Die Tagung der Ordensgemeinschaften findet im Wiener Kardinal-König-Haus und der Konzilsgedächtniskirche Lainz statt.
Die Tagung der Ordensgemeinschaften findet im Wiener Kardinal-König-Haus und der Konzilsgedächtniskirche Lainz statt.
"Ordenstag Young": Junge Ordensleute berichten von ihrem Aufbruch.
Mit einem Aufruf zum "mutigen Aufbruch" hat am Dienstag, 28. November 2017 der Ordenstag im Kardinal-König-Haus in Wien begonnen. Trotz schwindender Mitgliederzahl stünden die Gemeinschaften "nicht vor einem Abbruch, sondern vor einem ganz großen und massivem Wandel", betonte der Vorsitzende der Superiorenkonferenz der Männerorden, Christian Haidinger. Der frühere Abtpräses forderte die gut 500 anwesenden Ordensleute dazu auf, den Fokus nicht auf die Vergangenheit zu richten, sondern neue Wege und Herausforderungen anzunehmen, "auch wenn die Zukunft, auf die hin wir aufbrechen nicht immer ganz klar ist".
Als großer Mutmacher für die Orden habe sich Papst Franziskus erwiesen, der trotz vieler Anfechtungen immer nach vorne blicke und den Gemeinschaften neue Wege aufzeige. Der Papst fordere die Gemeinschaften dazu auf, das "Große und Schöne" zu würdigen, das sie bisher in die Welt und die Kirche gebracht hätten, gleichzeitig aber auch die Gegenwart "wirklich mit Leidenschaft" zu leben; "dann führt uns das schon zu einem neuen Aufbruch."
"Aufbruch bewegt" zum Motto der Herbsttagung der Österreichischen Ordensgemeinschaften zu wählen, heiße, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen, erläuterte Elisabeth Plach, die Vorsitzende der Säkularinstitute. Es gelte, Herausforderungen zu analysieren, und zumindest im Ansatz "furchtlose und leidenschaftliche Lösungen" zu finden. Immer wichtiger werde dabei auch der Austausch und die Vernetzung der Institute des geweihten Lebens, der Ordensgemeinschaften und der Säkularinstitute untereinander. Plach ermutigte dazu, einen Beitrag zu leisten "zum Akzeptieren der Komplexität der Suche nach einem neuen Weg".
Der Einladung der Ordensgemeinschaften zum Ordenstag waren u.a. der Apostolische Nuntius Peter Stephan Zurbriggen, die Bischöfe Maximilian Aichern und Alois Schwarz, sowie zahlreiche Äbtissinnen, Ordensoberinnen, Äbte und Bischofsvikare gefolgt.
Unter dem Thema "Verfallen oder aufbauen" berichtete die deutsche evangelische Ordensfrau Ulrike Köhler beim Ordenstag von der Wiederbelebung des ostdeutschen Klosters Volkenroda, und wie mit den baulichen Fortschritten auch wieder das christliche Leben im "hintersten Dorf" der Ex-DDR neu begann. Heute ist Volkenroda ein spirituelles und ökumenisches Zentrum, das weithin ausstrahlt. Das Kloster liegt in einer nur schwach besiedelten ländlichen Gegend im Norden Thüringens. 1131 von Zisterziensern gegründet, wurde es im 16. Jahrhundert zerstört und war bis zur politischen Wende 1989/90 dem Verfall preisgegeben. Dann entschlossen sich einige mutige Christen, das Kloster wieder aufzubauen.
Köhler, in der DDR geboren und sozialisiert, war mit ihrem Mann schon 1978 nach Volkenroda gekommen. Mit der politischen Wende 1990 wurde sie arbeitslos. Aus dieser Lebenskrise heraus sei schließlich Neues entstanden, wie sie berichtete. Beim Besuch der verfallenen Klosterkirche, - das Betreten war um 1990 lebensgefährlich - habe sie ihren inneren Frieden gefunden. Dazu kam als Stütze ihrer Großmutter, die als eine der wenigen DDR-Bürger noch Christin war.
Mit "Schaufeln und Schubkarren" brachten Köhler und bis zu 40 weitere Mitstreiter den Müll und Schutt aus der Kirche. Und dann sei alles recht schnell gegangen, wie die evangelische Christin berichtete. Öffentliche Gelder flossen zur Renovierung und immer mehr Interessierte beteiligten sich in irgendeiner Form am Wiederaufbau. Ab 1994 nahm sich die noch rechte junge "Jesus-Bruderschaft" des Klosters an, zu der nun auch Köhler und andere Mitstreiter gehöten. Weitere alte Teile der Klosteranlage wurden renoviert und neue hinzugebaut.
