„Wie viele Menschen: Christen, Muslime, andere Religionsangehörige, die auf der Flucht sind, monatelang, manchmal jahrelang müssen auf jede Gottesdienstform verzichten, weil sie in Lagern sind, weil sie auf der Flucht sind!“
„Wie viele Menschen: Christen, Muslime, andere Religionsangehörige, die auf der Flucht sind, monatelang, manchmal jahrelang müssen auf jede Gottesdienstform verzichten, weil sie in Lagern sind, weil sie auf der Flucht sind!“
Was bedeutet "apostolischer Freimut" in Zeiten der Coronakrise und wie geht es weiter mit dem liturgischen Leben in Österreich? Kardinal Schönborn antwortet im Rahmen des morgendlichen Gottesdienstes in der Andreaskapelle.
“Ist es vor Gott recht, mehr auch Euch zu hören, als auf Gott?“ Mit diesen Worten aus der Tageslesung vom Samstag in der Osteroktav ging Kardinal Schönborn am Samstag, 18. April 2020, auf die Spannung ein, "die er selbst erlebe, sowie die Frage, die er und die Bischöfe insgesamt in letzter Zeit immer wieder hören". Der Vowurf laute: „Ihr gehorcht dem Staat mehr als Gott!“. Müsse man nicht mutig sein und sagen: „Ja wir brauchen die Sakramente!“?
Auch Papst Franziskus, habe erst am Freitag gesagt, es könne nur eine Notlösung und niemals die Normalsituation sein, dass wir wochenlang und, so der Erzbischof „vielleicht länger als wochenlang“ auf den Gottesdienst verzichten. Kardinal Schönborn legte den Zuhörern einen Gedanken ans Herz, der ihn täglich bewege:
„Wie viele Menschen: Christen, Muslime, andere Religionsangehörige, die auf der Flucht sind, monatelang, manchmal jahrelang müssen auf jede Gottesdienstform verzichten, weil sie in Lagern sind, weil sie auf der Flucht sind!“
Die Not der Coronakrise, so real sie sie sei und so lange sie uns wohl noch beschäftigen werde, dürfe nicht dazu führen, dass wir „in der Not die Not der anderen vergessen“.
Gott mehr zu gehorchen als den Menschen bedeute in unserer Zeit wohl vor allem auch bereit sein, Opfer zu bringen. Es gehe um den Schutz unserer Mitmenschen und nicht um staatliche Willkür.
Niemand hindere uns daran, auf die unterschiedlichste Weise für die Auferstehung Zeugnis geben in unserem Alltag. Kardinal Schönborn schloss daher mit einem Zitat des Hl. Franziskus: „Verkündet allen Menschen das Evangelium, wenn nötig auch mit Worten. Damit wollte er wohl sagen: am deutlichsten verkünden wir es mit Taten.“
Die Eucharistiefeier, die Kardinal Schönborn täglich in der Kapelle des Bischofshauses in Wien um 8.00 morgens feiert, wird von Montag bis Samstag über den YouTube-Kanal der Erzdiözese Wien übertragen. An Donnerstagen wird er auch von ORF III ausgestrahlt.