Der "Tag des gottgeweihten Lebens" und das "Jahr der Orden" sind eine Aufforderung an Pfarren und Gemeinden, "zu erkennen oder wieder zu entdecken, was wir an den Ordensleuten haben", so Schnuderl.
Der "Tag des gottgeweihten Lebens" und das "Jahr der Orden" sind eine Aufforderung an Pfarren und Gemeinden, "zu erkennen oder wieder zu entdecken, was wir an den Ordensleuten haben", so Schnuderl.
Schnuderl: Ordensleute sind "Zeichen für unsere Berufung als Christen". Sr. Mayrhofer: Trotz schwindender Mitgliederzahlen neue Aufgaben wahrnehmen. Abt Schreier: Ordensleute haben Vorbildfunktion für Sinnsuchende.
Auf die Aufgabe von Ordensleuten als "Leuchttürme und Orientierungszeichen für die Gläubige ihrer Zeit" zu wirken, hat Heinrich Schnuderl, neuer Administrator der Diözese Graz-Seckau, im Vorfeld des "Tags des geweihten Lebens" am Montag, 2. Februar, hingewiesen. Es sei ihre "besondere Berufung" als Ordensleute, "Christus den Betenden, Predigenden, Heilenden, Jesus, der die Sünder versöhnt und die Kinder segnet, zu repräsentieren. Sie sind Zeichen für unsere Berufung als Christen und eine ständige Erinnerung an unsere Taufe", so Schnuderl in einem Gottesdienst am Sonntag im Grazer Dom.
Für die Kirche seien Ordensgemeinschaften mit "Frischzellen und innovativen Kräften" zu vergleichen, die eine geistliche Unruhe in die Kirche tragen und eine Offenheit für die Anforderungen unserer Zeit vorlebten. Konkret werde das im Hinausgehen an die Randgebiete, in der Offenheit für die Anforderungen der Zeit, so Schnuderl.
Der "Tag des gottgeweihten Lebens" und das "Jahr der Orden" seien gleichzeitig eine Aufforderung an Pfarren und Gemeinden, "zu erkennen oder wieder zu entdecken, was wir an den Ordensleuten haben, und auch öffentlich darauf hinzuweisen und einzuladen, das Wagnis eines radikal gelebten Christseins auf sich zu nehmen".
Schnuderl verwies in seiner Predigt auch auf den Vorbildcharakter der Ordensgemeinschaften für ein einfaches Leben, das nicht "primär unter dem Vorzeichen des Verzichtes zu verstehen" sei aber zeige, was es "heißen kann, sich nicht vom Besitz besitzen zu lassen, was es heißt, 'Hörer des Wortes' im Gespräch mit Gott zu sein und was es heißt, mit allen Kräften des Lebens auf Gott hin ausgerichtet zu sein".
Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, nahm am Samstag in einem Vortrag anlässlich der Feierlichkeiten zum "Tag des geweihten Lebens" in Linz Bezug auf die veränderten Rahmenbedingungen, mit denen Ordensgemeinschaften heute konfrontiert seien. Deutlich spürbar sei etwa die schwindende Mitgliederzahl. "Wir müssen viele Dienste und Häuser verlassen und wissen nicht, ob wir in unserem Land eine Zukunft haben und wenn ja, welche", so Mayrhofer. Im Hintergrund stünden "verschiedene Zeitumstände, Strömungen in Gesellschaft und Kirche".
Untergangstimmung wolle sie aber keine verbreiten, betonte die Ordensschweseter und verwies auf ein Schreiben der Religiosenkongregation, das die "Geweihten dazu anregt, sich mit den dringlichen Problemen dieser Zeit auseinanderzusetzen".
Der "Prozess des Loslassens" sei aber nicht nur auf die Ordensgemeinschaften beschränkt. "Auch unsere katholische Kirche muss lieb gewordene Pfarrgrenzen ändern und Kirchengebäude verlassen. Da ist es geradezu ein Gebot der Stunde, an die Menschen zu denken, die ihre Heimat verlassen müssen, die vertrieben werden und wissen, dass sie ein ganzes Land verlassen, in dem Christen nicht nur seit Jahrzehnten sondern seit zwei Jahrtausenden gelebt haben".
Spürbar würden die Veränderungen auch im Verhältnis zwischen Gesellschaft und Ordensgemeinschaften. Die frühere Anerkennung sei manchmal noch auf dem Papier oder in Jubiläumsansprachen vorhanden, aber nicht mehr dann, "wenn wir auf ein Entgegenkommen angewiesen wären, auf eine gesetzliche Kann-Bestimmung, die eben ein Kann und kein Muss ist und daher nicht mehr gewährt wird". Die Orden kehrten ins Gedächtnis zurück, sobald es etwa Räume für Flüchtlinge brauche, "sonst sind wir im politischen und medialen Bewusstsein nicht mehr präsent, vielleicht sogar störend".
Eine wichtige Rolle in der Gesellschaft schrieb Abt Raimund Schreier vom Prämonstratenserkloster Wilten in Tirol, der gleichzeitig Vorsitzender der Superiorenkonferenz der Männerorden in der Diözese Innsbruck ist, den Ordensleuten zu. "Denn trotz allem ist und bleibt auch der Mensch von heute ein Suchender", der auf seiner Suche Maß an Ordensleuten nehmen könne, so Schreier am Samstag anlässlich des "Tag des geweihten Lebens" in Innsbruck. Mit ihrer "mystischen, gottverbundenen Lebensart" könnten Ordensleute als "Spezialisten Gottes" Hinweis auf einen Gott geben, der Glück, Heilung und Rettung bringe.
In den Räumlichkeiten der Ordensgemeinschaften, die vielfach für Gäste offen stehen, könnten Suchende auch immer wieder Stille erfahren. Eine "rote Couch", die zurzeit auf dem Stiftsplatz stehe, werde in den nächsten Monaten auf Tournee gehen, um auf die Dialogbereitschaft und Offenheit der Orden aufmerksam zu machen. Anziehend auf Suchende wirke aber auch der Hingabe-Charakter geweihten Lebens, so Schreier. Ein solches Leben sei "aktiv und strahlt" aus.
Gleichzeitig sei das von Papst Franziskus für 2015 ausgerufene "Jahr der Orden" guter Anlass, "zwar nicht mit lauten und schreienden Kampagnen, sondern eher leise auf unsere Präsenz aufmerksam zu machen, um auch junge Mädchen und Burschen einzuladen, sich auf ein geweihtes Leben einzulassen. Wir müssen uns nicht verstecken", betonte der Abt. Immerhin gebe es über 900.000 Ordensleute weltweit. Davon in Österreich etwa 3.900 Ordensfrauen und 1.950 Ordensmänner sowie zehn Säkularinstitute, die als kontemplative oder aktive Christen mitten in der Welt leben.
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