„Ich freue mich auf die neue Herausforderung in der Don Bosco Mission Austria“, unterstreicht Salesianerbruder Günter Mayer (links) im Gespräch mit Stefan Hauser.
„Ich freue mich auf die neue Herausforderung in der Don Bosco Mission Austria“, unterstreicht Salesianerbruder Günter Mayer (links) im Gespräch mit Stefan Hauser.
Bruder Günter Mayer war beinahe zwanzig Jahre in Westafrika im Hilfseinsatz für die Salesianer Don Boscos. Im Interview mit Stefan Hauser schildert er die Herausforderungen, die Europa zu bewältigen hat, um den Menschen am „schwarzen“ Kontinent fair gegenüber zu treten.
Die Kaffeehäuser sind mir abgegangen“, erinnert sich Bruder Günter Mayer an den Beginn seines Einsatzes in Ghana. Das war vor zwanzig Jahren und legte sich schnell.
Der gelernte Einzelhandelskaufmann verspürt in jungen Jahren seine Berufung. Grundlage ist für den gebürtigen Linzer schon sein Engagement in der Jugendarbeit der Heimatpfarre.
Mayer wird Ordensbruder bei den Salesianer Don Boscos. Bald geht es auf den afrikanischen Kontinent. Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in der Bildung und Ausbildung legen den Schwerpunkt.
Seit kurzem ist der 53-Jährige Leiter der Don Bosco Mission Austria und kümmert sich um die Hilfsprojekte und Bedürfnisse der Ordensmissionare.
Wie kam es zum Missionseinsatz?
Der Gedanke war da: Wieso nicht Mission und wieso nicht Afrika? Von den Ordensoberen erhielt ich die Möglichkeit, Ghana für ein paar Wochen zu besuchen. Wie ich zurückgekommen bin, habe ich gesagt, ja, das ist etwas für mich.
Die Berufsausbildung Jugendlicher ist ein Schwerpunkt in Ghana?
Damit können wir am besten die jungen Menschen fördern. Tischler, Schlosser, Maurer, EDV-Experten, Automechaniker bilden wir aus. Diese Berufe werden in der regionalen Wirtschaft nachgefragt.
Wie schwierig sind die Lebensumstände ghanaischer Jugendlicher?
Schwierig ist sicher die Armut. Es gibt wenig Perspektiven. Es fehlt an Bildungsmöglichkeiten, an Trinkwasser, Verkehrswegen und medizinischer Versorgung.
Darum möchten die Jugendlichen eine Ausbildung machen. Das ist die einzige Chance auf Verbesserung ihres Lebens und ihrer Familien.
Es gibt aber einen Massenexodus aus Afrika nach Europa. Menschen, die unter Todesgefahr emigrieren?
Das habe ich schon früher bemerkt. Das junge Menschen, wenn sie keine Perspektiven, keine Möglichkeit der Ausbildung, keine Zukunft haben, sich dann leichter überreden lassen, auf das Boot zu steigen. Nun ist es zu einem brutalen Geschäft geworden, auf dem Rücken der Ärmsten.
Man spricht immer von den Tausenden Toten, die im Mittelmeer umgekommen sind. Es gibt aber auch Tausende Tote, die in der Wüste gestorben sind, auf dem Marsch nach Nordafrika.
Ist Ausbildung der sicherste Weg, Jugendlichen eine Perspektive zu geben?
Kein Jugendlicher, der bei uns eine Ausbildung erhielt, ging nach Europa. Da ist kein Bedarf und kein Bedürfnis. Ich glaube, die Fluchtproblematik kann man nicht am Boot, sondern muss sie am afrikanischen Kontinent lösen.
Auch wir in Europa tragen Verantwortung. Wir können nicht jahrelang die Ressourcen vom Kontinent nehmen und dann, wenn von uns ein Beitrag verlangt wird, speziell den jungen Menschen auf die Beine zu helfen, sagen, nein, das geht uns jetzt nichts an.
Die beste Hilfe ist es, wenn man es schafft, dass die Menschen in Afrika mit uns auf einer Augenhöhe sind.
Welche Art der Investition benötigt es?
Neben der Ausbildung ist es wichtig, in die Wirtschaft zu investieren. Denn die Rohstoffe, die Produktion und die Wertschöpfung sollen im Land oder auf dem Kontinent bleiben. Dann erhalten auch mehr Leute Arbeit.
