Kardinal Peter Turkson spricht im Interview über seine Eindrücke von Wien – vom Wiener Schnitzel bis zur Oper. Er würdigt die kulturelle Tiefe der Stadt, seine Begegnung mit Kardinal Schönborn und betont die Rolle junger Menschen in der Klimafrage. Ein Gespräch über Kunst, Kirche und Zukunftsperspektiven.
Sophie Lauringer, Chefredakteurin der Kirchenzeitung der Erzdiözese Wien "Der Sonntag", im Gespräch mit Kardinal Peter Turkson über Wien und seinen Besuch hier, am 29. August 2025, in der in der Akademie der Wissenschaften.
Auf die Frage was ihm an Wien am besten gefallen war die Antwort sofort "Das Wiener Schnitzel".
Lauringer: Haben Sie Kardinal Schönborn getroffen? Er ist ja ein bekannter Kollege von Ihnen.
Kardinal Turkson: Ja, wir haben uns gestern gesehen. Er ist älter als ich – bereits über 80. Ich bin noch nicht ganz so weit. Er wurde von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt – genau wie ich, im Jahr 2003.
Wir gehörten zur letzten Gruppe, die Johannes Paul II. berufen hat. In dieser Gruppe waren auch der Kardinal von Budapest, Péter Erdő – damals der Jüngste –, sowie der Kardinal von Lyon, Barbarin, und der Kardinal von Kroatien, Bozanić. Wir vier waren die „jungen Wilden“ unter den Kardinälen.
Seitdem habe ich Kardinal Schönborn bei verschiedenen Anlässen getroffen – etwa bei Synoden oder anderen großen kirchlichen Versammlungen. Er ist ein brillanter Theologe, spricht mit großer Klarheit und Überzeugung.
Ich bewundere ihn sehr – für seine intellektuelle Tiefe, seine Ausgewogenheit und seine Fähigkeit, auch schwierige Themen ruhig und verständlich zu vermitteln. Er ist ein Mann, der weiß, wie man spricht, ohne zu polarisieren.
Lauringer: Haben Sie auch die Musikszene genossen? Die Oper?
Kardinal Turkson: Natürlich – man kann nicht nach Wien kommen, ohne die Musik zu würdigen. Die Oper, die klassischen Kompositionen – das ist große Kunst. Ich bin zwar kein ausgebildeter Musiker, aber ich liebe Musik. Ich kann nicht immer genau sagen, ob es Mozart, Wagner oder Verdi ist – aber ich genieße die Stimmung, die sie erzeugen.
Musik spiegelt oft die Zeit wider, in der sie entstanden ist. Nach dem Krieg etwa war die Wiener Gesellschaft in einer schwierigen Phase – da wurde kaum Walzermusik komponiert, weil sie zu fröhlich war für die Stimmung der Zeit. Jede Komposition trägt eine Emotion in sich – sei es die des Komponisten oder die des Auftraggebers.
Und je nach Lebenslage passt eine bestimmte Musik besser.
Ich singe zwar nicht wie ein Opernsänger, aber ich singe auf meine Weise – und ich höre gerne zu, wenn andere es gut machen.
Lauringer: Haben Sie diesmal den Stephansdom besucht – unser berühmtestes Wahrzeichen?
Kardinal Turkson: Das Programm hier ist sehr dicht getaktet – ein Termin folgt dem nächsten. Besonders wichtig war uns, junge Menschen einzubeziehen. Denn die Zukunft der Klimafrage liegt bei ihnen. Ich war schon einmal im Stephansdom, aber dieses Mal war ich noch nicht im Dom. Vielleicht geht es sich noch kurz aus.
Das weitere Interview mit Kardinal Turkson lesen Sie im SONNTAG.