Kindertagesstätte der Salvatorianer in Temesvar.
Kindertagesstätte der Salvatorianer in Temesvar.
Die jungen Patres vor Ort bemühen sich mit verschiedenen Initiativen, die Abwanderung aus Rumänien einzudämmen und den Menschen eine Lebensperspektive vor Ort zu bieten.
Der Salvatorianerorden begeht dieser Tage den 100. Todestag seines Gründers Pater Franziskus Jordan (1848-1918). In Österreich gehören dem Orden 23 Patres in drei Niederlassungen an. Zur österreichischen Provinz gehört aber auch die "Außenstelle" in der westrumänischen Stadt Temesvar. Während die Salvatorianer in Österreich vor allem in der Pfarrseelsorge tätig sind, kommt in Rumänien noch eine ganz starke soziale Dimension dazu: Gemeinsam mit der Caritas betreiben die Salvatorianer ein Nachtasyl für Obdachlose, ein Frauenhaus, eine Kindertagesstätte, ein Hospiz, ein Altenpflegeheim sowie eine Farm. Bei Letzterer handelt es sich um eine landwirtschafttliches Sozialprojekt, wo Obdachlose arbeiten und leben können.
Aufgabe der Salvatorianer sei es, "Jesus Christus den Menschen durch eine zeitgemäße und menschennahe Verkündigung als Heiland und Heilenden nahe zu bringen", so P. Josef Wonisch, Provinzial der Salvatorianer und zugleich Vorsteher des Klosters in Temesvar. Und damit untrennbar verbunden sei demnach auch Solidarität mit den Armen und Ausgegrenzten.
Wer von den Salvatorianern in Temesvar spricht, kommt an P. Berno Rupp (1935-2017) nicht vorbei. Der Ordensmann kam Anfang der 1990er Jahre, unmittelbar nach dem Ende des Kommunismus, in die westrumänische Stadt. Die Armut lernte er durch Straßenkinder kennen, die sich einen Kanalschacht vor der Salvatorianerkirche teilten. Er versorgte sie kurzerhand im Kloster. Mit Hilfe von Freunden organisierte er eine Armenausspeisung und zahlreiche Hilfstransporte nach Temesvar. Ab 1998 folgte gemeinsam mit der örtlichen Caritas die Gründung mehrere Einrichtungen für Menschen in Not. Der Ordensmann ist 2017 verstorben. Damit sein Werk weitergeht, wurde bereits vor einigen Jahren die "Pater Berno Stiftung" gegründet.
Alleine würden es die Salvatorianer auch nicht schaffen, ihr soziales und spirituelles Engagement umzusetzen, denn das Kloster im Zentrum der Stadt ist alles andere als überbelegt. Die Gemeinschaft vor Ort zählt gerade einmal vier ständige Mitglieder. Dazu kommt noch P. Wonisch, der zumindest ein Mal pro Monat vor Ort ist. Vor allem die beiden jungen Patres Istvan Barazsuly und Marton Gal kümmern sich um die Pfarrseelsorge sowie die Jugendarbeit. Die Salvatorianer-Pfarre "Elisabethstadt" in Temesvar gilt als lebendig und anziehend, auch für nicht wenige orthodoxe Christen. Mehr als 85 Prozent der Rumänen sind orthodox, zur katholischen Kirche gehören landesweit maximal sechs Prozent, in Westrumänien sind es prozentuell etwas mehr. Die Diözese Temesvar zählt rund 70.000 Katholiken.
"Wir möchten hier in Elisabethstadt vor allem Ansprechpartner für die Jugend sein", sagt der für die Jugendpastoral verantwortliche P. Marton. Das gelingt streckenweise bereits sehr gut; im Keller des Klosters wurde ein kleiner Jugendclub eingerichtet. Geplant ist weiters, ab Sommer 2018 nach österreichischem Vorbild des "Freiwilligen Ordensjahres" das Mitleben und Mitarbeiten im Kloster anzubieten. Zielgruppe sind junge Menschen aus der Diözese, die das Leben im Salvatorianerkloster in tätiger Weise erleben und die Ordensgemeinschaft unterstützen möchten.
Das Kloster selbst war von den Patres nach dem Sturz des kommunistischen Systems Ende 1989 in einem desolaten Zustand übernommen worden. Seither wurde es kontinuierlich renoviert, ein Ende sei aber noch lange nicht absehbar, so P. Wonisch.
Die Salvatorianer wollen ihre Niederlassung in Temesvar zudem als eine Art Bildungshaus etablieren, wie der Provinzial betont. Zum Angebot zählen dann laut Plan u.a. Orientierungstage für Schulabgänger. Schüler der 11. Klasse (16- bis 17-Jährige), insbesondere vom bischöflichen und vom deutschen Gymnasium, sollen darin unterstützt werden, eine zur eigenen Persönlichkeit passende berufliche Perspektive zu finden. Deutliche Unterstützung für ihre Pläne erhoffen sich die Ordensleute vom neuen katholischen Bischof von Temesvar Jozsef-Csaba Pal (62). Er wurde dieser Tage von Papst Franziskus ernannt und wird Anfang August geweiht.
Wie P. Wonisch betont, wollen die Salvatorianer mit ihren Aktivitäten u.a. einen Beitrag leisten, die grassierende Abwanderung aus Rumänien einzudämmen. Denn wer immer eine Möglichkeit hat, versucht sich in Westeuropa ein besseres Leben aufzubauen. Zurück bleiben die Alten, sozial Schwachen und viele unbetreute Kinder. P. Marton illustriert die Dramatik: "In meiner Klasse im Gymnasium waren wir 35 Schüler. Davon sind außer mir nur mehr fünf in Rumänien geblieben."
Mit dieser Entwicklung könne man sich nicht abfinden, so Provinzial P. Wonisch: "Wir wollen die jungen Leute ermutigen, im Land zu bleiben. Sie sollen als verantwortliche Christen ihre Talente zum Aufbau der rumänischen Gesellschaft einsetzen."