Das Weltfamilientreffen in Dublin läuft noch bis Sonntag, 26. August 2018.
Das Weltfamilientreffen in Dublin läuft noch bis Sonntag, 26. August 2018.
Familie ist "Keimzelle der Gesellschaft" und "schön und zugleich zerbrechlich.
Wert und Bedeutung von Ehe und Familie sowie die seelsorgliche Begleitung durch die Kirche standen am dritten und letzten Tag des Pastoralkongresses beim katholischen Weltfamilientreffen in Dublin im Zentrum.
Ehepaare hätten eine "Berufung" und sollten diese von Anfang ihrer Ehe an leben können, betonte Gabriella Gambino, Untersekretärin im vatikanischen Dikasterium für Laien, Familie und Leben, bei ihrem Impulsreferat am Freitag, 24. August 2018. Der Pastoralkongress mit 37.000 Dauerteilnehmern aus aller Welt ist eines der Herzstücke des am Dienstag gestarteten "World Meeting of Families". Am Samstag und Sonntag steht in Dublin mit dem Besuch von Papst Franziskus der Höhe- und Schlusspunkt des Weltfamilientreffens auf dem Programm.
Eheleute seien zum vollen und lebenslangen Ausleben ihrer Berufung bestimmt, "da die Familie der Ort ist, an dem sich die Treue Gottes in all seiner Macht zeigen kann und wo wir im Gegenzug Gott treu sein können", sagte Gabrino. Dazu gelte es u.a. in den ersten Ehejahren die gegenseitige Vergebung zu erlernen, so die fünffache Mutter, die als Sottosegretario zum Leitungsteam der vatikanischen Familienbehörde gehört.
Auf Grundlage des Papstschreibens "Amoris laetitia" ging es beim Familienkongress in den vergangenen Tagen um verschiedenste Aspekte der Kirchenlehre zu Ehe und Familie und die damit zusammenhängenden praktischen Fragen. Die katholische Kirche dürfe sich nicht hinter einem abstrakten Ideal von Familie verstecken, sondern müsse sich mit deren Realität auseinandersetzen, sagte der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz Kardinal Gualtiero Bassetti. Von Fall zu Fall sei eine "weise Unterscheidung" nötig, sowie ein besonders behutsamer Umgang mit "unumkehrbaren Krisen nach der Ehe". Dafür hätten sich die italienischen Bischöfe in ihrer Auseinandersetzung mit "Amoris laetitia" ausgesprochen.
Die Familie bezeichnete der Erzbischof von Perugia als "Keimzelle der Gesellschaft, schön und zugleich zerbrechlich". Sie sei jedoch zunehmend erschöpft und von mitgenommen von einer individualistischen Kultur, in der alles nicht Nützliche ausgegrenzt werde. Vor diesem Hintergrund müsse die Seelsorge ihr Augenmerk besonders auf die Prävention und Heilung menschlicher Beziehungen richten: Der Kardinal forderte hier eine "Kunst des Flickens" und Interventionen im Krisenfall. Zudem gelte es Ehen zu festigen, um spätere Brüche zu verhindern. Viel Energie solle daher darin gesteckt werden, Priester und Eheleute zu "Reisegefährten von Verlobten" zu auszubilden und sie "dazu ermutigen, die bevorstehenden Krisen zu überwinden".
Die hohe Bedeutung gegenseitiger Hilfe von Familien hob Carlos Simon Vazquez vom Dikasterium für Laien, Familie und Leben hervor. Familienverbände würden hier wichtige Verdienste leisten, seien darüber hinaus aber auch in der Bewusstseinsarbeit, der Netzwerk-Bildung und in der Verbreitung einer "Grammatik der Familie" in der Gesellschaft tätig. Mit einem "Familienstil" könne die Gesellschaft "gerechter, friedlicher, unterstützender und subsidiärer" gemacht werden.
Hier schloss Antoine Renard, Präsident der Europäischen Föderation der katholischen Familienverbände (FAFCE) an: Familien seien keine in sich geschlossenen Systeme, sondern bräuchten stets den Dialog und die Begegnung mit anderen zur Förderung des Gemeinwohls sowie den nötigen Rahmen dafür. Unter den Beispielen nannte der FAFCE-Präsident dabei das österreichische Patenschaftsprojekt "Familien für Familien", bei dem Flüchtlingsfamilien bei der Integration geholfen wird, oder in Polen Initiativen zur leichteren Wohnungssuche für Großfamilien. Familienverbände seien oftmals auch wichtige "Gesprächspartner des Staates".
Erneut war am Freitag beim Pastoralkongress auch die Mediennutzung ein Thema der Beiträge. Der kalifornische Weihbischof Robert Barron sprach sich dafür aus, Kinder zu einer "verantwortlichen Autonomie" hinzuführen. Zielführender als eine "aggressive Zensur" durch die Eltern sei es, den Kindern bei der Entwicklung einer Urteilsfähigkeit über "Gut und Böse in der digitalen Welt" zu helfen, dabei aber auch Kontrapunkte zu einer "Kultur der unmittelbaren Befriedigung", wonach alles auf Knopfdruck erhältlich sei, zu setzen. "Die besten Dinge im Leben - Freundschaft, Liebe, ästhetische Schönheit, die Beziehung zu Gott - müssen erwartet werden und komme erst auf ihre Weise, nach bestimmter Zeit", sagte Barron.