Augustinerpater Matthias Schlögl und Pfarrer von St. Augustin: "Als gelernter Florist kann ich unsere Kirche immer wieder selbst schmücken."
Augustinerpater Matthias Schlögl und Pfarrer von St. Augustin: "Als gelernter Florist kann ich unsere Kirche immer wieder selbst schmücken."
P. Matthias Schlögl erzählt im Interview, welche Bedeutung Blumen in unseren Kirchen zukommt.
Welche Aufgabe haben Blumen in der Liturgie und prinzipiell im Kirchenraum?
P. Matthias Schlögl: Blumen sollen die Schönheit des Gotteshauses unterstreichen, daher ist es besonders wichtig, in Farben und Form der Blumen auf die Kirche und den Anlass der gottesdienstlichen Feier einzugehen.
Worauf gilt es beim Blumenschmuck in der Kirche zu achten?
Blumen dürfen nicht zu "Hauptsache" in einer Kirche werden - sie sollen die "Hauptsache" - den Altar, das Allerheiligste - schmücken und zieren. Dafür fehlt manchen Floristen leider das Verständnis, weil ihnen der Zugang dazu fehlt.
In der Fastenzeit stehen keine Blumen in der Kirche. Welche Symbolik steckt da dahinter?
So wie es in unseren Kirchen den Brauch gibt, die Altarbilder bzw. mit der Passionszeit auch die Kreuze zu verhüllen, so unterstreicht auch das Fehlen der Blumen einmal im Jahr das "Fasten mit den Augen", um sich dann wieder umso mehr auf die Feste und Festzeiten freuen zu können und diese bewusster wahrzunehmen - sind doch Blumen gerade am Osterfest Zeichen des Sieges des Lebens über den Tod.
Warum werden Heilige auf Bildern oft mit Blumen dargestellt?
Am meisten ist es wohl die Lilie, die man einem Heiligen als Attribut zuordnet, um seine Reinheit bzw. Schönheit auszudrücken. Andere bekommen z.B. eine Rose - wie die hl. Rita, die bei uns als Helferin in aussichtslosen Anliegen verehrt wird: Sie soll ein Zeichen dafür sein, dass für Gott auch Unmögliches möglich ist, denn der Legende nach bat Rita kurz vor ihrem Tod um eine Rose, die ihr dann aus dem vereisten Wintergarten auch gebracht werden konnte.
Warum wurde die Rose im Laufe der christlichen Jahrhunderte ein verhältnismäßig bedeutendes Symbol?
Die Rose ist sicherlich das Symbol der Liebe - eine rote Rose symbolisiert mehr als eine rote Blume. Außerdem ist die Rose eine der gattungsreichsten Blumenarten mit weit mehr als 200 Sorten. Die Rose mit ihren Stacheln steht aber auch dafür, dass die Liebe immer auch ihren Preis hat.
Welche Blumen kommen in der Bibel vor?
In der Bergpredigt kennen wir den Abschnitt, in dem Jesus mit Blick auf die Schönheit der Blumen dazu aufruft, sich von den Sorgen des Alltags nicht erdrücken zu lassen. In der Einheitsübersetzung wird das griechische Wort "krinon" mit "Lilie" übertragen, es meint aber eher allgemein die Blume. Jesus wird hier wahrscheinlich die Gesamtheit der wunderschön blühenden Flora gemeint haben, zu der in Galiläa z.B. Kronenwindröschen (Anemone coronaria), Klatschmohn (Papaver rhoeas), Malven und zahlreiche Korbblütler und Margeriten gehörten.
Wie kam es dazu, dass Ihr erster Beruf/Ihre erste Berufung "Florist" wurde?
Da ich vor der Matura in Mathematik durchgeflogen bin, wollte ich die Klasse nicht mehr wiederholen und sah dieses Scheitern als Zeichen Gottes an, eben nicht Priester werden zu sollen. Da ich im damaligen Seminar Hollabrunn schon die Aufgabe hatte, die Kapellen zu schmücken, und ich gerne mit Blumen gearbeitet hatte, war dann der Berufswunsch für mich klar.
Im ersten Lehrjahr lernte ich allerdings schon meine jetzigen Mitbrüder kennen und wusste bald, dass ich Augustiner werden möchte; die Floristenlehre habe ich trotzdem fertig gemacht, das letzte halbe Jahr sogar schon im Kloster. Und ich bereue es heute nicht - u.a. kann ich so auch unsere Kirche immer wieder selbst schmücken.