Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 5.9. 2025
Am Sonntag wird einer der jüngsten Heiligen der Geschichte heiliggesprochen: Carlo Acutis. Er wurde nur 15 Jahre alt. Im Jahr 2006 ist der junge Italiener an Leukämie gestorben. Allein im letzten Jahr pilgerten mehr als eine Million Menschen zu seinem Grab nach Assisi. Was bewegt sie? Ist es die Faszination für den „modernen“ Heiligen, der auch „Cyber-Apostel“ und „Influencer Gottes“ genannt wird? Seine herausragenden Programmier-Kenntnisse setzte er dazu ein, über die Welt des Internets den Glauben zu verkünden. Bei seiner Beerdigung staunten seine Eltern über die vielen, vielen Menschen, die sie nie zuvor gesehen hatten: vor allem Obdachlose und Bedürftige, denen Carlo geholfen hatte.
Ein Jugendlicher mit Heiligenschein? Steckt nicht sehr viel Medien-Hype dahinter? Verdienen nicht vor allem die Devotionalienhändler, die kleine Figuren von dem Jungen mit T-Shirt und Turnschuhen, Schlüsselanhänger und Medaillons verkaufen? Bewegend ist dennoch die Sehnsucht vieler Menschen, diesem besonderen Jugendlichen nahe zu kommen. Das Beispiel von Carlo Acutis zeigt: Heilige sind oft „ganz normale“ Menschen! Man trifft sie überall. Wir müssen nur aufmerksam hinschauen!