Was brauchen junge Kinder im Kindergartenalltag? Diese Frage behandlete eine Pädagogentagung in St. Georgen am Längsee.
Was brauchen junge Kinder im Kindergartenalltag? Diese Frage behandlete eine Pädagogentagung in St. Georgen am Längsee.
Die großen Baustellen lauten: Rahmenbedingungen und fehlende bundesweite Gesetzgebung.
Elementarpädagogik im Blickpunk. Auf der jährlich stattfindenden Fachtagung der interdiözesanen Arbeitsgemeinschaft (IDA) trafen sich im November 2017 Fachleute aus ganz Österreich: BAfEP-Direktoren, Abteilungsvorstände und Verantwortliche des österreichischen Kindergarten- und Hortwesens aus dem diözesanen Bereich und tauschten sich über zukunftsweisende Fragestellungen im Kindergartenbereich aus. Aus der Erzdiözese Wien waren die Expertinnen und Experten der St. Nikolaus-Kindergartenstiftung dabei. Die zentrale Fragestellung der zweitätigen Tagung in St. Georgen am Längsee lautete: „Was brauchen junge Kinder (unter drei Jahren) im System Kindergarten?“
Um junge Kinder in elementarpädagogischen Einrichtungen zu betreuen, zu bilden und zu pflegen, bedarf es eines besonders hohen Maßes an Feinfühligkeit, professioneller Responsivität und fundierten entwicklungspsychologischen Wissens. Die Praxis jedoch zeigt, dass den Bedürfnissen der unter Dreijährigen nicht immer entsprochen wird bzw. entsprochen werden kann.
Hierfür gibt es verschiedene Gründe: Ein Kritikpunkt ist Zuständigkeit von Bund und Land. Der Bund ist für die Ausbildung der Fachkräfte, Pädagogen und Assistenten zuständig, die Länder sind für den Betrieb der Kindergärten verantwortlich. Und die neun Bundesländer regeln wiederum die Rahmenbedingungen nach eigenen Landesgesetzen, d.h. unterschiedliche Betreuungsschlüssel, Gruppengrößen, erforderliche Ausbildungen für den Einsatz in Krippengruppen und Öffnungszeiten. (Junge) Kinder haben österreichweit die gleichen Bedürfnisse – diese sind in Vorarlberg nicht anders als im Burgenland. Die Verankerung eines einheitlichen bundesweiten Gesetzes und die Eingliederung des Kindergartens ins Bildungsministerium sind endlich durchzuführen, darüber sind sich alle Vertreter dieser bundesländerübergreifenden Vernetzung einig.
Die Notwendigkeit der institutionellen Betreuung in Kleinkinder- bzw. Krippengruppen wird oft nicht erkannt. Die Bereitstellung von qualitativ hochwertigen Betreuungsplätzen ist besonders für junge Kinder wichtig. Dennoch sollten Eltern weiterhin die Wahlfreiheit haben, ihr Kind zuhause zu betreuen oder in eine Krippe bzw. in einen Kindergarten zu geben. Gerade im Bereich der Kleinkinderbetreuung ist darauf zu verweisen, dass hier sowohl bei der Quantität der Plätze – das Barcelona Ziel erfüllt nur Wien – als auch bei der Qualität noch viel zu verbessern ist.
Weiterhin ist der Beruf der Kindergartenpädagogin und auch der Pädagogen fast ausschließlich „Frauensache“ und zudem ein Mangelberuf. Nach der Ausbildung steigen viele Absolventinnen gar nicht ins Berufsleben ein, sondern bilden sich weiter. Dazu ist die Drop-out-Rate, besonders in den ersten Berufsjahren, sehr hoch, was rückschließen lässt, dass die beruflichen Rahmenbedingungen attraktiver gestaltet werden müssen. Zusätzlich ist auch das Sozialministerium gefordert, den Pädagoginnenmangel anzuerkennen und Förderungen für die Ausbildung auf dem zweiten Bildungsweg voranzutreiben.
Gesellschafts- und sozialpolitisch ist noch viel zu tun. Das System Kindergarten bietet mit entsprechenden Ressourcen den Kindern die einmalige Chance, sich vielfältig und altersadäquat zu entwickeln. Kinder, die in einer entwicklungs- und lernfördernden Umgebung begleitet werden, gehen neugierig und gestärkt in die Welt und stellen sich auch Herausforderungen, so das Fazit der Tagung.