Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 10.10. 2025
Heute ist der Welttag der psychischen Gesundheit. Er gibt mir Anlass, ein wenig über die seelische Gesundheit nachzudenken. Oft höre ich: „Hauptsache gesund sein!“ Ja, aber nicht nur leiblich, sondern auch seelisch. Leib und Seele gehören zusammen. Wenn die Seele leidet, leidet oft auch der Körper und umgekehrt. Nicht nur der Körper braucht Gesundheit, auch die Seele. Körperliches Wohlbefinden ist etwas Wunderbares, doch was hilft es, wenn die Seele leidet? Auch die Seele kann verletzt sein, Wunden tragen. Sie können schlimmer sein als die körperlichen.
Wir schenken meist dem Leib mehr Aufmerksamkeit als der Seele. Ihn spüren und sehen wir als erstes. Wie ist das mit der Seele? Sie ist unsichtbar. Auch das Herz und die Nieren sehen wir nicht. Wenn uns aber seelisch etwas „zu Herzen“ oder „an die Nieren geht“, wie man so sagt, dann tut das echt weh. Was brauchen wir, wenn die Seele leidet? Mehr als Medikamente helfen oft menschliche Nähe, ein offenes Ohr, ein mitfühlendes Herz und auch eine gute Dosis Humor. Wenn die Seele gesund ist, können wir Krankheiten leichter ertragen. Sie heilen meist auch eher. Darum ist es gut, nicht nur heute auf die Gesundheit der Seele zu achten.