Schließlich kam 2001 noch der Christus-Pavillon hinzu, der ein Beitrag der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland für die Expo 2000 in Hannover war. Das aus Stahl und Glas gebaute Gebäude mit einem 27 Meter hohen Kreuz und einem Kreuzgang wurde nach der Expo abgebaut und in Volkenroda wieder aufgebaut. So bilden heute die älteste erhaltene Zisterzienser-Klosterkirche Deutschlands und der futuristisch anmutende Christus-Pavillon die beiden sich harmonisch ergänzenden Kontrapunkte des Klosters.
Drei Mal am Tag finden für alle offene Gebetszeiten der "Jesus-Bruderschaft" in dem modernen Kirchenbau statt, in dem u.a. auch Biker-Gottesdienste, Sportlerwallfahrten, Einkehrtage und Camps für Jugendliche abgehalten werden. Das Kloster betreibt einen Bauernhof und hat sich inzwischen auch als Pilger-, Kultur-, Bildungs- und Tagungszentrum mit einem Beherbergungsbetrieb etabliert. Rund 50.000 Menschen nutzen die Angebote jährlich. "Und das in einem Gebiet, in dem schon zwei Generationen völlig ohne Gott aufgewachsen sind", so Köhler: "Sie wissen nichts von Jesus, vom Sonntag, von Osten oder Weihnachten." Lediglich zehn Prozent der Bevölkerung gehörten der evangelischen oder katholischen Kirche an.
Mit dem Kloster sei auch der Ort wieder neu aufgeblüht. "Die Menschen sind stolz auf ihr Kloster. Auch wenn viele noch nicht zum Gottesdienst kommen." Nicht wenige würden aber doch kommen; nicht nur ins Kloster, sondern auch zu verschiedenen "Hauskreisen", die von den einzelnen Mitgliedern der Bruderschaft angeboten werden. Inzwischen habe sich der Ort auch wieder zu einem leidlich christlichen Dorf entwickelt, in dem Feste wie Kirchweih oder Erntedank wieder öffentlich gefeiert werden.
Die "Jesus-Bruderschaft", deren Anfänge auf das Jahr 1961 zurückgehen, hat mehrere Besonderheiten: Sie ist eine Lebensgemeinschaft aus Frauen und Männern, die sich entweder zölibatär oder als Ehepaar um ein gemeinschaftliches Leben bemühen. "Und das auch mit vielen internen Spannungen", so Köhler. Auch finanzielle und spirituelle Krisen habe man bereits durchlebt, sei dabei aber letztlich gewachsen und gestärkt worden. Der Gemeinschaft gehören evangelische, katholische und freikirchliche Mitglieder an. "Jeder bleibt Mitglied seiner Kirche", so Köhler. Das Gebet für die Einheit der Christen sei der Gemeinschaft freilich ein besonderes Anliegen.
Im klassischen Sinn handelt es sich bei der "Jesus-Bruderschaft" (noch) nicht um einen Orden. Es gebe zwar bereits einzelne Regeln, aber noch keine fertige umfassende Ordensregel. Diese müsse erst aus dem täglichen Leben erwachsen, erläuterte Köhler. Die Geschichte von Volkenroda habe sich einfach gefügt, resümierte die Ordensfrau. Letztlich sei dies nicht Menschenwerk. "Gott hat aus den Ruinen dieses Kloster wiedererstehen lassen."
Intensives Gebet, Hingabe an Gott und das Bemühen um die innere Einheit der Gemeinschaft bei gleichzeitiger Offenheit für die Menschen rundum bezeichnete Köhler als wesentliche Elemente von Volkenroda, die sie auch den Ordensleuten in Österreich ans Herz legen wolle. Und: "Lassen Sie sich durch Krisen nicht entmutigen."
Es gibt auch heute noch junge Ordensleute, und ihre Biografien beweisen den großen Aufbruch, den ein Mensch bei der Entscheidung zum geweihten Leben vollzieht: Das hat bei der Herbsttagung der Orden der erste "Ordenstag Young" gezeigt, zu dem am Montagabend, 27. November 2017 knapp 40 junge Ordensfrauen und -männer aus ganz Österreich ins Wiener Kardinal-König-Haus gekommen sind. Der Schwerpunkt der neuen Veranstaltung speziell für Ordensleute in den ersten zehn Professjahren sowie in Ausbildung lag bei Begegnung, Erfahrungsaustausch und dem gemeinsamen Gebet, inhaltlich gab das Herbsttagungs-Thema "Aufbruch bewegt" die Linie vor.
