Die Bezirke und die Kirche: Bezirksvorsteher Georg Papai (Floridsdorf, li.) und Silke Kobald (Hietzing, re.)
Die Bezirke und die Kirche: Bezirksvorsteher Georg Papai (Floridsdorf, li.) und Silke Kobald (Hietzing, re.)
Pfarrgemeinderats-Tag in Wien: zwei Bezirkspolitiker über das Verhältnis zwischen Kirche und Politik.
Bezirksvorsteher Georg Papai (Floridsdorf, Wien 21, SPÖ) schätzt die ehrenamtliche Arbeit, die Frauen und Männer in der Kirche leisten, Bezirksvorsteherin Silke Kobald (Hietzing, Wien 13, ÖVP) legt Wert auf den Austausch zwischen Kirche und Politik.
Das Gespräch mit den Wiener Politikern stand im Mittelpunkt des PGR-Tages des Vikariats Wien-Stadt am 19. November im Seminarzentrum „Am Spiegeln“ (Wien 23), zu dem 130 stellvertretende Pfarrgemeinderats-Vorsitzende und Pfarrer gekommen waren.
In Floridsdorf, einer der großen Wiener Flächenbezirke mit 155.000 Einwohnern, stehen die Themen Stadtentwicklung und das Zusammenleben der Kulturen im Mittelpunkt. „Wo es im Gemeindebau einen Diskurs, ein Gespräch gibt, da gibt es keine Ängste, keinen Hass“, betont Papai. Er ist überzeugt, „dass man der Jugend nachlaufen muss“ und dass man „die Online-Welt nicht unterschätzen“ darf. Kirche erlebt er „sehr differenziert“. Neben der „guten Gesprächsbasis mit Dechant Klaus Coolen“ nennt Papai die „große Verantwortung der Kirchen für Gemeinwohlaktivitäten“. Er nehme die Kirche „stark wahr in der Flüchtlings-Frage“.
In Hietzing wiederum stehen die Themen „leistbares Wohnen und Sicherheit“ im Vordergrund, sagt Kobald. „Junge Menschen setzen sich für Projekte ein, nicht für Organisationen“, so lautet Kobalts Erfahrung. „In Hietzing sind die Pfarren integraler Bestandteil des Zusammenlebens“, betonte Kobald: „Das geht so weit, dass der Pfarrer beim Dorffest das Bierfass anschlägt.“ Es gebe eine „gute Jugendarbeit“ und die beiden Bildungshäuser „Kardinal König-Haus“ und das „Don Bosco-Haus“ stünden für eine „umfassende Bildungsarbeit“. Kobald: „Die Kirche braucht mehr Mut, sie muss öfters Position beziehen.“
Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel nahm Bezug auf die Aussagen der beiden Bezirkspolitiker und sprach sich für „eine Vernetzung in größeren Räumen“ aus.
Zugleich müsste Kirche „kleinteilig aufgebaut“ werden. Es gehe um „Ortsgebundenheit und größere Flexibilität“. „Kirche muss sich einmischen in politische und gesellschaftliche Themen, sie ist zu allen Menschen gesandt“, betont die Pastoralamtsleiterin.
Sie würdigt die „karitative Arbeit“ der Kirche, konkret die „Le+O“-Projekte und die „Wärmestuben“ der Pfarrcaritas. Zugleich fühlten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas in den Pfarren „eher am Rand des kirchlichen Geschehens“.
Im Hinblick auf die gesellschaftliche Grundstimmung in Österreich empfiehlt Prüller-Jagenteufel, „mit offenen Herzen auf die zuzugehen, die uns nicht mit offenen Herzen entgegenkommen“. Sie wünscht sich, dass alle „in der Kirche erfindungsreicher werden und „Unterschiedliches“, etwa bei Gottesdienstformen, zulassen.
„Du wirst es tun, solange du es tun kannst“: So motiviert Bischofsvikar Dariusz Schutzki Jugendliche für eine PGR-Kandidatur, die vor einer fünfjährigen Periode zurückschrecken.
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien