Sich-Näherkommen im Wesentlichen und ein Anerkennen der je anderen Tradition.
Sich-Näherkommen im Wesentlichen und ein Anerkennen der je anderen Tradition.
Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit würdigt Verdienste Weihbischof Krätzls um die Beziehungen zwischen Christentum und Judentum.
Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit hat die Verdienste von Weihbischof Helmut Krätzl um die Beziehungen zwischen Christentum und Judentum gewürdigt. In einem persönlichen Schreiben gratuliert Prof. Martin Jäggle, Präsident des Koordinierungsausschusses, Krätzl zum 90. Geburtstag (23. Oktober) und bezeichnet den Wiener Weihbischof als "engagierten und treuen Anwalt des christlich-jüdischen Gesprächs". Seit Jahrzehnten habe Krätzl als Mitglied des Koordinierungsausschusses dessen Anliegen und Arbeit mitgetragen. Auch sein jahrelanger Einsatz als Beauftragter der Bischofskonferenz für den Dialog mit dem Judentum habe Anerkennung in der jüdischen Gemeinschaft gefunden.
Jäggle erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass Krätzl 2004 die Menora der B'nei B'rith Zwi Perez-Chajes-Loge verliehen wurde. Anlässlich des 50. Jahrestages der Verabschiedung des Konzilsdokuments "Nostra aetate" habe Krätzl 2015 vor Antijudaismus in der österreichischen Gesellschaft gewarnt und eine vertiefte Auseinandersetzung der Christen mit ihren jüdischen Wurzeln eingemahnt, so Jäggle weiter.
Glückwünsche und eine Würdigung zum 90. Geburtstag kommen auch von der Stiftung Pro Oriente. Präsident Alfons Kloss würdigt in einer Aussendung Krätzls vielfältige Bemühungen um die Ökumene in Österreich und darüber hinaus. Krätzl sei stets auch ein Freund und Förderer von Pro Oriente gewesen, betont Kloss.
Dass im Zuge der Gründung der Stiftung im Jahr 1964 weit über Österreich hinaus eine Akzentverschiebung in der Ökumene wahrnehmbar wurde, die den Blick vieler über den katholisch-evangelischen Dialog hinaus auf die Ostkirchen erweitert habe, habe Krätzl stets mit innerer Zustimmung begrüßt und auch gefördert. Er habe oftmals im Blick auf die Gründung von einem "ökumenischen Meilenstein" gesprochen.
Schon sehr früh habe Weihbischof Krätzl auch erkannt, dass die Zukunft Europas wesentlich vom gemeinsamen Zeugnis von West- und Ostkirche abhängt. So habe er beispielsweise schon 1988 in der Orthodoxen Akademie auf Kreta für mehr Zusammenarbeit der Kirchen in Europa plädiert, erinnert Kloss.
Der Weihbischof habe auch stets betont, dass Ökumene keine "Gleichmacherei" sei, sondern vielmehr ein "Sich-Näherkommen im Wesentlichen und ein Anerkennen der je anderen Tradition". Zudem habe Krätzl auch immer wieder davon gesprochen, dass gute persönliche Beziehungen zwischen den Vertreterinnen und Vertretern der Kirchen wesentliche Voraussetzungen für ein Vorankommen in der Ökumene seien - Grundsätze, die auch ganz der Arbeit von Pro Oriente entsprächen.
In der Österreichischen Bischofskonferenz war Krätzl u.a. (gemeinsam mit Kardinal Schönborn) für die Ökumene zuständig. Er war zudem Leiter der Kontaktstelle für Weltreligionen und Mitarbeiter im Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die ihm ein besonderes Anliegen war. In der Erzdiözese Wien wirkte er als Bischofsvikar für ökumenische Belange.
Helmut Krätzl wurde 1954 zum Priester geweiht. 1956 wurde er dem damals neuen Wiener Erzbischof Franz König als Zeremoniär zugeteilt. 1961 wurde er von König zum Spezialstudium für Kirchenrecht nach Rom geschickt. In diese Zeit fiel der Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils. Krätzl war bei der ersten Session 1962 als Stenograf mit dabei und zuvor auch schon an vorbereitenden Aufgaben für das Konzil beteiligt.
1977 wurde Krätzl zum Weihbischof für Wien ernannt. Von 1981 bis 1985 war er zudem Generalvikar. Zu seinem 75. Geburtstag reichte Krätzl 2006 dem Kirchenrecht entsprechend seinen Rücktritt ein. Erst zwei Jahre später, am 6. März 2008, nahm Papst Benedikt XVI. diesen an.
Am Samstag, 23. Oktober, findet aus Anlass von Krätzls 90. Geburtstag um 18 Uhr im Stephansdom ein Dankgottesdienst statt, dem Kardinal Christoph Schönborn vorstehen wird. Die Predigt hält P. Elmar Mitterstieler. Der Gottesdienst wird live von radio klassik Stephansdom und auf der Internetseite der Erzdiözese Wien via Livestream übertragen.