Der Begriff der Mission ist historisch gesehen ein schwieriger. Wie bringt man den positiv ins Heute?
Mission hat sich wesentlich verändert. Früher bedeutete es, wir gehen in ein Entwicklungsland und verkünden das Evangelium. Das ist heute auch noch wichtig, aber dieser Auftrag von Matthäus bekommt noch etwas hinzu: das Schaffen von Strukturen im Sozial-, im Gesundheitsbereich, in der Ausbildung. In diesen Feldern wirken Menschen im missionarischen Einsatz.
Was macht für Sie das Faszinosum Afrika aus?
Mich hat immer das Lachen der Kinder fasziniert und deren Unbekümmertheit, wie man in den Tag geht. Zu sehen in der Früh, was bringt heute der Tag? Die Kinder sind da sehr unbekümmert. Sie lassen sich schneller für etwas begeistern. Sie singen gerne, tanzen, spielen Fußball. Man braucht nicht so viel Phantasie wie hier, um Kinder zu unterhalten.
Was fällt ihnen in Österreich im Unterschied zu Ghana auf?
Das jeder ob in der U-Bahn, der Straßenbahn, oder auf der Straße mit seinem Handy oder Smartphone beschäftigt ist. Leute sind mehr mit ihren Kommunikationsinstrumenten beschäftigt als mit dem Nächsten.
Freilich nimmt auch in Afrika der Mobilfunk zu. Aber die Unterhaltung, das Zusammensein in Gemeinschaft ist noch viel wichtiger.
Der kommende September erinnert wieder in der „Schöpfungszeit“ an das Schöne der Natur und deren Bewahrung. Sind die Menschen am afrikanischen Kontinent da näher dran?
In gewisser Weise ja. Aber es geht auch in Afrika die Umweltverschmutzung stark voran. Das hat auch mit der Armut zu tun.
Wenn wir in Österreich über Mülltrennung und die Wiederverwertbarkeit sprechen, das geht nur wenn man die entsprechende Logistik hat.
Am afrikanischen Kontinent gibt es das Geld dafür nicht. Die Menschen sind sich auch nicht bewusst, was eine weggeworfene Batterie, oder Öl, das auf den Boden fließt, anrichtet.
Aber die Menschen haben eine Beziehung zur Natur, zu den Pflanzen, zu den Tieren. Sie wissen, sie brauchen die Umwelt, die Schöpfung, denn sie erhält die Menschen. Daher wissen sie auch, sie müssen die Schöpfung bewahren. In den urbanen Gebieten und den Slums sieht es aber anders aus.
In Österreich gibt man zwischen 10 bis 15 Prozent des monatlich zur Verfügung stehenden Geldes für Lebensmittel aus, in afrikanischen Ländern sind es aber über 50 Prozent.
Wenn ich in der Früh aufstehe und darüber nachdenken muss, wie bringe ich meine Kinder bis zum Abend satt, dann habe ich keinen Gedanken für Umweltschutz.
Die katholische Kirche am afrikanischen Kontinent setzt sich mit der Bewahrung der Schöpfung auseinander. Und auch wir sind dabei gefragt.
Nehmen wir nur jene Ressourcen, die wir brauchen, aber nicht jene, die die Menschen in Afrika haben.
Was macht die Faszination von Afrika aus und wie hat er die oftmalige Erkrankung an Malaria überstanden, darüber spricht Günter Mayer am Montag, 28. August, um 17.30 Uhr auf radio klassik Stephansdom.
Bruder Günter Mayer bei der Übergabe von Lautsprechern für ein Kinder- und Jugendzentrum in Ashaiman in Ghana. Ausbildung bietet jungen Menschen in den Salesianereinrichtungen Zukunft.
Günter Mayer stammt aus Oberösterreich. Der gelernte Einzelhandelskaufmann trat als Spätberufener als Ordensbruder bei den Salesianern Don Boscos ein.
Der 53-Jährige war 18 Jahre lang als Missionar in Ghana tätig. Seit August 2017 ist er Geschäftsführer der Don Bosco Mission Austria. Sie unterstützt die salesianischen Missionare aus Österreich, die in Entwicklungsländern tätig sind.
www.donboscomissionaustria.at
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