Insgesamt 23 Jahre musste Kardinal Jozsef Mindszenty in Kerker, Gefängnis und Isolation verbringen.
Insgesamt 23 Jahre musste Kardinal Jozsef Mindszenty in Kerker, Gefängnis und Isolation verbringen.
Mindszenty gehört zu wichtigen Märtyrergestalten der katholischen Kirche in Mittel- und Osteuropa in kommunistischer Zeit.
Am Mittwoch, 29. März 2017, jährt sich zum 125. Mal der Geburtstag von Kardinal Jozsef Mindszenty (1892-1975). Mindszenty gehörte zu den wichtigen Märtyrergestalten der katholischen Kirche in Mittel- und Osteuropa in kommunistischer Zeit. Seine Standhaftigkeit brachte ihn in Konflikt mit den Nazis, faschistischen Pfeilkreuzlern, den Kommunisten - aber auch mit dem Vatikan.
Mindszenty wurde am 29. März 1892 in Csehimindszent unter dem Namen Josef Pehm geboren. 1941 legte er unter dem Eindruck des ungarischen Kriegseintritts auf Seiten Hitlers seinen deutschen Familiennamen ab und nannte sich nach seinem Geburtsort Mindszenty. 1944 ernannte ihn Papst Pius XII. zum Bischof von Veszprem. Gemeinsam mit anderen Bischöfen protestierte Mindszenty gegen den sinnlosen Krieg und die Judenverfolgung. Die ungarischen Faschisten ("Pfeilkreuzler") verhafteten ihn und kerkerten ihn im berüchtigten Zuchthaus von Sopronköhida (dt. Steinambrückl) ein.
Im September 1945 machte der Papst Mindszenty zum Erzbischof von Esztergom und Primas von Ungarn. Sein unerschrockenes Eintreten für die Rechte der Kirche brachte ihn, seit Februar 1946 Kardinal, in immer stärkeren Gegensatz zu den Kommunisten. Das neue Regime entfesselte eine Kampagne wegen angeblicher "Konspiration gegen den Staat".
Zu Weihnachten 1948 wurde der Primas verhaftet und nach einem unter Folter erzwungenen Geständnis im Februar 1949 zu lebenslanger Haft verurteilt. Beim Volksaufstand 1956 kam Mindszenty zunächst frei und fand dann nach der Niederschlagung der Revolution durch sowjetische Truppen Zuflucht in der US-Gesandtschaft in Budapest, wo er Asyl erhielt. Für die kommenden 15 Jahre lebte er in der US-Botschaft.
Johannes XXIII. versuchte im Zuge seiner Tauwetterpolitik, den Primas nach Rom zu holen. Im Gegenzug war der Vatikan bereit, Bedingungen der Kommunisten zu erfüllen. 1963 lehnte Mindszenty das Ausreiseangebot noch ab; erst Jahre später kam die Übereinkunft zustande. Rom garantierte Budapest dafür nicht nur politische Enthaltsamkeit des Primas, sondern willigte auch ein, ihn binnen zwei Jahren zum Amtsverzicht zu bewegen.
1964 gelang dem päpstlichen Unterhändler Agostino Casaroli immerhin, dass in einem "Teilabkommen" mit Ungarn fünf der sieben seit langem vakanten Bischofsstühle mit Diözesanadministratoren im Rang von Weihbischöfen besetzt wurden. Jedoch kamen staatlich genehme Kandidaten zum Zug, von denen mindestens drei nach Erkenntnis von Kirchenhistorikern für den Staatssicherheitsdienst arbeiteten.
Tatsächlich änderte sich nur wenig an der verzweifelten Lage der ungarischen Kirche. Weiter wurden Priester, Ordensleute und Laien bespitzelt und zu langer Haft verurteilt, Religionsunterricht und kirchliche Verwaltungen nahezu lahmgelegt. Budapest hielt seine Zusagen schlicht nicht ein.
Im September 1971, mit 79 Jahren, verließ Mindszenty Ungarn schweren Herzens und ließ sich nach kurzem Rom-Aufenthalt in Wien nieder, um seiner Heimat nahe zu sein. Vergeblich bemühte sich Papst Paul VI., ihn zum Amtsverzicht zu bewegen. Im Februar 1974 entband er Mindszenty "aus pastoralen Erwägungen" - ohne einen Nachfolger zu ernennen. Der Primas erklärte schonungslos, die Entscheidung sei "vom Heiligen Stuhl allein getroffen" worden.
Mindszenty starb am 6. Mai 1975 mit 83 Jahren im Wiener Exil. Er hatte festgelegt, dass er in der Basilika Mariazell beigesetzt, aber nach einem Sturz des Kommunismus in die Heimat überführt werden solle. 1991 wurde der Leichnam in Esztergom neu beigesetzt - und 1993 der Seligsprechungsprozess eröffnet. Die Akte dafür wurde 2013 abgeschlossen. Der ungarische Staat rehabilitierte Mindszenty 1990 de facto und 2012 vollständig.
Das ungarische Priesterseminar "Pazmaneum" in Wien (1090, Boltzmanngasse 14) lädt aus diesem Anlass am Mittwoch um 18.30 Uhr zu einem Konzert. Zur Aufführung kommen u.a. Werke von Johannes Brahms, Bela Bartok, und Antonin Dvoak.