Die großen Sorgen und Grundanliegen "der gewöhnliche Rapidler" seien vor allem zwei Themen, so Pelczar: "Zuerst das persönliche, private Leben. Wie kann ich glücklich sein? Und dann möchten sie ohne Angst und mit Stolz für diesen Verein spielen.
Die großen Sorgen und Grundanliegen "der gewöhnliche Rapidler" seien vor allem zwei Themen, so Pelczar: "Zuerst das persönliche, private Leben. Wie kann ich glücklich sein? Und dann möchten sie ohne Angst und mit Stolz für diesen Verein spielen.
"Standard" interviewte den Priester der Erzdiözese Wien. Umgang mit Ex-Trainer Goran Djuricin "teilweise menschenverachtend" gewesen.
"Rapid-Pfarrer" Christoph Pelczar hat in einem "Standard"-Interview am Samstag, 6. Oktober 2018 die starke Religiosität der Fußballer weltweit und auch in Österreich betont, aber auch, dass a la longue Gewaltlosigkeit in den Stadien Zukunft hat. Denn es gehe dort um Grundsätze wie "Sei mit vollem Einsatz und Freude bei der Sache; sei ehrlich mit dir und mit den anderen; behandle alle mit Respekt, jeder ist wichtig, große Ziele kann man nur gemeinsam erreichen; gib nicht auf, auch wenn es schwierig wird; freu dich über den eigenen Erfolg und den der anderen", sagte Pelczar.
Wobei - so der Priester der Erzdiözese Wien - "der letzte Punkt im Stadion halt schwierig umzusetzen" sei. Denn "ein Rapidler kann und soll sich natürlich nicht über drei Punkte der Austria im Wiener Derby freuen, das wäre, scherzhaft gesagt, Blasphemie".
Die großen Sorgen und Grundanliegen "der gewöhnliche Rapidler" seien vor allem zwei Themen, so Pelczar: "Zuerst das persönliche, private Leben. Wie kann ich glücklich sein? Und dann möchten sie ohne Angst und mit Stolz für diesen Verein spielen; in letzter Zeit war die Verunsicherung stark zu spüren."
So sei der Umgang mit Ex-Trainer Goran Djuricin "teilweise menschenverachtend" gewesen, urteilte der Rapid-Seelsoger: "Ich habe mit ihm oft darüber gesprochen. Im übertragenen Sinne haben dieselben Leute, die am Palmsonntag Hurra geschrien haben, ihn dann am Karfreitag gekreuzigt. Es ist öffentlich und in den sozialen Medien passiert. Djuricin hat sehr gelitten. Denn ich weiß, dass er ein offenes und liebendes Herz hat. Durch den Vertrauensverlust ist ihm etwas Wichtiges abhandengekommen: die verständnisvolle Liebe." Rapid müsse jedenfalls daraus etwas lernen, "das sind Lektionen; jeder Tag ist eine Lektion".
Pelczar äußerte sich auch zum globalen Trend, dass sich Fußballer nach einem Tor bekreuzigen oder die Arme in den Himmel recken wie Lionel Messi. "Durch den äußeren Druck, den Stress, haben Fußballer eine engere Beziehung zu Gott als andere", sagte der Seelsorger: "Sie suchen nach etwas, was ihnen Halt gibt, nach einem Anker. Ein Fußballspiel ist etwas Überdimensionales. Ich glaube Messi, dass es keine Show ist, sondern aus dem Inneren kommt. Was ihm im Moment am wichtigsten ist, zeigt er: Dankbarkeit."
Die Religiosität der Spieler zeige sich auch vor den Matches. Er sei dann oft zwei Stunden im Andachtsraum, sagte der Priester; Spieler schauten vorbei, zündeten Kerzen an; er selbst bete "das Gebet des Herzens".
Aber er wünsche sich vom lieben Gott "natürlich nicht" Punkte für Rapid, denn "Gott ist keine Lotto-Annahmestelle, wo ich den Zettel abgebe und um einen Sechser ersuche und als Gegenleistung faste". Seine Wünsche gingen vielmehr in die Richtung, "dass alle gesund bleiben, die Stimmung passt".
Als gute Vorbilder für gläubige Spieler nannte Pelczar die Brüder Dejan und Robert Ljubicic: "Im Duell mit St. Pölten trafen die Ljubicic-Brüder aufeinander, zwei sehr gläubige Persönlichkeiten. Beide haben vor dem Anpfiff gebetet." Um Punkte hätten sie aber nicht gebetet, denn: "Sagt der eine, St. Pölten braucht die drei Punkte, und der andere Rapid, steckt Gott im Dilemma. Was soll er machen? Ein Unentschieden?"
Zuversicht zeigte Pelczar abschließend im Blick auf einen Rapid-Turnaround mit Trainer Dietmar Kühbauer. Denn "es heißt ja Glaube, Liebe, Didi".
Christoph Pelczar kam 1996 aus Krakau nach Österreich. In Polen hatte er Philosophie und Psychologie studiert, in Wien inskribierte er Theologie. 2000 wurde er zum Priester geweiht. Der 43-Jährige ist Pfarrer in Weikendorf und dort auch Ehrenbürger. Als offizieller Rapid-Pfarrer ist er quasi Herr über den interreligiösen Andachtsraum im Allianz-Stadion. Pelczar war 2016 Delegationsmitglied bei der EM in Frankreich, initiierte mehrere Kinder- und Jugendprojekte. Er schreibt jetzt an einem Buch über die Sehnsüchte der Rapidspieler.
Pelczar versäumt kein Heimspiel: "Ich stimme den Messen-Plan auf den Spielplan ab", sagte er. Seine Lebensphilosophie lautet: "Siege über dich selbst, und die Welt liegt dir zu Füßen."