Im Rahmen der Messe weihte der Wiener Erzbischof die Öle, mit denen Priester im kommenden Jahr Sakramente wie Taufe, Krankensalbung oder Weihe spenden.
Im Rahmen der Messe weihte der Wiener Erzbischof die Öle, mit denen Priester im kommenden Jahr Sakramente wie Taufe, Krankensalbung oder Weihe spenden.
Wiener Erzbischof bei Chrisammesse im Stephansdom: Kirche leuchtet dort, wo selbstvergessen geschieht, was Jesus aufgetragen.
Für eine gute Zukunft braucht die katholische Kirche statt "Selbstbespiegelung" vor allem das "selbstvergessene" Handeln und die Lebenshingabe von Priestern und Gläubigen nach dem Vorbild Jesu. Das hat Kardinal Christoph Schönborn bei der Chrisammesse im Wiener Stephansdom am Montag, 11. April 2022, hervorgehoben.
"Selbstbespiegelung und Selbstkonzentration ist das, was der Kirche den Glanz nimmt und nicht gibt. Glänzend ist sie, strahlend ist sie einfach dort, wo selbstvergessen das geschieht, was Jesus uns aufgetragen hat", sagte der Kardinal vor hunderten Gläubigen beim traditionellen Ölweihegottesdienst. Die versammelten Diakone und Priester der Erzdiözese Wien erneuerten bei der Messe auch ihre Weiheversprechen.
In seiner Predigt nahm Schönborn Bezug auf den jüngst in Umfragen erneut festgestellten Vertrauensverlust der Kirche. Dieser tue weh, sagte der Kardinal, aber: "Wie kommt die Kirche an? Wie kann sie wieder eine bessere Presse haben? Je mehr wir uns mit dieser Frage beschäftigen, desto weniger leuchtet die Kirche", betonte er. Dies zu beherzigen sei auch für ihn manchmal "äußerst schwierig", fügte Schönborn hinzu. Und dennoch: "Vom Geheimnis des Kreuzes und der Auferstehung lebt die Kirche. Und daher leuchtet sie", betonte der Kardinal.
Im Rahmen der Messe weihte der Wiener Erzbischof die Öle, mit denen Priester im kommenden Jahr Sakramente wie Taufe, Krankensalbung oder Weihe spenden. Der Dienst der Sakramentenspendung wirke einfach und segensreich, "priesterlicher Dienst ist ganz wesentlich sakramentaler Dienst", erinnerte Schönborn. Erfreut zeigte sich der Kardinal darüber, die Chrisammesse wieder in Präsenz mit vielen Menschen feiern zu können. "Die Maske erinnert uns daran, dass wir noch nicht aus der Pandemie heraus sind, aber dass die Situation schon sehr entspannt ist und wir Gott sei Dank wieder in großer Schar feiern können", führte er aus.
Gerade, "wenn sich die Jahre sammeln", teile er mit vielen die Sorge, wie es in der Kirche weitergehe und die Zukunft der Pfarrverbände und Pfarren mit Teilgemeinden, sagte der 77-jährige Kardinal. Mit der Sakramentenspendung verbinde er dabei die Erfahrung der Entlastung und des Trostes in dem Sinn, "dass wir nicht das Entscheidende wirken". "Wir glauben, dass die Sakramente aus sich heraus wirken", betonte Schönborn, und an die Priester und Diakone gewandt: "Wir dienen. Und er wirkt." Kein Priester könne "einen Christen machen", Sakramente seien aber eine "Aussaat".
Als "großen Trost" und "Stärkung im Glauben" bezeichnete der Wiener Erzbischof auch die Zusage, dass Gott sein Volk versammle. Der Kardinal erinnerte zudem an Petrus und seine Worte: "Auf diesen Felsen, dem Felsen deines Glaubens und deines Bekenntnisses, obwohl du ein schwacher Mensch bist, werde ich meine Kirche bauen."
Zudem gebe es die Gewissheit, "dass Gott in jedem Menschen wirkt. Getauft oder nicht getauft", weil "die unsterbliche Seele unmittelbar von Gott geschaffen ist". Ausdrücklich bekräftigte der Kardinal Worte von Papst Franziskus in dessen Apostolischem Schreiben "Evangelii Gaudium": "Wenn wir einem Menschen begegnen, wenn wir einander begegnen, müssen wir die Schuhe ausziehen, weil wir heiligen Boden betreten. Der heilige Boden des anderen. Weil Gott mit diesem Menschen auf dem Weg ist."
Die Chrisammesse im Stephansdom feierten unter den zahlreichen Priestern und Diakonen auch die Weihbischöfe Helmut Krätzl, Franz Scharl und Stephan Turnovszky mit. Ausdrücklich begrüßte Kardinal Schönborn auch Ostkirchen-Generalvikar Yuryi Kolasa, den er für seinen Einsatz in der Ukrainehilfe würdigte.
In der Chrisammesse werden von den Bischöfen die drei heiligen Öle - Chrisam, Krankenöl und Katechumenenöl - geweiht. Chrisam wird bei Taufe und Firmung verwendet, bei der Priesterweihe und Bischofsweihe, auch bei der Weihe eines Altars, einer Kirche oder der Glockenweihe. Das Krankenöl kommt für die Krankensalbung zum Einsatz, das Katechumenenöl für die Salbung der Katechumenen (Taufbewerber und Taufbewerberinnen) bzw. des Täuflings vor der Taufe.
Nach den liturgischen Vorgaben wird die Weihe der Öle jährlich am Morgen des Gründonnerstags gefeiert. Viele Diözesen machen aber von der Möglichkeit Gebrauch, die Messe auf einen früheren Tag der Karwoche zu legen, um so die Teilnahme von Priestern, Diakonen und Gläubigen aus der ganzen Diözese zu erleichtern. Nach der Chrisammesse werden die heiligen Öle an die Vertreter der Gemeinden bzw. Dekanate übergeben, die sie dann in die Gemeinden bringen.