Mit den Heiligen lass ruhen, Christus, die Seelen Deines Dieners, dort wo nicht Mühsal, noch Trauer noch Klage, sondern nur Leben ohne Ende.- Tropar der byz. Liturgie für die Verstorbenen
Mit den Heiligen lass ruhen, Christus, die Seelen Deines Dieners, dort wo nicht Mühsal, noch Trauer noch Klage, sondern nur Leben ohne Ende.- Tropar der byz. Liturgie für die Verstorbenen
Kardinal Schönborn stand einem byzantinischen Gottesdienst und Totengedenken für den Geraser Altabt vor, der Priester sowohl im lateinischen als auch im byzantinischen Ritus war.
Nichts im Christentum sei so umstritten wie der Glaube an die Auferstehung des Leibes, zitierte Kardinal Christoph Schönborn den Heiligen Augustinus in seiner Predigt während der "Göttlichen Liturgie", dem feierlichen byzantinischen Gottesdienst mit Totengedenken für den am 28. Juli in Wien nach langer, schwerer Krankheit verstorbenen Geraser Altabt Michael Prohazka am Dienstagabend. Und doch, so der Erzbischof weiter, sei der Glaube an die "Auferstehung des Leibes" der springende Punkt im Christentum. Ohne die Auferstehung des ganzen Menschen sei die christliche Verkündigung, wie schon Paulus sagt, leer und sinnlos.
Kardinal Schönborn leitete die Liturgie als Ordinarius für die katholischen Ostkirchen in Österreich. Michael Prohazka, Prämonstratenser und Altabt des Waldviertler Stiftes Geras, verstand sich selbst als Brückenbauer zwischen den Kirchen in Ost und West. Er war Priester sowohl im lateinischen als auch im byzantinischen Ritus. Seine Beisetzung auf dem Friedhof des Stiftes Geras im römisch-katholischen Ritus fand bereits am 12. August statt. Der Gottesdienst und das Totengedenken im byzantinischen Ritus gestern Abend im Stephansdom entsprachen dem ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen.
An dem Gottesdienst im Stephansdom nahmen zahlreiche Geistliche des Ostkirchenordinariats teil, angeführt von Generalvikar Yuriy Kolasa, sowie viele römisch-katholische Geistliche (unter anderem Domdekan Rudolf Prokschi), Familienangehörige, Freunde und Wegbegleiter des Verstorbenen.
Die Gedanken Kardinal Schönborns griff am Ende des Gottesdienstes auch der griechisch-katholische Geistliche John Reeves, Leiter des byzantinischen Gebetszentrums in Salzburg, auf. Der Verstorbene sei ein zutiefst österlicher Mensch gewesen. Das sei wohl auch der Grund dafür, dass Prohazka in der byzantinischen Spiritualität und Liturgie eine Heimat gefunden habe, die ganz von diesem österlichen Glauben an die Auferstehung durchwirkt sei.
Weitere Worte des Gedenkens sprachen am Ende des Gottesdienstes der Geraser Prior Konrad Müller und der Rektor des Collegium Orientale in Eichstätt, Oleksandr Petrynko. Letzterer bezeichnete Prohazka als "lachenden, leidenden, suchenden und hoffenden Menschen".
Michael Prohazka trat 1979 in das Prämonstratenser-Chorherrenstift Geras ein und wurde 1983 zum Priester geweiht. Nach Tätigkeiten in Pfarren des Stiftes und im Stift selbst übernahm Prohazka 2004 die Aufgaben eines Vizerektors am Collegium Orientale in Eichstätt. 2005 wurde er nach Geras zurückgerufen und wurde Prior. Von 2007 bis 2018 war er schließlich der 57. Abt des Stiftes. Danach wirkte er wieder bis Ende August 2022 als Vizerektor des Collegiums Orientale. Im November 2022 wurde Prohazka zum neuen Nationalsekretär des "Andreas-Petrus-Werks" bestellt.
2012 wurde Prohazka vom damaligen melkitischen griechisch-katholischen Patriarchen Gregor III. Laham zum Archimandriten ernannt. Die Stiftung "Pro Oriente", der Prohazka jahrzehntelang angehörte, wurde von Präsident Alfons Kloss und Generalsekretär Bernd Mussinghoff vertreten.