Dieser interreligiöse Dialog ist eine notwendige Bedingung für den Frieden in der Welt und darum eine Pflicht für die Christen wie auch für die anderen Religionsgemeinschaften. (aus „Evangelii Gaudium“ von Papst Franziskus)
Dieser interreligiöse Dialog ist eine notwendige Bedingung für den Frieden in der Welt und darum eine Pflicht für die Christen wie auch für die anderen Religionsgemeinschaften. (aus „Evangelii Gaudium“ von Papst Franziskus)
Religionsvertreter sprachen beim Sant'Egidio-Friedenstreffen Anfang September über aktuelle Konflikte und Wege zum Frieden.
„Wir müssen Friedensstifter sein, und unsere Gemeinden müssen Schulen des Respekts für Menschen anderer Ethnien oder Religionen und des Dialogs sein“, schrieb Papst Franziskus in seiner Grußbotschaft an das Friedenstreffen der Gemeinschaft Sant'Egidio. Das Treffen stand unter dem Thema „Friede ist die Zukunft - Religionen und Kulturen im Dialog hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg“ und fand von 7. bis 9. September im belgischen Antwerpen statt.
Der frühere pakistanische Minister für Minderheiten, Paul Bhatti, rief bei der Veranstaltung religiöse Führer weltweit zu einer gemeinsamen Fatwa gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) auf. Durch eine solche Verurteilung auf internationaler Ebene könnten die Terroristen unter Druck gesetzt werden, sagte Bhatti. Zudem müssten die Regierungen den religiösen Oberhäuptern eine Plattform für Gespräche bieten. Diese könnten gemeinsam Vorschläge gegen die weltweite, im Namen der Religion ausgeübte Gewalt erarbeiten, die von den Regierungschefs umgesetzt werden könnten, forderte Bhatti. Der Katholik war Amtsnachfolger seines 2011 von Islamisten ermordeten Bruders. Er selbst floh im Februar nach Italien.
Krieg oder Gewalt könnten sich nie darauf berufen, im Namen Gottes zu geschehen, betonte der italienische Historiker und Sant'Egidio-Gründer Andrea Riccardi. Damit Friede nicht Wunschdenken bleibe, seien Dialog und religionsübergreifende Allianzen gegen Terrorismus nötig. Die aktuellen Kriege in Nahost und Osteuropa verstießen sowohl gegen die Genfer Konvention über die Behandlung von Gefangenen und Kriegsopfern als auch gegen die Menschenrechte. Im Irak werde eine Grausamkeit gezeigt, die bisher von den Tätern stets versteckt worden sei, „nun aber als Waffe in einer globalisierten Welt eingesetzt“ werde, so Ricardi.
Die irakische Parlamentarierin Vian Dakheel berichtete als Vertreterin der Jesiden im Irak bei der Tagung in Antwerpen von Massakern, Entführungen, Gewalttaten gegen Frauen, Kinder und wehrlose ältere Angehörige ihrer Religion. 3.000 Jesiden seien von den IS-Milizen ermordet worden oder auf dem Sinjar-Berg verhungert und verdurstet, 5.000 weitere entführt worden, berichtete Dakheel.
An die UNO appellierte die jesidische Parlamentsabgeordnete, mit Friedenstruppen die Gewaltakte gegen die Minderheiten im Nordirak zu stoppen. Die entführten jesidischen Frauen und Kinder müssten befreit werden und humanitäre Hilfe in die Region gelangen. Die Vereinten Nationen müssten eine Untersuchung des Massakers an den Jesiden einleiten, um die Asylprozesse für die in westliche Länder geflohenen Jesiden zu erleichtern.
Am Sant'Egidio-Friedenstreffen in Antwerpen nahmen etwa 300 Personen aus Kirche, Politik und Gesellschaft teil, unter ihnen der scheidende EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und der ägyptische Großmufti Shawki Ibrahim Abdel-Karim Allam.
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