Ebenso bunt und vielfältig wie die Ordensgewänder, Herkunft und Sprachen sind auch die Biografien und Einsatzgebiete der Ordensleute, machten Statements einzelner Teilnehmer deutlich. 34 Jahre alt und seit einem Jahr Priester ist etwa Simon de Keukelaere von der Gemeinschaft "Das Werk", derzeit Kaplan in Alt-Ottakring und Hochschulseelsorger. Er wollte früher Fußballer oder Architekt werden und hielt den Glauben für unvernünftig, "bis ich durch Bücher und im Gebet die Erfahrung machte, dass Gott auf der Suche nach mir ist", berichtete der Belgier, der mit Studenten Fußball spielt und Seelsorgsgespräche - in Priesterkleidung - auch im Kaffeehaus oder auf Partys führt.
"Wir dürfen keine Angst haben, auf andere zuzugehen", so de Keukelaeres Überzeugung. Ihm selbst gehe es darum, anderen seine Freude an Gott zu vermitteln, erlebe er doch bei vielen jungen Menschen, "dass es ihnen an Hoffnung fehlt", zugleich jedoch auch Offenheit für den Glauben. Die Kirche müsse sich bewusst sein, dass sie mit Jesus Christus "einen Schatz hat, der zwar nicht uns gehört, den wir aber anderen weitergeben können", betonte der Studentenseelsorger.
Dass Aufbrüche mitunter viel Mut einfordern, schilderte der Steyler Missionar Alphonse Fahin. Österreich sei für ihn ein "schwieriges Missionsland", befand der im Frühjahr zum Priester geweihte Ordensmann aus Togo, der nun ebenfalls in einer Wiener Pfarre tätig ist. Öfters fehle ihm die Geschwisterlichkeit, der einfache Umgang und die menschliche Wärme seiner Heimat, auch dauere es für ihn als Afrikaner sehr lange, Vertrauen aufzubauen. Er selbst habe den Kontinentewechsel nicht erwartet oder angestrebt, sondern sei der Bitte seines Ordens gefolgt.
Als seinen momentanen Auftrag bezeichnete P. Fahin die Unterstützung eines Landes, in dem die Zahl der Neupriester sinkt, durch die seelsorgliche und besonders priesterliche Begleitung von Menschen. Besonders bei Jugendlichen müsse die Kirche hier neue Wege gehen, so auch die Erfahrung des Missionars aus Afrika: "Man trifft sie nicht in der Messe, sondern draußen, am Fußballplatz, im Kino oder Schwimmbad. Wir müssen hinausgehen, um ihnen zu begegnen".
Ihren außergewöhnlichen Weg vom Hinduismus über die Zeugen Jehovas und eine Pfingstkirche zum katholischen Glauben schilderte eine in Salzburg tätige junge Ordensfrau. Zu ihrer nunmehrigen Gemeinschaft habe sie gefunden, da bei dieser die Stelle einer Buchhalterin ausgeschrieben war, für die sie sich bewarb und hier ihre Lebensaufgabe fand. Ein Volontär, der in einem Ordensprojekt seinen Zivildienst im Ausland absolviert hatte, verwies darauf, dass Aufbrüche im Leben immer eine Begleitung benötigten - wofür Ordensleute besondere Kompetenz besäßen. Da sie sehr bewusst einen Aufbruch mit Gott gewagt hätten, könnten sie auch anderen dabei helfen.
Der "Ordenstag Young" ist Antwort auf ein Bedürfnis, erklärte gegenüber "Kathpress" die 32-jährige Ordensfrau Sr. Christina Blätterbinder, die selbst durch ein Jahr als "Missionarin auf Zeit" in Benin zu den Steyler Missionsschwestern gefunden hat. Infolge der "herausfordernden Situation" von nur wenigen Jungen gebe es in vielen Gemeinschaften immer mehr Vernetzungen, und zwar auf Ordensebene und zwischen den Gemeinschaften bei Regionaltreffen. Beim "Ordenstag Young" wolle man Kennenlernen und Begegnung ermöglichen und einander darüber hinaus im Gebet stärken, "denn auch in den Orden hat seine persönlichen Herausforderungen und braucht den Draht nach oben".
Die jährliche Herbsttagung ist für die Orden vor allem ein Vernetzungstreffen, von dem sich allerdings junge Ordensleute wegen der Dominanz der älteren bisher eher wenig angesprochen gefühlt hätten, schilderte der Melker Benediktiner Alois Köberl den Ausgangspunkt der Veranstaltung, die aufgrund des gelungenen Starts und der positiven Rückmeldungen 2018 wohl fortgesetzt wird. Deutlich sei auch geworden, dass man - fernab von Konkurrenzdenken - am gleichen Strang ziehe. "Als junger Mensch im Orden ist es wichtig zu erfahren, dass man diesen Weg nicht alleine gewählt hat. Diese Art von Bestärkung, die im eigenen Kloster oft nicht mehr möglich ist, gelingt im Austausch zwischen den Gemeinschaften", so der junge Benediktinermönch.
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