Waltraud Klasnic, scheidende Vorsitzende der Unabhängigen Opferschutzkommission, und ihre Nachfolgerin Caroline List ziehen Bilanz über die bisherige Arbeit der Kommission und beleuchten zukünftige Herausforderungen in der Missbrauchsaufarbeitung und Prävention.
Die Unabhängige Opferschutzkommission ("Klasnic-Kommission") in Österreich, die seit 2010 eine zentrale Rolle bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kirche spielt, erfährt einen Führungswechsel. Waltraud Klasnic, die die Kommission maßgeblich geprägt hat, übergibt die Leitung zum Jahresende an Caroline List, die Präsidentin des Landesgerichts für Strafsachen Graz.
In einem Interview mit Kathpress betonten Klasnic und List übereinstimmend die unverzichtbare Rolle der Kommission. Klasnic äußerte ihre Dankbarkeit für die Möglichkeit, in den letzten 15 Jahren vorbereitende Arbeit für Menschen einzubringen, die enttäuscht, verletzt und eigentlich hoffnungslos gewesen sind. Sie hob hervor, dass es sich bei den Fällen nicht um Akten, sondern um betroffene Menschen handle, und dass die Arbeit der Kommission, die keine Gerichtsfunktion innehat, auch in Zukunft dringend benötigt werde.
Caroline List, die seit Gründung Mitglied der Kommission ist und deren Arbeit maßgeblich mitgestaltet hat, sieht weiterhin Handlungsbedarf bei der Aufarbeitung und Prävention. Sie weist darauf hin, dass Missbrauch in geschlossenen Systemen begünstigt wird und der kirchliche Bereich zwar nur einen kleinen Teil der Missbrauchsfälle ausmacht, aber aufgrund der moralischen Verantwortung der Kirche eine besondere Rolle spielt. Die Kommission hat über 3.000 Betroffenen finanzielle und therapeutische Hilfe zukommen lassen und ihnen das Gefühl der Anerkennung und Würde zurückgegeben.
Beide Frauen hoben die uneingeschränkte Unabhängigkeit der Kommission hervor. Das Entschädigungssystem der Kommission habe sich zudem als Vorbild für staatliche Institutionen erwiesen. Mit dem Leitungswechsel und weiteren personellen Anpassungen ist die Kommission bestrebt, ihre wichtige Arbeit in der Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch fortzusetzen und weiterzuentwickeln.