Ein Teil des Festaktes zum Jubiläum war eine Bischofsmesse in der Wiener Deutschordenskirche am Sonntag.
Ein Teil des Festaktes zum Jubiläum war eine Bischofsmesse in der Wiener Deutschordenskirche am Sonntag.
Bischof Zsifkovics bei Festgottesdienst: Gesten der Menschlichkeit, der Hilfe und des Trosts sind wichtiger als fromme Sprüche. Wiener Tagung "Kunst im Deutschen Orden" mit neuem Schatzkammer-Katalog.
Der vor 825 Jahren gegründete Deutsche Orden hat am Wochenende gemeinsam mit dem Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics in Wien sein Gründungsfest gefeiert. Im vom Papst Franziskus ausgerufenen "Jahr der Orden" sei die Gemeinschaft parallel zum Rückblick auf die eigene Geschichte um Stärkung seiner geistlichen Perspektiven bemüht. Teile des Festaktes waren u.a. eine Bischofsmesse in der Wiener Deutschordenskirche am Sonntag sowie tags zuvor ein kunsthistorisches Symposium.
Bischof Zsifkovics appellierte an die Ordensmitglieder, als Christen so wie die Gründer des Deutschen Ordens - im Heiligen Land tätige Kaufleute aus Bremen und Lübeck - eigene Wege zu gehen und sich dafür vom Evangelium ständig neu herausfordern zu lassen. Christen dürften sich nicht mit fertigen Antworten begnügen. Sie sollten Sorge tragen, dass Gesetze so gestaltet seien, dass diese "der Liebe Gottes zum Durchbruch verhelfen" und stets auch mit dem Blick auf Menschen in Not angewendet würden, so der Bischof. Auch heute müsse es "nicht um fromme Sprüche, sondern um Gesten der Menschlichkeit, der Hilfe und des Trosts" gehen.
Aus Anlass des Jubiläums wurde am Samstag bei der Tagung "Kunst im Deutschen Orden" auch ein neuer Katalog der Wiener Schatzkammer des Ordens präsentiert. Dieser zeigt die europäischen Kunstsammlungen und Baukunst des Deutschen Ordens im Lauf der Jahrhunderte und ordnet sie kunstgeschichtlich ein. Bis heute gilt das kulturelle Engagement als einer der zentralen Aufträge des Ordens.
Der Deutsche Orden entstand 1189/90 vor Akkon im Heiligen Land während des dritten Kreuzzuges. Während der Belagerung der Hafenstadt durch christliche Truppen gründeten Bürger aus Lübeck und Bremen ein Zeltspital aus Schiffsegeln für die Pflege von an Seuchen erkrankten Kreuzfahrern und Pilgern. Die daraus entstehende karitative Hospitalbruderschaft wurde am 6. Februar 1191 von Papst Clemens III. anerkannt.
In der Folge entstanden viele weitere Häuser im Heiligen Land, wobei das einstige Spital der Deutschen in Jerusalem nahe der Klagemauer, wo sich auch eine Marienkapelle befand, namensgebend wurde. In seiner Langform heißt der Deutsche Orden deshalb auch heute "Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem". 1198 erhielt der Orden zum Schutz der heiligen Stätten und der Pilger zusätzlich eine militärische Ausrichtung, wobei zur Aufgabe der Versorgung der Pilger, Kranken und Bedürftigen als zweites prägendes Element nun auch der Kampf für den Glauben trat. Eine eigene Ordensregel bildete sich im Lauf der Zeit aus Teilen der Johanniter- sowie der Templerregel. Seit 1929 ist der Deutsche Orden kein Ritterorden mehr.
Heute ist der Deutsche Orden in Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien, Tschechien und der Slowakei vertreten und widmet sich neben der Seelsorge vor allem auch der Sorge um Kranke, Behinderte und alte Menschen. Heute gehören der Gemeinschaft rund 100 Ordenspriester, 200 Ordensschwestern und etwa 700 "Familiaren" - Laienmitglieder, die sich den Ordensidealen durch ein Versprechen gegenüber dem Hochmeister verpflichten - an.
Niederlassungen in Österreich gibt es heute in Wien, Gumpoldskirchen, Wildbad, Spannberg und Palterndorf, während in der einst ersten heimischen Niederlassung in Friesach das dortige Ordenskrankenhaus 2014 an die GmbH "DOKH Unterstützung und Förderer" übertragen wurde. Seit 1809 ist der Sitz des Hochmeisters und damit das Zentrum des Deutschen Ordens in der Wiener Singerstraße angesiedelt.