Patriarch Daniel erinnerte an die gemeinsame Erfahrung der kommunistische Verfolgung.
Patriarch Daniel erinnerte an die gemeinsame Erfahrung der kommunistische Verfolgung.
Franziskus ruft in Rede vor Synod der Rumänisch-orthodoxen Kirche zum gemeinsamen Kampf gegen Abschottung und Hass auf.
Papst Franziskus ist am Freitagnachmittag, 31. Mai 2109, im Rahmen seines Rumänien-Besuchs vom rumänisch-orthodoxen Patriarchen Daniel (Ciobotea) an dessen Amtssitz in Bukarest empfangen worden. Der 67-jährige Patriarch leitet die mit 17 Millionen Gläubigen zweitgrößte orthodoxe Kirche nach der des Moskauer Patriarchats. Nach einer privaten Unterredung mit Daniel traf Franziskus mit dem Ständigen Synod zusammen, dem Leitungsorgan der rumänisch-orthodoxen Kirche. In seiner Rede rief der Papst zum gemeinsamen Engagement gegen künstlich geschürte Ängste und Abschottung auf. Zugleich erinnerte er an die Blutzeugen aller christlichen Konfessionen während der Zeit des Kommunismus. Der Glaube, für den sie gestorben seien, sei ein gemeinsames Erbe und mahne heutige Christen zu Brüderlichkeit, sagte Franziskus.
Franziskus äußerte sich dabei besorgt über ein "künstlich geschürtes" Gefühl der Angst, das zunehmend die Gesellschaft vergifte und das zu Abschottung und Hass führe. Die Kirchen müssten sich "einander helfen, nicht den Verführungen einer Kultur des Hasses und des Individualismus nachzugeben", sagte der Papst. Diese Versuchungen seien "vielleicht nicht mehr ideologisch wie in den Tagen der atheistischen Verfolgung, aber nichtsdestoweniger noch verfänglicher und nicht weniger materialistisch".
Weiter rief er Katholiken und Orthodoxe zum "gemeinsamen Gehen in der Kraft der Erinnerung" auf. Als Herausforderung verwies er auf den sozialen und kulturellen Wandel in Osteuropa. Viele hätten von der technologischen Entwicklung und wirtschaftlichem Wohlstand profitiert, aber die meisten blieben "gnadenlos ausgeschlossen". Zugleich raube eine "gleichmacherische Globalisierung" den Völkern ihre Werte und schwäche die Ethik und die Gemeinschaft.
Mit Bezug auf die kommunistische Ära Rumäniens sagte der Papst, viele Christen hätten damals ihren Karfreitag der Verfolgung erlebt. Viele Gläubige unterschiedlicher Konfessionen seien "Seite an Seite" in den Gefängnissen gewesen und hätten sich gegenseitig Halt gegeben. "Das, wofür sie gelitten haben, bis hin zur Hingabe ihres Lebens, ist ein zu wertvolles Erbe, um es zu vergessen oder zu entehren", sagte Franziskus zu den Vertretern der rumänisch-orthodoxen Kirche. Zu den Mitgliedern des Synods der rumänisch-orthodoxen Kirche gehört u.a. auch der für Österreich zuständige rumänisch-orthodoxe Bischof Serafim (Jonta).
Auch Patriarch Daniel erinnerte an die gemeinsame Erfahrung der kommunistische Verfolgung. Heute seien die Kirchen aufgerufen, in einem säkularisierten Europa christliche Werte zu wahren. Besonders nannte der Patriarch die Verteidigung der "traditionellen christlichen Familie aus einem Mann, einer Frau und Kindern".
Im Anschluss an die Begegnung mit dem Synod war ein Besuch in der neuen orthodoxen Kathedrale in Bukarest angesetzt. Der Papst wird dort gemeinsam mit Orthodoxen das Vaterunser beten und es werden orthodoxe und katholische Osterhymnen erklingen. Auch ein Grußwort des Papstes stand auf dem Programm.