Die Kardinal-König-Stiftung hat am Mittwochabend (13. März) in das Lainzer Kardinal-König-Haus geladen.
Die Kardinal-König-Stiftung hat am Mittwochabend (13. März) in das Lainzer Kardinal-König-Haus geladen.
Gottesdienst und Tagung in Wien-Lainz anlässlich des 15. Todestages des Wiener Alterzbischofs und des sechsten Jahrestages der Wahl von Papst Franziskus
Die Grundüberzeugungen Kardinal Franz Königs sind auch 15 Jahre nach seinem Tod bleibend aktuell. Das war der Tenor eines Symposions, zu dem die Kardinal-König-Stiftung am Mittwochabend (13. März) in das Lainzer Kardinal-König-Haus geladen hatte. An diesem Tag jährte sich zum 15. Mal der Todestag des Wiener Erzbischofs und Konzilsvaters Kardinal Franz König (1905-2004). Zugleich war dieser Tag auch der sechste Jahrestag der Wahl von Papst Franziskus.
Eröffnet wurde der Abend mit einem Gedenk- und Dankgottesdienst in der Lainzer Konzilsgedächtniskirche, dem Kardinal Christoph Schönborn vorstand. Mit dem Wiener Erzbischof standen auch die beiden emeritierten Bischöfen Maximilian Aichern und Ludwig Schwarz sowie Priestern, die von Kardinal König geweiht wurden am Altar. Aichern hob in seiner Predigt einmal mehr die Bedeutung Königs als Brückenbauer hervor, sowohl innerhalb der Kirche und der christlichen Ökumene als auch zu vielen außerhalb der Kirche. Er würdigte u.a. Königs Verdienste um den Dialog mit den Kirchen, Religionen, Weltanschauungen, Wissenschaften und politischen Parteien sowie seinen Einsatz für die Menschenrechte.
Als "unangefochtene Autorität" sei es Kardinal König um eine zeitgemäße Entwicklung der Kirche und um ihren Einsatz für die Menschen gegangen. Dies sei auch die große Übereinstimmung zwischen König und Papst Franziskus, so Aichern. König sei zudem stets ein überzeugter Europäer gewesen. Auch noch als emeritierter Erzbischof habe er sehr rege am Geschehen in Kirche und Welt teilgenommen. So habe sich König sowohl bei der Erarbeitung des Sozialhirtenbriefs der österreichischen Bischöfe 1990 wie auch beim Ökumenische Sozialwort 2003 eingebracht, erinnerte Aichern.
Der Linzer Altbischof ging in seiner Predigt auch auf das sechsjährige Amtsjubiläum von Papst Franziskus ein. Der Papst habe neue Bewegung in die Kirche gebracht, so Aichern. Seine Maxime: "So vielen Menschen wie Möglich die Liebe Gottes spüren lassen." Das sei Franziskus' Anspruch an die Kirche. Große Hoffnungen zur Erneuerung der Kirche setzte Aichern sowohl in den jüngsten vatikanischen Kinderschutzgipfel wie auch in die kommenden Amazoniensynode.
In der Mitte der Konzilsgedächtniskirche brannte beim Gottesdienst die Osterkerze von Kardinal König, die aus diesem Anlass von seinem Grab in der Gruft des Stephansdoms geholt worden war. König hatte in seinem Testament verfügt, dass man bei seinem Begräbnis die Osterkerze auf seinem Sarg nicht vergessen möge. Daher entzündete Kardinal Schönborn beim Gottesdienst an dieser Osterkerze das Licht, das dann an die Teilnehmer des Gottesdienstes verteilt wurde.
An dem Gottesdienst bzw. dem folgenden Symposion nahmen u.a. auch der St. Pöltner emeritierte Bischof Klaus Küng und der frühere Wiener Weihbischof Helmut Krätzl teil. Von Seiten der Ökumene waren der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura, P. Athanasius Buk von der griechisch-orthodoxen Kirche und der altkatholische Altbischof Bernhard Heitz gekommen. Von politischer Seite nahm Finanzminister Hartwig Löger teil, der auch Grüße von Bundeskanzler Sebastian Kurz übermittelte.
Bischof Manfred Scheuer erinnerte in einem Grußwort an Königs letztes Gespräch in dieser Welt mit dem griechisch-orthodoxen Metropoliten Michael Staikos, in der Wohnung Königs zwei Tage vor seinem Tod. Diese Gespräch hatte die Auferstehung zum Thema wie auch die Ökumene. Der Kardinal habe Staikos mit Überzeugung vorgetragen, dass die Ökumene weitergehen muss.
Die Generalsekretärin der Kardinal-König-Stiftung und langjährige Büroleiterin des Kardinals, Annemarie Fenzl, hob in ihren Ausführungen einige Grundüberzeugung des Kardinals hervor: Religion gehört zum Wesen des Menschen und das Gebet ist die Grundnahrung des Menschen. - Daran habe der Kardinal immer festgehalten, wie auch an vielen anderen Überzeugungen. So blieb beispielsweise die Fristenregelung für König immer eine "offene Wunde". Und hinsichtlich der Euthanasie habe der Kardinal noch kurz vor seinem Tod das Wort geprägt: Menschen sollten an der Hand eines anderen Menschen sterben dürfen und nicht durch die Hand eines anderen.
