Ursula und Kurt Schubert 1989.
Ursula und Kurt Schubert 1989.
Offizieller Übergabe-Festakt am 20. März.
Das Archiv Kurt und Ursula Schubert geht an die Universitätsbibliothek Wien. Die offizielle Übergabe erfolgt am 20. März 2017 im Rahmen eines Festaktes. Kurt Schubert (1923-2007) war als Gründer des Instituts für Judaistik an der Universität Wien über 60 Jahre lang in Lehre und Forschung tätig. Sein umfangreiches Archiv wurde digitalisiert und steht nun online als einzigartiges Forschungsinstrument zur Verfügung, wie die Universität in einer Aussendung mitteilte.
Seit 1970 wurde in Schuberts Arbeit die Erforschung der jüdischen Bildkunst immer wichtiger, wobei er mit seiner Frau, der Kunsthistorikerin Ursula Schubert (1927-1999), eng zusammenarbeitete. Ursula Schubert unterrichtete viele Jahre jüdische Kunstgeschichte am Institut für Judaistik. Alle Vorlesungs- und zahlreiche Vortragsmanuskripte des Wissenschaftlerpaares wurden nun digitalisiert und mit Hilfe von Phaidra, dem Online-Archiv der Universität Wien, zugänglich gemacht. Die Originale erhielt das Archiv der Universität Wien.
Der Festakt am 20. März (18 Uhr, Senatssaal der Universität Wien) steht symbolisch für die offizielle Übergabe des Kurt- und Ursula-Schubert-Online-Archivs, das mit den "Ursula and Kurt Schubert Archives for Hebrew Illustrated Manuscripts" am Center of Jewish Art (Hebrew University Jerusalem) verbunden ist und ab sofort als einzigartiges Forschungsinstrument weltweit genützt werden kann.
Kurt Schubert, geboren 1923 in Wien, war schon als Jugendlicher ein engagierter Katholik. Er begann mitten im Krieg als Zeichen des geistigen Protests gegen das NS-Regime am Institut für altorientalische Philologie der Wiener Universität mit dem Hebräischstudium. Während der nationalsozialistischen Okkupation Österreichs gehörte er sowohl der österreichischen Widerstandsbewegung als auch der Katholischen Hochschuljugend "im Untergrund" an, die von Prälat Karl Strobl geleitet und sehr stark von Msgr. Otto Mauer inspiriert wurde.
Als Student rettete Schubert die Bibliothek des Wiener Rabbinerseminars vor der Vernichtung durch die Nazis und sorgte in der Nachkriegszeit für den Transfer der kostbaren Buchbestände nach Israel. In der Auseinandersetzung mit dem jüdischen Schrifttum wurde seine Lebensaufgabe deutlich, "den Christen klar zu machen, dass Israel das erwählte Volk bleibt".
Schon im April 1945 ergriff Kurt Schubert die Initiative, die Wiener Universität wieder zu eröffnen. Nicht nur das Hauptgebäude war zerstört, auch die geistigen Fundamente der "Alma Mater Rudolfina" waren neu zu legen. Als junge "wissenschaftliche Hilfskraft" hielt er am 2. Mai 1945 - noch vor dem offiziellen Kriegsende - die erste Universitätsvorlesung nach der Befreiung. Ihr Titel - "Hebräisch für Anfänger" - war mehr als symbolträchtig.
Schuberts Engagement galt in gleichem Maß dem Aufbau der judaistischen Wissenschaft und der verschiedenen Zweige der Katholischen Aktion. Er hatte wesentlichen Anteil an der Gründung des Katholischen Akademikerverbandes, dessen Präsident er lange war.
An der Universität wirkte Schubert zunächst als Dozent für Judaistik im Rahmen des Instituts für Orientalistik. Später gelang es ihm, dass die Judaistik zum eigenständigen Fach aufgewertet wurde. Aus dem Wiener Institut und Schuberts Schule sind hervorragende Repräsentanten dieses Faches hervorgegangen. Unmittelbar nach der Auffindung der Schriftrollen von Qumran am Toten Meer trat Schubert durch Interpretationen hervor, die in der Fachwelt weiterhin fast ungeteilte Zustimmung finden.
Als Gründer und langjähriger Präsident des "Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit" war Schubert stets um den Dialog zwischen Christen und Juden bemüht. Ebenso setzte er sich für eine objektive Darstellung des Judentums in den katholischen Religionsbüchern ein. Auch dem Österreichischen Katholischen Bibelwerk gab Schubert als Präsident eine unverwechselbare Prägung. Kurt Schubert starb 2007 in Wien.
Ursula Schubert wurde 1927 in Graz geboren, 1939 übersiedelte die Familie nach Wien. Sie dissertierte 1950 in Assyrologie, vertiefte sich fortan aber vor allem auf Kunstgeschichte. Ab 1970 forschte sie im Bereich der frühchristlichen Kunst, sie hielt aber auch Vorlesungen über jüdische Kunst. Sie verstarb 1999 nach langer Krankheit.
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