Pius Parsch gilt als Pionier auf dem Gebiet der Liturgie und war Wegbereiter der "Liturgischen Bewegung" in Österreich.
Pius Parsch gilt als Pionier auf dem Gebiet der Liturgie und war Wegbereiter der "Liturgischen Bewegung" in Österreich.
Der mit 6.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre vergeben.
Im Rahmen eines Festakts wurde am Sonntagabend, 3. Dezember 2017 in Klosterneuburg der Pius-Parsch-Preis 2017 vergeben. Österreichs höchstdotierte Auszeichnung für liturgiewissenschaftliche Forschung erging an die beiden Wiener Theologen Christian Stoll und Andreas Kaiser. Die Laudatio hielt in beiden Fällen der Wiener Dogmatiker Prof. Jan Heiner Tück. Vor der Preisverleihung feierte der Klosterneuburger Propst Bernhard Backovsky mit den Teilnehmern des Festakts einen Gottesdienst. Namensgeber der Auszeichnung ist der Liturgie-Pionier Pius Parsch (1884-1954), der als wichtiger Wegbereiter der "Liturgischen Bewegung" in Österreich gilt.
Der Dogmatiker Christian Stoll, Assistent an der Universität Wien, erhielt den Preis für seine Dissertation "Die Öffentlichkeit der Christus-Krise bei Erik Peterson". Prof. Tück würdigte die Arbeit Stolls vor allem auch insofern, als dass es im Gegensatz zu anderen Theologen um Erik Peterson nach seinem Tod 1960 zunächst recht still geworden war. Tück: "Er galt als Geheimtipp. Ratzinger, Lehmann, Hans Maier schätzten ihn." Peterson hatte die Professuren an den evangelisch-theologischen Fakultäten in Göttingen und Bonn inne, bevor er 1930 zur katholischen Kirche konvertierte und dann mit Beginn der Hitler-Ära nach Rom emigrierte.
Von Anfang an habe Peterson "deutliche Reserven gegenüber der nationalsozialistischen Ideologie und ihrem Führerkult erkennen lassen", hob Tück hervor. Weiters sei Peterson in seiner Theologie auch protestantischen Voraussetzungen verpflichtet geblieben, wie Stoll in seiner Dissertation herausarbeitet. Stolls Arbeit korrigiere damit bisher geläufige Deutungsansätze, "die den katholischen Konvertiten Peterson allzu schnell als Antipoden der protestantischen Theologie in Stellung bringen", so Tück.
Andreas Kaiser, Pfarrer von Wien-Ober St. Veit, beleuchtet in seiner ausgezeichneten Dissertation die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) erschienenen bilingualen Messbücher. In den ersten Jahren nach der Liturgiekonstitution von 1963 entstanden jene Bücher, in denen bereits etliche Reformwünsche des Konzils berücksichtigt wurden. In diesen Messbüchern finden sich neben dem lateinischen Text bereits eine Vielzahl von liturgischen Texten in der Muttersprache. Die Übersetzungsarbeit in den verschiedenen Sprachgebieten sei unter viel Mühe und großem Zeitdruck geschehen, da die Reformen recht zügig bis zum Messordo von 1969 und dem Missale Romanum von 1970 vorangetrieben werden mussten, wie Prof. Tück in seiner Laudatio erläuterte. Diese vielen zweisprachigen Messbücher seien in der liturgiewissenschaftlichen Forschung bisher kaum berücksichtigt worden. Diese Leerstelle fülle nun die prämierte Studie.
Der mit 6.000 Euro dotierte Pius-Parsch-Preis wird alle zwei Jahre vom Pius-Parsch-Institut für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie vergeben und von einer internationalen Jury ausgelobt. Die Liturgiewissenschaftliche Gesellschaft und das Land Niederösterreich finanzieren den Preis gemeinsam. Die Verleihung findet stets rund um den Jahrestag der Promugation der Liturgiekonstitution des II. Vatikanischen Konzils vom 4. Dezember 1963 statt, im Rahmen einer Eucharistiefeier in der Kirche St. Gertrud in Klosterneuburg.