Ökumenisches Symposium der Theologischen Kurse am 3. März u.a. mit Militärbischof Werner Freistetter und der deutschen Bischöfin Rosemarie Wenner.
Ökumenisches Symposium der Theologischen Kurse am 3. März u.a. mit Militärbischof Werner Freistetter und der deutschen Bischöfin Rosemarie Wenner.
Ein guter Bischof muss „hören“ können, so Freistetter im Interview mit erzdioezese-wien.at
Ein Hirte, der sich um seine Schafe sorgt - auch um das Eine, das verloren gehen könnte, vielmehr als um die 99 Schafe, die ohnehin bei der Herde bleiben. Dieses schöne Bild steht u.a. im Hintergrund des christlichen Bischofsamtes. Gemeint sei damit die "verantwortungsvolle Leitung einer Gemeinschaft", erklärt Werner Freistetter, Bischof der Militärdiözese. Er selbst ist ein ungewöhnlicher Bischof, denn seine Herde, also sein Territorium, ist die ganze Republik Österreich sowie jene Gegenden im Ausland, in denen österreichische Soldaten zur Friedenssicherung stationiert sind. "Statt Militärbischof sag' ich lieber, ich bin der Bischof für die Soldatinnen und Soldaten, also für die Menschen in einer staatlichen Einrichtung, nämlich der Armee." Dabei stehe er vor der Herausforderung, für Menschen dazu sein, die oftmals "jahrelang keine Kirche mehr von innen gesehen haben", so Freistetter.
Was ist ein guter Bischof? Im Neuen Testament heißt es dazu: Der Bischof sei "ein Mann ohne Tadel, nur einmal verheiratet, nüchtern, besonnen, von würdiger Haltung, gastfreundlich, fähig zu lehren…“ und: "Er soll ein guter Familienvater sein" (1 Tim 3,1ff) Abgesehen davon, dass Bischöfe in der Katholischen Tradition zölibatär leben, gilt dieser "Tugendkatalog" auch heute noch. Für Freistetter muss ein guter Bischof folgendes mitbringen: "Die Fähigkeit bei Konflikten alle Seiten zu hören, den Einzelnen zu sehen, ohne dabei den Blick auf das Ganze zu verlieren.“ Außerdem: Kooperationsfähigkeit und die Fähigkeit, keine überhasteten Entscheidungen zu treffen, sich nichts vorzumachen, und er sollte die eigenen Emotionen kritisch betrachten können. „Das sind Eigenschaften, die man sich immer wieder erarbeiten muss", betont der Militärbischof.
„Der Papst ernennt die Bischöfe frei“, heißt es im derzeit verbindlichen Gesetzbuch der römisch-katholischen Kirche. Lange Zeit aber wurden Bischöfe vom Volk gewählt. Noch Papst Leo der Große sagte im 5. Jahrhundert: „Wer allen vorstehen soll, muss auch von allen gewählt sein.“ In den anderen christlichen Traditionen gibt es bis heute Formen der Bischofswahl, oder zumindest eine Zustimmung des Volks durch spontanen Jubelruf (Akklamation). Durch die Bischofsernennung wollte man sich frei von staatlicher Einmischung machen, erklärt Bischof Freistetter die katholische Vorgehensweise. Er selbst erinnert sich: „Bei mir war es so: Ich habe einen Anruf des Herrn Nuntius bekommen, der mich gefragt hat, ob ich zu einem Gespräch kommen könnte. Dabei hat er mir die Entscheidung des Papstes mitgeteilt. Und ich habe nach einer ganz kurzen Bedenkzeit Ja gesagt.“ Als ehemaliger Generalvikar war Werner Freistetter in der Militärdiözese kein Unbekannter. „Aus vielen Stellungnahmen habe ich gehört, dass sich viele gefreut haben.“
Die Theologischen Kurse veranstalten am 3. März ein Symposium, in dem das Bischofsamt aus römisch-katholischer, aus protestantischer und aus ostkirchlicher Perspektive beleuchtet wird. Neben Bischof Werner Freistetter ist auch ein Bischöfin, Rosemarie Wenner von der evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland eingeladen. Über die spezielle Situation ostkirchlicher Leitungsaufgaben in Europa spricht Tiran Petrosyan, der Patriarchaldelegat der armenisch-apostolischen Kirche für Mitteleuropa und Skandinavien.
"Für euch bin ich nämlich Bischof" (Augustinus)
Die bischöfliche Vollmacht in Geschichte und Gegenwart der christlichen Kirchen
Freitag, 3. März 2017, 17.00 bis 21.00 Uhr
Stephansplatz 3, Theologische Kurse
Referenten:
Bischof Werner Freistetter, Militärordinariat Österreich
P. Tiran Petrosyan, Armenisch-Apostolische Kirche in Europa
P. Sabri Saliba Er, Universität Salzburg
Univ.-Prof. Karl W. Schwarz, Kultusamt im Bundeskanzleramt
Univ.-Prof. Klaus Unterburger, Universität Regensburg
Bischöfin Rosemarie Wenner, Evangelisch-Methodistische Kirche in Deutschland
Anmeldung und Information:
http://www.theologischekurse.at/site/veranstaltungen/fuer-euch-bin-ich-naemlich-bischof-augustinus