Wichtiger Impuls aus Wien! Die europäischen Dominikaner fordern: Sofortiger Waffenstillstand in Gaza, mehr humanitäre Hilfe & ein humanes Europa für Flüchtlinge. Politik muss auf Mitgefühl.
Vom 1. bis 5. Juni 2025 trafen sich die europäischen Justitia et Pax-Promotoren des Dominikanerordens im historischen Wiener Dominikanerkloster S. Maria Rotunda. Unter der Leitung von Pater Günter Reitzi OP, dem Promotor für Gerechtigkeit und Frieden der Dominikanerprovinz des Hl. Albert in Deutschland und Österreich, kamen die Vertreter aus verschiedenen europäischen Provinzen zusammen, um drängende globale Herausforderungen zu besprechen.
Nachdem im Vorjahr in Lissabon primär Kriegssituationen und Konflikte im Mittelpunkt standen, konzentrierte sich die diesjährige Tagung auf das vielschichtige Thema „Armut in all ihren Facetten“. Neben intensiven Diskussionen und Reflexionen zu diesem Kernanliegen gab es auch umfassende Berichte über aktuelle globale Krisen, darunter die Flüchtlingssituation, Migration sowie die anhaltenden Kriege zwischen Ukraine und Russland wie auch Israel und Gaza.
Zum Abschluss ihres Treffens verabschiedeten die Dominikaner zwei Dokumente. Das erste Papier befasst sich mit der humanitären Katastrophe in Gaza. Die Promotoren fordern mit Nachdruck eine kritische Distanz zu vereinfachenden politischen Narrativen. Sie betonen: „Wir bitten Sie dringend, politischen Narrativen mit Unterscheidungsvermögen und Vorsicht zu begegnen. Allzu oft sind diese Narrative von Voreingenommenheit, Vereinfachungen und Vorurteilen geprägt.“ Sie appellieren eindringlich an einen sofortigen und gegenseitigen Waffenstillstand, rufen zur aktiven Unterstützung humanitärer Hilfsinitiativen auf und unterstreichen die unverzichtbare Rolle des Dialogs als einzigen Weg zu nachhaltigem Frieden. „Beide Völker haben ein Recht auf Existenz und Koexistenz.“
Das zweite bedeutende Dokument, die „Erklärung der Gruppe für Migrationswirtschaft“, widmet sich der komplexen Beziehung zwischen Migration und Wirtschaft. Hier kritisieren die Dominikaner scharf, dass Migrationspolitiken oft dazu neigen, „Armut und die Suche nach Sicherheit [zu] kriminalisieren“. Sie verurteilen die systematische Ausbeutung von Arbeitsmigranten und äußern tiefe Besorgnis über jüngste EU-Entwicklungen, die das Asylrecht einschränken könnten, etwa durch „Push-back-Maßnahmen“. In Übereinstimmung mit Papst Franziskus' Lehren fordern sie eine Politik, die die Ganzheitlichkeit und Würde des Menschen über wirtschaftliche oder rechtliche Kategorien stellt. Ihre konkreten Vorschläge umfassen die Berücksichtigung der Bestrebungen von Migranten in der europäischen Politik, die Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Lebensgrundlagen durch Entwicklungshilfe statt Grenzsicherung und die Einbeziehung von Migranten in die Politikgestaltung, die ihr Leben direkt betrifft. Der Appell ist klar: sich „gegen vereinfachende Narrative zu wehren und eine Politik zu verfolgen, die auf Mitgefühl und Realität basiert.“ Denn sie betonen unmissverständlich: „Migration ist nicht nur eine Frage der Grenzen, sondern auch der Zugehörigkeit.“
Die jährlichen Treffen der europäischen Justitia et Pax-Promotoren sind ein fester Bestandteil des Dominikanerordens und dienen dazu, sich im gemeinsamen Bemühen für Gerechtigkeit und Frieden auszutauschen, Erreichtes zu bilanzieren und neue Ziele für ihre wichtige Arbeit in Europa zu stecken.