Abtsbenediktion von Deutscher Orden-Hochmeister Frank Bayard im Stephansdom.
Abtsbenediktion von Deutscher Orden-Hochmeister Frank Bayard im Stephansdom.
Frank Bayard empfing Abtsbenediktion durch Kardinal Schönborn. Generalkapitel des Deutschen Ordens hatte den 47-Jährigen im August zum 66. Hochmeister gewählt.
Der neue Hochmeister der Deutschen Ordens, Frank Bayard, hat seine Abtweihe empfangen. Kardinal Christoph Schönborn nahm die feierliche Segnung am Samstagvormittag, 17. November 2018 im Wiener Stephansdom im Beisein zahlreicher Ordensmitglieder aus dem In- und Ausland vor. Das Generalkapitel des Deutschen Ordens hatte den 47-jährigen Bayard im August zum 66. Hochmeister mit einer Amtszeit von vorerst sechs Jahren gewählt.
Bei der Abtsbenediktion wurden dem Hochmeister das Ordensbuch sowie gemäß einer seit den 1930er Jahren bestehenden Sonderregelung auch die bischöflichen Insignien Hirtenstab und Mitra überreicht. Unter den Konzelebranten befand sich auch Bruno Platter, der vor Bayard 18 Jahre lang Hochmeister und Generalabt des Deutschen Ordens war.
An dem Festgottesdienst nahmen zahlreiche Äbte, unter ihnen die Pröpste Bernhard Backovsky (Klosterneuburg) und Maximilian Fürnsinn (Herzogenburg), Erzabt Korbinian Birnbacher (St. Peter/Salzburg) sowie German Erd (Stams) teil. Auch der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, der Wiener Weihbischof Franz Scharl und der Vorsitzende der Superiorenkonferenz, em. Abt Christian Haidinger, feierten die Abtsbenediktion mit.
Seinen Leitspruch "Noli timere - meus es tu" (Fürchte dich nicht, mein bist du) hat Hochmeister Bayard dem biblischen Buch Jesaja entnommen. Jesus verlange als Qualifikation für das Hirtenamt nichts anderes als die bedingungslose Liebe zu ihm, sagte Kardinal Christoph Schönborn in der Predigt zu den bei der Abtsbenediktion gelesenen Schriftworten. "Wer Jesus liebt, der liebt auch sein Wort und wird mit allen Fasern seines Wesens versuchten, Jesus nachzufolgen." Wer glaube, finde im Evangelium Nahrung, Orientierung und Entscheidungskriterien für das eigene Leben finden. Im Wort "Liebe" sei das "ganze Anforderungsprofil Jesu" enthalten, so der Kardinal. Um Hirte sein zu können brauche es auch die Erfahrung der eigenen Schwäche. "Sünder, Arme und Kleine sind die Lieblinge Jesu."
Er sei von Gott gewählt worden um zu dienen, wandte sich Kardinal Schönborn an den neuen Hochmeister: "Das ist deine Berufung. Er hat dich erwählt für diesen Dienst, aber Du nimmst dieses Amt auf Dich mit dem Volk Gottes. Du bist nicht allein, Du gehörst mitten ins Volk Gottes."
P. Frank Bayard wurde am 11. Oktober 1971 in Püttlingen im deutschen Saarland geboren. Er absolvierte zunächst eine Bankausbildung bevor er im Jahr 2000 in den Deutschen Orden eintrat. Am 19. September 2004 legte er die Ewigen Gelübde ab und band sich damit für immer an den Orden. Von 2001 bis 2008 absolvierte Pater Bayard Studien in Theologie, Geschichte und "Health Care Management" in Innsbruck und Wien. Am 22. Juli 2006 weihte ihn der damalige Münchner Erzbischof Kardinal Friedrich Wetter in der Stiftskirche Weyarn zum Priester. Im selben Jahr wurde Pater Bayard als Generalrat der deutschen Brüderprovinz in die Generalleitung des Deutschen Ordens gewählt. Seit 2008 fungierte er darüber hinaus als Generalökonom des Ordens.
Der Deutsche Orden ist heute in Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien, Tschechien und der Slowakei vertreten und widmet sich neben der Seelsorge vor allem der Sorge um Kranke, Behinderte und alte Menschen. Aktuell gehören der Gemeinschaft rund 100 Ordenspriester, 200 Ordensschwestern und etwa 700 "Familiaren" - Laienmitglieder, die sich den Ordensidealen durch ein Versprechen gegenüber dem Hochmeister verpflichten - an. Das Ordensgewand zeigt ein schwarzes Kreuz auf weißem Grund. Niederlassungen in Österreich gibt es in Wien, Gumpoldskirchen, Wildbad, Spannberg, Palterndorf und Friesach.
Seit 1809 ist der Sitz des Hochmeisters und damit das Zentrum des Deutschen Ordens in der Singerstraße in der Wiener Innenstadt. Damit gehört der "Ordo Teutonico" zu den wenigen kirchlichen Institutionen, deren Generaloberer seine Residenz nicht in Rom hat.
Der Deutsche Orden entstand 1189/90 vor Akkon im Heiligen Land während des dritten Kreuzzuges. Während der Belagerung der Hafenstadt durch christliche Truppen gründeten Bürger aus Lübeck und Bremen ein Zeltspital aus Schiffsegeln für die Pflege von an Seuchen erkrankten Kreuzfahrern und Pilgern. Die daraus entstehende karitative Hospitalbruderschaft wurde am 6. Februar 1191 von Papst Clemens III. anerkannt.
In der Folge entstanden viele weitere Häuser im Heiligen Land, wobei das einstige Spital der Deutschen in Jerusalem nahe der Klagemauer, wo sich auch eine Marienkapelle befand, namensgebend wurde. In seiner Langform heißt der Deutsche Orden deshalb auch heute "Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem".
1198 erhielt der Orden zum Schutz der heiligen Stätten und der Pilger zusätzlich eine militärische Ausrichtung, wobei zur Aufgabe der Versorgung der Pilger, Kranken und Bedürftigen als zweites prägendes Element nun auch der Kampf für den Glauben trat. Eine eigene Ordensregel bildete sich im Lauf der Zeit aus Teilen der Johanniter- sowie der Templerregel. Seit 1929 ist der Deutsche Orden kein Ritterorden mehr.