Das Missionsverständnis von Kardinal König brachte Fenzl so auf den Punkt: "Die schönsten Worte nützen nichts, wenn ihnen nicht die praktischen Beispiele der Tat folgen." Ein feiner Humor und pastorale Klugheit hätten ihn weiters ausgezeichnet, so Fenzl weiter. König habe den Tod nicht gefürchtet, sondern in sein Leben integriert und aus diesem Bewusstsein heraus stets intensiv gelebt. Seine drei Fragen - "Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Welchen Sinn hat mein Leben?" - wurden zum Markenzeichen seiner besonderen Lebenshaltung.
Der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl stellte die Wiener Diözesansynode (1969-71) in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Auf der Synode sollten die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) umgesetzt werden, an denen König so maßgeblich mitgewirkt hatte. Die Vorbereitungen auf die Synode seien höchst intensiv gewesen. Eine Million Briefe an Haushalte wurden damals verschickt. Die Synode sollte Angelegenheit des ganzen Gottesvolkes sein, so Krätzl. 100.000 Antworten kamen zurück. Krätzl: " Alle Fragen, die heute noch aktuell sind, wurden damals auch schon beraten." Der Erzbischof nannte als Beispiele die Liturgie, die Einstellung zu wiederverheirateten Geschiedenen und den Zölibat.
"Gerade auch in der heutigen schwierigen Zeit hat uns Kardinal König noch so viel zu sagen", zeigte sich Krätzl abschließend überzeugt. Und mit den Worten "Herr Kardinal, Du lebst mitten unter uns", schloss der 88-jährige Bischof seinen Vortrag.
Der Mediziner und Theologe Johannes Huber - er war langjähriger Sekretär von Kardinal König - fasst unter dem Titel "Woher wir kommen, wohin wir gehen" seine Erfahrungen aus dem Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaft zusammen. Jeder Mensch habe wohl Momente transzendentaler Erfahrung, zeigte sich Huber überzeugt. Und: "Es ist weiterhin redlich, an der Transzendenz festzuhalten."
Gott brauche keinen Beweis, die Naturwissenschaft könne aber Indizien dafür geben, "dass es eine Wirklichkeit bzw. Wahrheit hinter der Osterkerze gibt", so Huber: "Die Schöpfung bzw. die Naturgesetze sind nicht nur hochintelligent sondern auch schön". Er bezeichnete sie als "Verlautbarung eines Absenders des Transzendenten". Huber plädierte zudem für eine "unschlagbare Koalition von Naturwissenschaft und Religion". Der 72-jährige Theologe und Gynäkologe war von 1973 bis 1983 persönlicher Sekretär von Kardinal König.
Rainald Tippow von der Caritas der Erzdiözese Wien konkretisiert in seinen Ausführungen Kardinal Königs Frage "Welchen Sinn hat unser Leben?" mit Informationen über die Caritas-Arbeit in den Pfarrgemeinden. Es sei eigentlich erstaunlich, so Tippow: "In einer Zeit, wo es eine vermeintliche Kirchenkrise gibt, nimmt in den Pfarrgemeinden die Zahl der Menschen deutlich zu, die sich in verschiedenen sozialen Aktivitäten engagieren. Waren es in der Erzdiözese Wien 2011 noch 7.500 Mitarbeiter, so seien es aktuell bereits mehr als 12.000. Viele von ihnen seien sogenannte "Fernstehende", die Kardinal König bei vielen Gelegenheiten als "wärmenden Mantel für die Kirche" bezeichnet hat.
Tippow wies in seinen Ausführungen u.a. auf das Caritas-Projekt Le+O ("Lebensmittel und Orientierung") hin. Dieses wurde gemeinsam mit Wiener Pfarren 2009 ins Leben gerufen. Das Angebot kombiniert die Ausgabe von hochwertigen Lebensmitteln an armutsbetroffene Menschen mit einem individuellen, kostenlosen Beratungs- und Orientierungsangebot. Pro Woche würden inzwischen 16 Millionen Tonnen Lebensmittel ausgegeben, so Tippow.
Ein weiteres Erfolgsprojekt: die Wärmestuben. In den Wärmestuben in Pfarren und Vereinen bieten freiwillige Helfer den Besuchern einen Platz zum Aufwärmen, eine Kleinigkeit zum Essen und auch ein offenes Ohr für deren Sorgen und Nöte. Von Dezember bis einschließlich März hat täglich zumindest eine Wärmestuben für Frierende und Hungrige geöffnet. Wie Tippow berichtete, kamen im ersten Jahr der Aktion insgesamt nur 400 Gäste, im Winter 2017/18 konnten die 24 teilnehmenden Pfarren bereits 11.000 Gäste begrüßen. Für den heurigen Winter gebe es noch keine Gästezahl, aber 30 teilnehmende Pfarren, darunter auch evangelische und orthodoxe und eine muslimische Gemeinschaft.
Den Blick auf den Papstwahltag lenkte schließlich der Direktor des Kardinal-König-Hauses, P. Friedrich Prassl SJ. Er nannte Barmherzigkeit und die Nähe zu den Menschen als "Kennmelodie" des Ponifikats von Franziskus.
Sowohl beim Gottesdienst in der Konzilsgedächtniskirche als auch im Bildungszentrum der Jesuiten und der Caritas wurde als "posthumes Geschenk von Kardinal König" für die Caritas-Inlandshilfe in den Pfarren gesammelt.