Durch sein Wort und Lebenszeugnis berühre ihn Papst Franziskus "so sehr, wie ich es nie vorher erlebt habe", erklärt Pater Georg Sporschill.
Durch sein Wort und Lebenszeugnis berühre ihn Papst Franziskus "so sehr, wie ich es nie vorher erlebt habe", erklärt Pater Georg Sporschill.
Österreichischer Jesuit: Papst löst Zweites Vaticanum ein.
Papst Franziskus hat bei vielen Menschen Optimismus und Erwartung ausgelöst - "vor allem bei denen, die in Not und auf der Suche sind": Das hat Pater Georg Sporschill gegenüber Radio Vatikan und der Nachrichtenagentur "Zenit" als "wichtigsten Effekt" des bisherigen Pontifikats von Franziskus beschrieben.
Pater Georg Sporschill, der seit mehr als 20 Jahren "Concordia"-Hilfsprojekte in Südosteuropa leitet und sich selbst als "Jesuit, der mit Straßenkindern lebt" bezeichnet, war in der Vorwoche vom Papst empfangen worden und hatte ihm dabei die italienische Ausgabe seines Buches "Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt" überreicht.
Durch sein Wort und Lebenszeugnis berühre ihn Papst Franziskus "so sehr, wie ich es nie vorher erlebt habe", erklärte Sporschill. Es gehe dem Pontifex aus Argentinien "nicht um neue Rezepte, neue Antworten, sondern dass wir gemeinsam ehrlich die Not der Menschen sehen, uns von ihr berühren lassen und mit den Menschen einen Schritt gehen. Und das ist etwas anderes als ein neues Dogma, ein neues Prinzip zu entwickeln." Dass der Papst dermaßen frei sei zu sagen, was er denkt, und auf die Armen zuzugehen, gehe zurück auf seine tiefe Verbindung mit Gott.
Der Papst stehe allerdings "vor unglaublichen Mauern", so der Jesuit angesichts einer europäischen Kirchenrealität, die "zum Teil traurig, bitter, verschlossen" sei. Franziskus breche diese Realität jedoch auf - "wie es jeder Seelsorger auch tun muss" - und sei ein "Einlöser" des Zweiten Vaticanums: "Ich glaube, sein praktisches Leben belegt alles, was das Konzil gewünscht und gesucht hat, und da sind wir nie am Ende", so Sporschill. Dies treffe etwa zu auf die Öffnung hin zu den anderen Religionen: "Wer hat schon Freunde im Islam und im Judentum, mit denen er Bücher geschrieben hat, auf Reisen geht?" Auch für die Mission sei der Papst mit seinem speziellen Blick auf die Armen, die Menschen und ihre Nöte richtungsweisend.
Zu einem ähnlichen Umgang regte der aus Feldkirch stammende Ordensmann auch gegenüber Angehörigen der Roma an, in deren Dörfern in Rumänien Sporschill lebt und arbeitet: "Die entscheidende Hilfe ist, wenn ich einen Menschen auf der anderen Seite kenne. Wer auch nur einen Freund hat, der Roma ist, kann mit allen Roma umgehen. Hat Freude am Kontakt, Freude an den Überraschungen, die nie abreißen. Wenn ich keinen von ihnen kenne, dann habe ich Angst."
Angst habe er persönlich "vor denen, die berechenbar und normal sind", gab der Jesuit an: "Man gleicht sich den Schafen an, für die man der Hirte ist." Vor dem "Bravsein" schütze hingegen die tägliche Lektüre der Bibel, die sein "Handbuch für die Sozialarbeit" sei, ihm Mut und Hoffnung gebe und den jeweils nächsten Schritt vorzeige: "Sie macht mich jeden Tag unzufrieden und zwingt mich, weiterzugehen und noch mehr zu erwarten von dem Gott, der eben größer ist als wir, und der immer noch Überraschungen für uns parat hat."
Die Armen, die auch in den Äußerungen des Papstes stets im Mittelpunkt stehen, bezeichnete Sporschill als die "stärksten Lehrer": "Sie öffnen uns die Augen für das, was wir haben, und das ist meistens ein Geschenk." Etwa unter den vielen Jugendlichen aus Westeuropa, die in Sporschills "Concordia"-Projekten ein konkretes Jahr als Helfer bei den Straßenkindern verbracht haben, sage jeder am Ende des Jahres: "Ich weiß nicht, wer wem mehr geholfen hat."
Concordia Sozialprojekte: