dienstgeberbeiträge zum Familienlastenausgleichsfonds - zur Verhinderung einer Wertanpassung von Familienleistungen - sei bereits ein riesiger "Rückschritt auf dem Weg zu einem familienfreundlicheren Österreich" gewesen.
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