Innenansicht der Deutschordenskirche St. Elisabeth in Wien.
Innenansicht der Deutschordenskirche St. Elisabeth in Wien.
Generalabt Bruno Platter stellt sich nach drei Amtsperioden nicht mehr der Wahl.
Ab Montag, 20. August 2018 tagt das Generalkapitel des Deutschen Ordens am Sitz des Hochmeisters in Wien. Delegierte der Brüder, Schwestern und Familiaren aus sechs Ländern versammeln sich alle sechs Jahre zum Generalkapitel, um die Generalleitung zu wählen, die Rechenschaftsberichte der Amtsträger entgegenzunehmen, die geltenden Ordenssatzungen zu überprüfen und über aktuelle Fragen des gegenwärtigen Wirkens und der Zukunft des Ordens zu beraten, gab der Orden am Donnerstag, 16. August in einer Aussendung bekannt.
Besonderes Augenmerk liegt auf dem 22. August, an dem die Wahl eines neuen Hochmeisters stattfinden wird. Generalabt Bruno Platter, 65. Hochmeister des Deutschen Ordens, wird für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung stehen; nach drei Amtsperioden und achtzehn Jahren als Hochmeister und Generlabt wolle er die Führung des Ordens in jüngere Hände legen, hieß es.
Der Deutsche Orden entstand 1189/90 vor Akkon im Heiligen Land während des dritten Kreuzzuges. Während der Belagerung der Hafenstadt durch christliche Truppen gründeten Bürger aus Lübeck und Bremen ein Zeltspital aus Schiffsegeln für die Pflege von an Seuchen erkrankten Kreuzfahrern und Pilgern. Die daraus entstehende karitative Hospitalbruderschaft wurde am 6. Februar 1191 von Papst Clemens III. anerkannt.
In der Folge entstanden viele weitere Häuser im Heiligen Land, wobei das einstige Spital der Deutschen in Jerusalem nahe der Klagemauer, wo sich auch eine Marienkapelle befand, namensgebend wurde. In seiner Langform heißt der Deutsche Orden deshalb auch heute "Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem". 1198 erhielt der Orden zum Schutz der heiligen Stätten und der Pilger zusätzlich eine militärische Ausrichtung, wobei zur Aufgabe der Versorgung der Pilger, Kranken und Bedürftigen als zweites prägendes Element nun auch der Kampf für den Glauben trat. Eine eigene Ordensregel bildete sich im Lauf der Zeit aus Teilen der Johanniter- sowie der Templerregel. Seit 1929 ist der Deutsche Orden kein Ritterorden mehr.
Heute ist der Deutsche Orden in Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien, Tschechien und der Slowakei vertreten und widmet sich neben der Seelsorge vor allem auch der Sorge um Kranke, Behinderte und alte Menschen. Aktuell gehören der Gemeinschaft rund 100 Ordenspriester, 200 Ordensschwestern und etwa 700 "Familiaren" - Laienmitglieder, die sich den Ordensidealen durch ein Versprechen gegenüber dem Hochmeister verpflichten - an.
Niederlassungen in Österreich gibt es heute in Wien, Gumpoldskirchen, Wildbad, Spannberg, Palterndorf und Friesach. Seit 1809 ist der Sitz des Hochmeisters und damit das Zentrum des Deutschen Ordens in der Wiener Singerstraße. Damit gehört der "Ordo Teutonico" zu den wenigen kirchlichen Institutionen, deren Generaloberer seine Residenz nicht in Rom hat.