Welttag gegen Menschenhandel: Caritas Europa legt Bericht vor.
Welttag gegen Menschenhandel: Caritas Europa legt Bericht vor.
Caritas Europa-Bericht zum Welttag gegen Menschenhandel stellt Problematik in zehn Ländern detailliert auf. Effektivere Vorbeugung sowie Strafverfolgung von Kinderausbeutung gefordert.
Die Caritas Europa kritisiert mangelhaftes Engagement zahlreicher europäischer Länder im Kampf gegen den Menschenhandel. Jedes Jahr würden viele von jenen, die in Europa auf der Flucht vor Kriegen oder anderen Gefahren seien, im Netz skrupelloser Krimineller landen, warnte die katholische Hilfsorganisation am Donnerstag in Brüssel bei der Vorstellung eines neuen Berichts, für den die Caritas zehn Ländern Europas und des Mittelmeerraums hinsichtlich ihres Umgangs mit Menschenhandel überprüft hat. Anlass ist der "Internationale Tag gegen Menschenhandel" am 30. Juli 2016.
Untersucht wurden für den Bericht die Länder Albanien, Armenien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Frankreich, Kosovo, Libanon, Rumänien, Türkei und Ukraine. Im Fall von Albanien und im Libanon beispielsweise wurde bemängelt, dass die für die Flüchtlingsaufnahme zuständigen Behörden nicht dazu qualifiziert seien, Gefahrensituationen und gefährdete Menschen frühzeitig zu erkennen. Die Caritas in Albanien habe als Reaktion darauf entsprechende Trainings für insgesamt 205 zuständigen Beamten angeboten, während sie im Libanon Schulungen besonders für die in der Aufnahme tätigen Polizisten organisierte.
Kinderarbeit und Kinderheirat seien spezielle Probleme in der Türkei, heißt es im Bericht. Die Caritas vor Ort kooperiere deshalb mit Schulen, in denen syrischen Flüchtlingskinder aufgenommen werden, wobei die Lehrer darauf trainiert werden, gefährdete Schüler früh zu erkennen. In Armenien sei hingegen die Arbeitsausbeutung der Hauptgrund für Menschenhandel. Als Reaktion darauf habe das katholische Hilfswerk Mikrofinanz-Programme für Migranten und Flüchtlinge initiiert.
Teil des Berichts sind auch eine Reihe von Empfehlungen für die nationalen Regierungen, aber auch für die UNO und EU. Vor allem geht es darum, dem Menschenhandel und der Ausbeutung von Kindern effektiv vorzubeugen und die Strafverfolgung zu verbessern. Konkrete Maßnahmen dazu seien mehr Opferschutz, bessere Identifizierung von Personen und ein Kampf gegen sexuelle Ausbeutung und Organhandel.
In Italien werden nach Darstellung der Hilfsorganisation "Save the children" Kinderflüchtlinge zu Prostitution und Drogenhandel gezwungen. Die steigende Anzahl der Kinderflüchtlinge verschärfe das Problem und erhöhe die Gefährdung für die Mädchen und Jungen massiv, heißt es in einem am Freitag in Berlin veröffentlichten Bericht, der sich auf Augenzeugen beruft. Laut Hilfsorganisation sind 2016 bereits mehr als 10.500 unbegleitete Kinderflüchtlinge in Italien angekommen. Das seien mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum.
Nach Darstellung von "Save the Children" werden besonders Mädchen aus Nigeria oder Rumänien - gerade einmal 13 Jahre alt - durch falsche Versprechungen nach Italien gelockt, um als Babysitter, Kellnerin oder Friseurin zu arbeiten. Die Schlepper bedienten sich dabei mitunter der Hilfe von Lehrern oder anderen Vertrauenspersonen. Die Mädchen und jungen Frauen würden dann zu Prostitution gezwungen und Opfer von körperlicher, sexueller und emotionaler Gewalt. Viele Jungen würden zu Kinderarbeit und kriminellen Geschäften wie Drogenhandel und Diebstahl genötigt; auch sie würden sexuell missbraucht.
An Menschenhandel-Opfer in Südostasien erinnert indes die Gesellschaft für bedrohte Völker. 3.000 Rohingya-Flüchtlinge aus Burma sowie etliche Migranten aus Bangladesch würden seit ihrer spektakulären Rettung aus Seenot im Mai 2015 noch immer auf dauerhafte Aufnahme in einem Drittland warten. Hunderte von ihnen würden unter katastrophalen Bedingungen in Thailand und Malaysia in Internierungszentren festgehalten. Menschenhändler hatten die Rohingya mit falschen Versprechungen an Bord gelockt, um sie später dann in Thailand als billige Arbeitskräfte anzubieten.
Die Vereinten Nationen erinnern alljährlich am 30. Juli mit dem Welttag gegen den Menschenhandel an die Notwendigkeit eines konsequenteren Kampfes gegen Menschenhändler.
Caritas Europa: