Erzabt Birnbacher und Bundespräsident Van der Bellen.
Erzabt Birnbacher und Bundespräsident Van der Bellen.
Pressegespräch mit portugiesischen Staatspräsidenten.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Samstag, 28. Juli 2018 in Salzburg die Erzabtei St. Peter besucht. Die Benediktinerabtei wurde vom Heiligen Rupert (650-718) zur Mission in den Südostalpen gegründet und ist das älteste bestehende Kloster im deutschen Sprachraum. Wegen seines Alters, seiner liturgischen Tradition und seiner Kulturschätze gilt es als geistliches Herz der Festspielstadt und der Region. Van der Bellen und seine Gattin Doris Schmidauer trafen in St. Peter u.a. mit Gastgeber Erzabt Korbinian Birnbacher, Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Bürgermeister Harald Preuner, Äbtissin Veronika Kronlachner (Nonnberg) sowie Ordensleuten des Benediktinerkonvents zusammen.
Der Bundespräsident habe sich laut Präsidentschaftskanzlei sehr beeindruckt von der teilweise romanischen Klosteranlage gezeigt, die er als "Oase in der Innenstadt" bezeichnete. Die Führung durch den Erzabt ging in die Stiftskirche, die Bibliothek und den Kreuzgang. Ein Konzert in der Stiftskirche bildete den Höhepunkt. Van der Bellen hob dabei die Notwendigkeit einer Erhaltung und Pflege des Kulturerbes der Stifte und Klöster hervor.
Erzabt Birnbacher dankte dem Staatsoberhaupt für die Ansprache zur Festspiel-Eröffnung und würdigte das angesprochene Europa-Anliegen. Er berichtete über die bevorstehenden Schritte zur Stiftskirchen-Renovierung und über die Bewegung zur Liturgie- und Kirchenreform der Jahre 1920-1960, mit den beiden österreichischen Stiften St. Peter und Klosterneuburg als Zentren. Der Abt verwies aber auch auf die wirtschaftlichen und sozialen Aktivitäten seines 1.300 Jahre alten Stifts, wofür Van der Bellen großes Interesse zeigte.
Die Staatspräsidenten von Österreich und Portugal, Alexander Van der Bellen und Marcelo Rebelo de Sousa, haben am Freitag, 27. Juli bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Salzburg an die Aufnahme notleidender Wiener Kinder in Portugal nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Die Aktion war 1948 von der Caritas gestartet worden. 5.000 österreichische Kinder konnten damals für ein bis drei Jahre nach Portugal reisen, um das Trauma des Krieges zu vergessen. Vielen blieben die Jahre als glücklichste Zeit ihres Lebens in Erinnerung.
"Wir haben nicht vergessen, dass Portugal nach dem Krieg tausende hungrige und in einer trostlosen Umgebung lebende österreichische Kinder aufgenommen hat, aus Familien mit Vätern, die oft im Krieg gefallen oder in Lagern in Sowjetrussland vermisst wurden", sagte Van der Bellen laut dem Lissaboner Portal "Publico.pt". Er äußerte sich auch im Blick auf die Frage der europäischen Aufnahmebereitschaft für heute in Not lebende Menschen.
Portugal habe damals sehr geholfen, erinnerte der österreichische Bundespräsident sein portugiesisches Pendant. Dieser sprach von einem "wundervollen Beispiel", und dass "wir uns immer noch immer an diese Kinder erinnern, die, ohne ein Wort Portugiesisch zu sprechen, von portugiesischen Familien empfangen wurden". Die meisten dieser Kinder seien einige Jahre nach ihrem Aufenthalt in Portugal nach Österreich zurückgekehrt, einige seien von portugiesischen Familien adoptiert worden.
Organisatorin der Portugal-Aufenthalte war die langjährige Leiterin der Auslandshilfe der Caritas der Erzdiözese Wien, Ilona Seilern (1913-93). Seilern gehörte 40 Jahre hindurch zum engsten Mitarbeiterkreis des Caritas-Präsidenten Prälat Leopold Ungar. Wie Ungar war auch Ilona Seilern eine Symbolfigur der österreichischen Caritas. Das Thema Caritas-Kinderaufnahme wird u.a. in dem Buch der Historiker Ludwig Scheidl und José Palma Caetano, "Relacoes entre Portugal e a Austria/Die Beziehungen zwischen Portugal und Österreich" (Assirio&Alvim, Lissabon 2002) behandelt. In dem Buch wurden die bisher wenig erforschten Beziehungen zwischen den beiden Ländern aufgearbeitet.