Vier Mönche des Wienerwald-Stiftes Heiligenkreuz sind aufgebrochen, um auf Einladung des Görlitzer Bischofs in ostdeutsche Neuzelle zu gehen.
Vier Mönche des Wienerwald-Stiftes Heiligenkreuz sind aufgebrochen, um auf Einladung des Görlitzer Bischofs in ostdeutsche Neuzelle zu gehen.
"Hoffnungsvolles Zeichen", obwohl das Ziehenlassen der Mitbrüder schwer fällt.
Einen historischen Moment hat der Zisterzienserorden in Österreich und Deutschland am Sonntagmorgen, 27. August 2017 erlebt: Vier Mönche des Wienerwald Stift Heiligenkreuz sind aufgebrochen, um auf Einladung des Görlitzer Bischofs in ostdeutsche Neuzelle zu gehen und dort nach über 200-jähriger Unterbrechung wieder mit klösterlichem Leben zu beginnen. Abt Maximilian Heim gab der "Vorhut" des Wiederbesiedlungsprojekts seinen Segen für die Reise und für den Neustart.
Empfang in Neuzelle
Die Mitglieder der "Pioniergruppe" sind laut Angaben des Stifts P. Simeon Wester, der zuvor Prior in Heiligenkreuz war und diese Aufgabe künftig für die kleine Gemeinschaft überhat, weiters P. Kilian Müller, der sich als Ökonom um die wirtschaftlichen Anliegen des Klosters kümmern und für die Gemeinde- und Wallfahrtsseelsorge zuständig sein wird, P. Philemon Dollinger, der als Religionslehrer in die örtlichen Schulen geht, sowie P. Aloysius Maria Florian Zierl, dessen Tätigkeitsgebiet Haushalt und Sakristei sein werden.
"Für uns ist es einerseits schwer, vier Mitbrüder ziehen zu lassen, gleichzeitig ist es aber eine Freude und ein hoffnungsvolles Zeichen, das in unserer Zeit ein Kloster wieder neu besiedelt wird und ein geistliches Zentrum neu belebt wird", erklärte das Stift. Sofern alles gut gehe, würden in den kommenden Monaten weitere Mönche - vereinbart ist eine Aufstockung auf insgesamt acht Mitbrüder - nach Neuzelle gesandt. Für September 2018 sei die feierliche und offizielle kanonische Errichtung des "Priorat Neuzelle" geplant. Die Klostergemeinschaft rief zum Gebet für den "hoffnungsfrohen Neuanfang" auf.
Die vier Ordensmänner werden im Pfarrhaus von Neuzelle wohnen und bereits ab Montag in der barocken Stiftskirche täglich ihre Stundengebete verrichten und lateinische Messen feiern, teilte der künftige Prior P. Simeon vorab im Interview der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA mit. Die offizielle Begrüßung durch Ortsbischof Ipolt ist am 3. September für die Bistumswallfahrt am 3. September vorgesehen.
Die Klosteranlage Neuzelle nahe von Frankfurt/Oder wurde vor rund 200 Jahren von Preußen verstaatlicht. Sie bleibt weiter im Besitz der landeseigenen Stiftung Stift Neuzelle, wobei die Landesregierung den "Neustart" des Klosters unterstützt. Dessen Architektur gilt als nördlichstes Beispiel süddeutschen und böhmischen Barocks in Europa. Die 1268 vom Markgrafen Heinrich dem Erlauchten gestiftete Klosteranlage zieht jährlich rund 120.000 Besucher an. Sie wurde in den vergangenen Jahren für rund 50 Millionen Euro aus Mittel von EU, Bund und Land Brandenburg saniert und restauriert.
Unklar ist indes immer noch, wo auf der weitläufigen Stiftsanlage die Zisterzienser dauerhaft wohnen werden. Das Pfarrhaus soll nur eine vorläufige Bleibe sein. Doch große Teile der Gebäude bereits für museale und administrative Zwecke sowie durch eine Privatschule genutzt. In den vergangenen Monaten gab es deswegen mehrfach Gespräche zwischen Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) und Bischof Ipolt, die nach Aussage aller Beteiligter in positiver Grundstimmung verliefen, aber noch keine endgültige Klärung brachten. Nach Angaben von P. Kilian will Münch die Mönche in Neuzelle demnächst besuchen: "Ich denke, die Dinge lassen sich einfacher klären, wenn wir erst einmal vor Ort sind und uns schnell und unkompliziert treffen können."
Stift Heiligenkreuz:
www.stift-heiligenkreuz.org