Der Spendenkiosk im Stephansdom ist eine Novität in der österreichischen Kirche.
Der Spendenkiosk im Stephansdom ist eine Novität in der österreichischen Kirche.
Novität im Stephansdom. Neuer Terminal im Eingangsbereich ermöglicht bargeldloses Spenden für laufende Riesenorgel-Renovierung per Kredit- und Bankomatkarte.
Erstmals in einer österreichischen Kirche gibt es im Wiener Stephansdom ab sofort die Möglichkeit einer Spende mit der Bankomat- oder Kreditkarte. Besucher finden im Eingangsbereich der Kathedrale einen Spendenkiosk, dessen Bildschirm in mehreren Sprachen Detailinformationen zum aktuellen Spendenprojekt - derzeit ist dies die Errichtung der Riesenorgel - liefert und um eine individuelle Spende bittet. Diese Spende wird anschließend über das Terminal bargeldlos abgewickelt.
Mehrere Jahre lang habe man nach einer geeigneten bargeldlosen Spendenmöglichkeit gesucht und diese dann beim Konzept einer Fast-Food-Kette gefunden, erklärte Dompfarrer Toni Faber am Montag, 6. Mai 2019, vor Journalisten. "Das Terminal scheint Gotteshaus-verträglich zu sein und wird nun bei der Sammlung für die Riesenorgel einmal getestet." Man sei in diesem Bereich grundsätzlich zurückhaltend, da der Stephansdom keine "Räuberhöhle" werden solle, verwies Faber auf ein Wort Jesu. Für die dennoch nötigen Spenden zugunsten des Doms sei jedoch eine "zeitgemäße Form" angebracht.
Günter Geyer, Obmann des Vereins "Unser Stephansdom", der einen Großteil der Mittel für die laufenden Sanierungsarbeiten am Dom beiträgt, bezeichnete das bargeldlose Spenden als Hilfe zur Erreichung des Ziels, die derzeit abgebaute Riesenorgel am Ostersonntag 2020 - taggenau 75 Jahre nach dem Brand der Wiener Domkirche am Ende des Zweiten Weltkriegs - wieder erklingen zu lassen. Zwei der drei Millionen Euro, die das Großprojekt kostet, haben die Bundesländer und die Bundesregierung zugesagt, ein Drittel muss aus Spenden der Bevölkerung erbracht werden. "Uns fehlen noch 400.000 Euro", so der Vereinsobmann.
Bargeldlos kann im Stephansdom für die Riesenorgel ab 5 Euro gespendet werden. Ab 100 Euro gibt es eine das Instrument symbolisierende Nadel zur Erinnerung, ab 500 Euro kann man eine der 3.000 nicht mehr in das neue Instrument verbauten alten Orgelpfeifen mit nach Hause nehmen, "in der Größe von sieben Zentimetern bis zu zwölf Metern", wie Geyer darlegte. Alle Spender erhalten neben dem Quittungsausdruck zudem auch die Möglichkeit einer Spendenbestätigung für die steuerliche Berücksichtigung.
Mit dem Terminal komme die Kirche "ein Stück weit im Heute an", erklärte Roland Sorke vom Informationstechnikkonzern Diebold Nixdorf bei der Präsentation. Peter Böhler von der Dom-Hausbank Schelhammer & Schattera, die den Terminal finanzierte, regte ein Weiterdenken hinsichtlich anderen bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten an: Auch etwa bei der Gottesdienst-Kollekte oder bei der Spendenbox beim Kerzenständer könnte sich dies als sinnvoll erweisen. "Da sich bei den Spenden viele ausländische oder wachsverschmutzte Münzen bis hin zu Hosenknöpfen wiederfinden, die dann bei uns umgewechselt werden, wäre die Bank wie auch der Dompfarre wohl nicht unglücklich darüber."
Die Riesenorgel des Stephansdomes ist als das größte Instrument Österreichs. Seit 1991 nicht mehr bespielt, wird sie derzeit in Vorarlberg durch die Orgelbaufirma Rieger instandgesetzt und teilerneuert. Zu Ostern 2020 soll sie an ihren gewohnten Platz auf der "Steffl"-Westempore zurückkehren um dort wiederzuerklingen und für unvergleichliche Musikerlebnisse zu sorgen.