Kinder aus Deutschland, Österreich und Südtirol haben ihre Ideen, Hoffnungen und Wünsche für die Flüchtlinge auf insgesamt 4000 Holzplanken gemalt oder geschrieben.
Kinder aus Deutschland, Österreich und Südtirol haben ihre Ideen, Hoffnungen und Wünsche für die Flüchtlinge auf insgesamt 4000 Holzplanken gemalt oder geschrieben.
Ex-Flüchtlingskoordinator Konrad und Kardinal Schönborn unterstützen Ausstellung und Anliegen dahinter.
Eine bemerkenswerte Aktion hat die Katholische Jungschar anlässlich des Tages der Kinderrechte am Sonntag, 20. November 2016 angekündigt: Sie lädt zu einer Ausstellung mit einem "Boot, gebaut aus Kinderwünschen zum Thema Flucht", das vom ehemaligen Flüchtlingskoordinator Christian Konrad und der Jungschar-Vorsitzenden Sara Dallinger am Freitag, 18. November 2016 um 17 Uhr in der Lugner-City in Wien präsentiert wird.
20.000 Kinder aus Deutschland, Österreich und Südtirol schrieben oder malten ihre Ideen, Hoffnungen und Wünsche für Flüchtlinge auf insgesamt 4.000 Holzplanken, aus denen dann symbolische Flüchtlingsboote gebaut wurden. "Wir wollen, dass keine Menschen auf der Flucht sterben," so die grundlegende Forderung der 20.000 beteiligten Kinder.
Auch Kardinal Christoph Schönborn unterstütze die Anliegen der Kinder, hieß es in einer Jungschar-Aussendung am Mittwoch. Er wurde darin mit dem Hinweis zitiert, dass Krieg, Gewalt, Verfolgung und Armut die Ursachen für die aktuellen Fluchtbewegungen sind. "Kinder leiden darunter besonders und brauchen unsere Solidarität. Denn auch auf der Flucht haben sie das Recht, vor Benachteiligung und Diskriminierung geschützt zu werden. Jedes Kind ist gleich viel wert."
Eines der Boote konnten die Initiatoren der Solidaritätsaktion gemeinsam mit ihren Forderungen bereits am Weltflüchtlingstag (20. Juni) im EU-Parlament übergeben. Organisiert wurde die Aktion von der deutschen Sternsingeraktion. Jetzt geht die Bootsausstellung auch in Österreich auf Reisen. Die Jungschar lädt ein, das Plankenboot nach dessen Ausstellung in der "Plus City Linz" von 18. bis 19. November in der Lugner-City in Wien zu besuchen.
"Kinder bekommen viel mehr vom Schicksal der Flüchtlinge mit, als wir Erwachsenen oft vermuten. Das Bemalen der Planken war für viele Kinder eine Möglichkeit diese Eindrücke zu verarbeiten", erklärte Sara Dallinger von der Katholischen Jungschar. Wer die Boote sieht, lese Sätze wie "Der Moment, in dem die Hoffnung ertrank", "Wir leben alle auf verschiedenen Ästen, aber auf demselben Baum". Dallinger dazu: "Die Bilder und Worte der Kinder sind sehr eindringlich, hier kann man nicht wegschauen." Kinder würden eine ehrliche Sprache sprechen, für seien Diskussionen um Flüchtlingsobergrenzen nicht wichtig. "Ihnen geht es um die Menschen hinter den Zahlen."
Die Katholische Jungschar, Österreichs größte Kinderorganisation, rückt zum Tag der Kinderrechte den Artikel 2 der Kinderrechtskonvention in den Fokus: "Alle Kinder haben die gleichen Rechte - unabhängig von Sprache, Aussehen, Herkunft, Religion, Behinderung." Am Tag der Kinderrechte sollen in ganz Österreich Postkarten verteilt werden, um diesen Artikel bekannter zu machen. Laut Jungschar muss unabhängig von der aktuellen Flüchtlingspolitik gelten: "Alle Kinder müssen laut Kinderrechtskonvention geschützt werden."
Das "Netzwerk Kinderrechte Österreich" bemängelt anlässlich des bevorstehenden Welttags der Kinderrechte am 20. November 2016 die Versorgung minderjähriger Flüchtlinge in Österreich.
Deren Situation haben sich in den vergangenen Monaten massiv verschlechtert, kritisierte Eva Kern, Geschäftsführerin des Don Bosco Flüchtlingswerk, am Mittwoch, 16. November 2016 in einer Aussendung des Netzwerks. "Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wurden von der Ausbildungspflicht bis 18 ausgeschlossen, der Familiennachzug verschärft, umstrittene Methoden der Altersfeststellung werden nach wie vor angewandt und lange Aufenthalte in nicht altersgerechten Einrichtungen belasten Kinder und Jugendliche massiv", so die NGO-Vertreterin.
Weitere "Kinderrechts-Baustellen" ortet das Netzwerk bei den Themen Gewalt, Armut und mangelhafter psychiatrischer Versorgung. Zwar seien aufgrund der Gewaltverbotsgesetze einige Gewaltformen zurückgegangen. Psychische Gewalt wie emotionale Vernachlässigung und Gewalt unter Jugendlichen seien allerdings am Vormarsch. Angesichts der 120.000 jungen Menschen, die in Österreich in manifester Armut leben, fordert das Netzwerk existenzsichernde Einkommen, mehr Bildungs- und Gesundheitsprogramme und spricht sich gegen Plänen zur Deckelung der Mindestsicherung aus. Mit Armut gingen eingeschränkte Möglichkeiten der Teilhabe und oft gesundheitliche Einschränkungen einher, warnen die Kinderrechtsorganisationen.
Das Netzwerk kritisiert außerdem eine mangelhafte kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung. Im Laufe der Kindheit und Jugend erkranke jeder Fünfte Minderjährige an Krankheiten wie Depression, ADHS, einer Störung des Sozialverhaltens oder selbstverletzendem Verhalten. Hier fehle es an niederschwelligen Zugängen zu entsprechenden Angeboten. "Die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung im Sinne von Kassenärzten, Ambulatorien und Krankenhausabteilungen ist nur unzureichend vorhanden", so Christian Kienbacher von der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Erschwerend komme hinzu, "dass Therapien wie Psychotherapie, Ergotherapie oder auch Logopädie in Österreich zumeist nur unzureichend von den Krankenkassen mitfinanziert werden".
Dem Netzwerk für Kinderrechte gehören 44 Organisationen und Institutionen an, darunter neben den neun Kinder- und Jugendanwaltschaften der Länder, SOS-Kinderdorf oder Unicef auch die Katholische Jugend Österreich und das Don Bosco Flüchtlingswerk.
Katholische Jungschar: