Msgr. Otto Mauer Preis 2016. v.l.n.r.: Georg Prantl, Andreas Fogarasi, Generalvikar Nikolaus Krasa, P. Gustav Schörghofer.
Msgr. Otto Mauer Preis 2016. v.l.n.r.: Georg Prantl, Andreas Fogarasi, Generalvikar Nikolaus Krasa, P. Gustav Schörghofer.
Laudator P. Gustav Schörghofer: Fogarasis Ouevre ist "kritisch" auch ohne "Pathos der Anklage oder Aufruf zum Umdenken".
Dem Wiener Künstler Andreas Fogarasi ist am Dienstagabend, 30. November 2016 der "Msgr. Otto Mauer Preis 2016", die mit 11.000 Euro dotierte wichtigste österreichische Auszeichnung für junge Kunstschaffende, überreicht worden. Der zum 36. Mal von einer jährlich wechselnden, hochkarätig besetzten Jury vergebene Preis - benannt nach dem 1973 verstorbenen, legendären Wiener Priester und Kunstförderer - würdigt das gesamte bisherige Oeuvre einer Künstlerin oder eines Künstlers unter 40 Jahren. Am Festakt im Wiener Erzbischöflichen Palais nahmen rund 300 Gäste teil. Die Laudatio sprach der Wiener Jesuit und Kunsthistoriker Gustav Schörghofer, übergeben wurde der vom Otto-Mauer-Fonds der Erzdiözese Wien ausgelobte Preis vom Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa.
P. Schörghofer berichtete als Juryvorsitzender von insgesamt 114 Einreichungen und einer Endauswahl zwischen drei Kunstschaffenden mit Arbeiten auf hohem Niveau, allesamt 39 Jahre alt und somit im kommenden Jahr nicht mehr teilnahmeberechtigt. Die Entscheidung für Andreas Fogarasi sei letztlich aber einstimmig gefallen; er habe die Jury mit seinem hintergründigen, vom früheren Architekturstudium geprägten Schaffen überzeugt. Der 1977 in Wien geborene Preisträger mit ungarischen Wurzeln, der für seinen Beitrag im ungarischen Pavillon auf der 52. Biennale in Venedig bereits 2007 mit einem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde, zitiert immer wieder "Landmark-Architektur", kommerzielle Inszenierungen des öffentlichen Raums oder temporäre Formen von Architektur wie Messstände, Bühnenbauten oder Pavillons.
Fogarasi selbst sieht seine Arbeiten zwischen dem Dokumentarischen und dem Skulpturalen angesiedelt und in der "Dialektik von Bestätigung und Unzufriedenheit" erst auf den zweiten oder dritten Blick erkennbar auf der Seite der Unzufriedenheit, "da sie elegant und unverdächtig erscheinen". P. Schörghofer bestätigte diese Selbsteinschätzung Fogarasis aus einem Interview mit der Aussage, der Künstler schaffe seine Objekte "ohne großen Gestus, ohne das Pathos der Anklage oder des Aufrufes zum Umdenken". Auch im Foyer einer Bank oder in der Eingangshalle eines Luxushotels würden seine Werke gute Figur machen - "auf den ersten Blick", so Schörghofer. Ein Schaffen, das wie jenes Fogarasis "hellhörig, klarsichtig und feinfühlig mache", sei "kritisch - im ursprünglichen Sinn des Wortes 'krinein' - unterscheiden".
P. Schörghofer bildete die Mauer-Preis-Jury heuer gemeinsam mit der Direktorin des Wiener Dommuseums, Johanna Schwanberg, Prof. Andrea van der Straeten von der Kunstuniversität Linz, Direktor Hans-Peter Wipplinger vom Leopold-Museum in Wien sowie Ralo Mayer, dem Mauer-Preisträger des Jahres 2012.
Generalvikar Krasa bekannte, Andreas Fogarasis künstlerische Reflexionen von Inszenierungen des öffentlichen Raums hätten ihn dazu angeregt, als Anrainer über die Inbesitznahme des Wiener Stephansplatzes nachzudenken. Der Stephansdom in dessen Zentrum bilde ebenso die Kulisse für Parteikundgebungen wie derzeit für die Geschäfte der Verkaufsstände in der Vorweihnachtszeit, sei aber zugleich - und oft unreflektiert - geistliche Mitte.
Vom 6. Dezember 2016 bis 17. Jänner 2017 präsentiert der diesjährige Otto-Mauer-Preisträger unter dem Titel "Andreas Fogarasi - Modelle" im "JesuitenFoyer" (Bäckerstraße 18, 1010 Wien) bei freiem Eintritt ausgewählte Arbeiten. Eröffnet wird die Ausstellung am Dienstag, 6. Dezember um 19.30 Uhr, die Öffnungszeiten sind Montag und Dienstag 16-19 Uhr, Sonntag 12-13 Uhr bzw. nach telefonischer Vereinbarung (0699/11441567).
Auch international ist Fogarasi präsent: Werke von ihm sind derzeit in Mexiko-Stadt, Los Angeles sowie in Sofia zu sehen. Von 13. Jänner bis 23. März 2017 präsentiert auch die Wiener Galerie "Georg Kargl Fine Arts" aktuelle Werke Fogarasis in einer Einzelausstellung.
Seit 1981 verleiht der Otto-Mauer-Fonds der Erzdiözese Wien den "Msgr. Otto Mauer Preis" für bildende Kunst. Der Fonds wurde von Kardinal Franz König und dem Erben Mauers, Prälat Karl Strobl, gegründet und dient im Gedenken an den Namensgeber dem Ziel, den Dialog zwischen Kirche, Kunst und Wissenschaft lebendig zu halten und weiterzuführen.
Unter den mit dem Mauer-Preis ausgezeichneten Künstlern finden sich u.a. Erwin Wurm (1984), Franz West (1986), Brigitte Kowanz (1989), Manfred Erjautz (1999), Florian Pumhösl (2000) und das diesjährige Jury-Mitglied Luisa Kasalicky. Im Vorjahr erhielt Catrin Bolt den Preis.
Neben der jährlichen Vergabe des Kunstpreises fließt der weitaus größte Teil der Mittel des Otto-Mauer-Fonds in die Förderung aktueller Projekte in den Bereichen bildende Kunst, Musik, Theater, Film, Wissenschaft, Erziehung und Erwachsenenbildung, teilte der Fonds-Vorstandsvorsitzende Georg Prantl bei der Preisverleihung mit. Der dabei jährlich ausgeschüttete Betrag von 100.000 Euro stamme aus aus Kirchenbeiträgen, Förderungskriterium sei dabei die Frage: Was würde Otto Mauer - Akademikerpriester, Kunstkenner, Mäzen und Gründer der Galerie nächst St. Stephan - dazu sagen?
Otto Mauer Fonds der Erzdiözese Wien: