Carl Manner promovierte 1952 an der Universität Wien in Mathematik und Physik und stieg 1953 im Alter von 24 Jahren ins Unternehmen ein.
Carl Manner promovierte 1952 an der Universität Wien in Mathematik und Physik und stieg 1953 im Alter von 24 Jahren ins Unternehmen ein.
Über 50 Länder der Erde sehen, wenn sie Manner hören, rosa. In dritter Generation zeichnet Carl Manner mitverantwortlich. Unter seiner Führung wurde das Familienunternehmen zum größten österreichischen Süßwarenproduzenten. Seit 2008 ist Carl Manner im Aufsichtsrat tätig, ins Büro kommt er trotzdem täglich.
DER SONNTAG: Herr Dr. Manner, essen Sie noch Manner-Schnitten?
Carl Manner: Ab und zu, ich muss ja feststellen, ob sie noch so schmecken wie früher. Natürlicherweise ist das nicht mein Hobby, sondern ein Beruf.
DER SONNTAG: Schmecken sie so wie früher?
Carl Manner: Ja, ich würde sagen, das hat sich nicht verändert. Höchstens mein Geschmackssinn kann sich verändern, aber die Schnitten nicht.
DER SONNTAG: Wie ist man denn auf das typische Rosa der Manner-Neapolitaner gekommen?
Carl Manner: Rosa habe ich vorgefunden. Das ist ein Marketinggag, der aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammt. Wer das erfunden hat, weiß ich nicht. Ich schreibe es meinem Großvater gut, dem Firmengründer.
Heute ist das Rosa sehr wichtig, denn mit dieser Farbe können wir in den Ecken des Handels ein „rosa Eck“ gestalten. Damit fallen wir auf, das wird mit Manner verbunden.
DER SONNTAG: Auf den Packungen ist der Stephansdoms abgebildet, wie kam es dazu?
Carl Manner: Mein Großvater hat nach seinem Militärdienst und nach seiner Ausbildung zum Kaufmann ein Geschäft in Wien an der Nordseite des Doms gepachtet und hat ihn vor Augen gehabt.
DER SONNTAG: Heute gibt es einen Mannershop am Stephansplatz, eine Erinnerung an früher?
Carl Manner: Am Stephansplatz zu verkaufen, ist sehr wichtig, weil das Zentrum sehr stark besucht wird. Das ist eine entsprechend große Werbung für uns. Wir machen hier zwei Prozent des österreichischen Umsatzes.
DER SONNTAG: Die Firma Manner engagiert sich seit Jahrzehnten für den Stephansdom. Warum und wie?
Carl Manner: Wir wollen uns beim Stephansdom bedanken, weil er das Haus in sehr schwierigen Zeiten begleitet hat. Wir haben immer gesehen, dass wir den Schutz der Stephanskirche sehr gut brauchen können. Erst im Vorjahr war das sehr notwendig, als ein Teil des Gebäudes unserer Fabrik eingestürzt ist, wobei noch unklar ist, wie es passiert ist.
DER SONNTAG: Sie unterstützen konkret die Erhaltung des Stephansdoms?
Carl Manner: Seit 35 Jahren übernehmen wir das Jahresgehalt für einen Steinmetz der Dombauhütte zu St. Stephan. Dafür hat er einen rosa Overall an. Wenn er außen herumklettert, könnte man das vielleicht sehen.
DER SONNTAG: Kommen Sie selbst öfter in den Stephansdom?
Carl Manner: Ja, beichten gehe ich in den Stephansdom. Da, weiß ich, ist Gelegenheit dafür. Ich brauche den Stephansdom zum Reinwaschen.
DER SONNTAG: Haben Sie einen guten Kontakt zu Dompfarrer Toni Faber?
Carl Manner: Der Herr Dompfarrer hat mir zuliebe die Messen zu meinen höheren Geburtstagen lesen lassen, dafür bin ich ihm dankbar.
DER SONNTAG: Wie halten Sie es selbst mit dem Glaubensleben?
Carl Manner: Ich gehe nicht nur am Geburtstag in die Kirche, sondern dann wenn es die Religion verlangt.
DER SONNTAG: Zum 85er sind Sie an der Südseite des Doms mit einer Büste verewigt worden, haben Sie sich darüber gefreut?
Carl Manner: Das ist ein bisschen zu viel der Ehre. Das habe ich mir nicht verdient. Aber man sieht es nicht gut, da braucht man schon einen Feldstecher.
DER SONNTAG: Warum ist es Ihnen wichtig, jeden Tag im Unternehmen präsent zu sein?
Carl Manner: Der Fortschritt des Unternehmens liegt einem, wenn man so lange tätig ist, am Herzen. Arbeit kann man das nicht nennen, eher einen Kontrollvorgang, den ich ausüben soll, weil ich Aufsichtsratsmitglied bin.
DER SONNTAG: Warum engagiert sich Manner mit Sponsoring im Schispringen?
Carl Manner: Die Alpinen Schisportler zu sponsern, ist sehr teuer, günstiger ist es bei den Schispringern. Diese Summe rentiert sich, weil über Österreich hinaus Schispringen ein populärer Sport ist.
Wir profitieren, wenn viele zusehen, wenn einer von der Schanze herunterhupft. Wir halten zwar als Österreicher nicht für Severin Freund die Daumen, aber es ist sinnvoll, denn in Deutschland wird doch auf den Herrn geblickt.
Wenn er dann als Weltcupsieger geehrt wird, werden wir mitgeehrt. Das ist eine sehr günstige Werbung. Die Relation zwischen Preis und Leistung passt.
DER SONNTAG: Ist Deutschland ein wesentlicher Exportmarkt für Manner?
Carl Manner: Es ist der größte Markt außerhalb von Österreich. Wir verkaufen dort fast soviel wie hier. Das ist mir noch zu wenig.
DER SONNTAG: Ein wesentlicher Exportmarkt für Manner ist auch der arabische Raum. Dort findet sich auf den Schnittenpackungen aber nicht das Sujet des Stephansdoms, warum?
Carl Manner: Das ist naheliegend, denn der Glaube, der dort gelebt wird, ist nicht so tolerant. Das wäre dort ein Negativpunkt, auch wenn es auf den Packungen nicht so auffällt.
DER SONNTAG: Wie sieht die Verpackung der Schnitten im arabischen Raum aus?
Carl Manner: Wir führen den Spruch „The taste of Vienna“.
DER SONNTAG: Hatten Sie durch die berufliche Verantwortung zu wenig Zeit für das Privatleben?
Carl Manner: Mein Vater erlitt knapp nach dem 60. Lebensjahr einen Schlaganfall und konnte nicht mehr weiterarbeiten. Ich musste in relativ jungen Jahren dann Verantwortung für die Familie übernehmen.
Das hat mich sehr an meine Eltern gebunden. Außerdem habe ich zwei Hobbys: Musik und Kunst. Ich habe für Sängerinnen geschwärmt, beim Schwärmen ist es geblieben. Das hat auch gewisse Vorteile, denn man kann sich dann relativ frei bewegen, und ich habe Möglichkeiten gehabt, mich finanzieller Art zu engagieren.
DER SONNTAG: Wem galt oder gilt Ihr Schwärmen in der Musik?
Carl Manner: Das sind historisch gesehen ein paar ganz prominente Damen, darunter die rumänische Sopranistin Maria Cebotari. Heute ist es Anna Netrebko.
DER SONNTAG: Wenn Sie auf Ihre über 85 Lebensjahre zurückblicken. Worum geht es im Leben?
Carl Manner: Man soll sich so verhalten, dass es die Allgemeinheit akzeptiert. Brutale Geschäftsmethoden, die es heute in manchen Branchen gibt, haben wir immer vermieden. Man soll sich anständig verhalten, da ist der Stephansdom ein Vorbild.
125 Jahre Manner
Josef Manner, gelernter Kaufmann, eröffnete 1890 am Stephansplatz ein kleines Geschäft, in dem er Tafelschokoladen und Feigenkaffee verkaufte.
Er verfolgte dabei von Anfang an das Ziel, Schokoladeprodukte von besserer Qualität preisgünstiger als die Konkurrenz anzubieten: „Jedes Kind, das einen Kreuzer für meine Sachen ausgibt“, sagte er, „soll dafür nicht bloß eine Nascherei, sondern auch ein wertvolles Nahrungsmittel haben.“
Da die damaligen Lieferanten nicht in der Lage waren, die gewünschte Schokoladenqualität zu liefern, fasste der Chocolatier den Entschluss, seine Schokolade selbst herzustellen.
Im Alter von 25 Jahren kaufte er einem kleinen Schokoladenerzeuger, dessen Konzession, Lokal und Einrichtung im fünften Wiener Gemeindebezirk ab – und war ab 1. März 1890, Inhaber der „Chocoladenfabrik Josef Manner“.
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 stellte die Firma Manner vor beträchtliche Probleme. Der einst schier unerschöpfliche Absatzmarkt der ehemaligen Donaumonarchie schrumpfte. Den Bombenhagel des Jahres 1945 überstand das Produktionsgebäude der Firma Manner beinah intakt, und auch der Maschinenpark blieb erhalten. 1947 verstarb Firmengründer Josef Manner.
Heute sind an den drei Standorten, dem Stammwerk in Wien im 17. Bezirk, in Perg in Oberösterreich und in Wolkersdorf in Niederösterreich rund 700 Mitarbeiter beschäftigt.
Manner Original Neapolitaner Schnitte:
Die Haselnüsse für die Fülle aus Zucker, Haselnüssen, Kokosfett und Kakaopulver kommen aus der Gegend um Neapel. Die Größe 49 × 17 × 17 Millimeter umfasst vier Lagen Streichmasse zwischen fünf Lagen Waffel, das Gesamtgewicht beträgt 7,5 Gramm pro Schnitte.
Webseite: "Der Sonntag"
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