Engagement der Ordensleute.
Engagement der Ordensleute.
Vize-Provinzial der Steyler Missionare, P. Helm, bei Herbsttagung der Ordensgemeinschaft. Plädoyer gegen Ausgrenzung von Fremden.
Statt "die Fremden immer stärker auszugrenzen", sollten in Österreich jene stärker unterstützt werden, die sich um die Integration von Flüchtlingen bemühen. Das hat P. Franz Helm, Vize-Provinzial der Steyler Missionare, am Montag, 26. November 2018 im "kathpress"-Interview betont.
Er verwies auf die zahlreichen Ehrenamtlichen in den heimischen Pfarren, die sich für die Integration der Flüchtlinge einsetzen und nun etwa vor den Kopf gestoßen seien, wenn gut integrierte Familien abgeschoben werden. Die aktuelle gesellschaftspolitische Großwetterlage sei diesbezüglich höchst besorgniserregend, so Helm. Er äußerte sich am Rande der Herbsttagung der heimischen Ordensgemeinschaften, die am Montagvormittag im Wiener Kardinal König Haus mit der Jahrestagung des Missionsreferats begonnen hatte.
Auch die Steyler Missionare selbst seien vom restriktiven Kurs der Bundesregierung betroffen, "der auch von Seiten des Landes Niederösterreich durchexerziert wird", wie Helm kritisierte. Im Flüchtlingsheim in der Ordensniederlassung St. Gabriel bei Mödling (Niederösterreich) waren 140 besonders schutzbedürftige Flüchtlinge bzw. Flüchtlinge mit besonderen Bedürfnissen untergebracht; darunter etwa schwerkranke Menschen mit Multipler Sklerose oder Krebs, besonders schwer Traumatisierte, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Nachdem im Juni diesen Jahres mit der Verlegung der Flüchtlinge in andere Quartiere im Land begonnen wurde, seine nun nur mehr 24 vor Ort, so Helm.
Von Behördenseite wurde die zunehmende Auflösung des Flüchtlingsheims mit ungenügenden Sicherheitsvorkehrungen begründet, die sich beim tragischen gewaltsamen Tod eines Flüchtlings in St. Gabriel im Mai 2018 gezeigt hätten. FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl ordnete in Folge die Aussiedlungen an.
Es werde ständig die Bedürftigkeit der Menschen neu überprüft bzw. deren Situation neu beurteilt und viele würden dann anders eingestuft als früher, damit man sie verlegen könne, kritisierte Helm im "kathpress"-Interview. Er darauf verwies darauf, dass man in St. Gabriel auf viele Jahre Erfahrung mit der Betreuung der angeführten Personengruppen verfüge. Er sei sehr besorgt, dass das Quartier demnächst komplett aufgelassen wird. "Das gute Miteinander zwischen Caritas, Gemeinde, Orden und vielen Mitarbeitern wird von den politisch Verantwortlichen zunichte gemacht", so Helm. Er würde sich in dieser Angelegenheit auch mehr Unterstützung von Seiten der heimischen Bischöfe erwarten.
Auch die weltweite Ordensleitung der Steyler Missionare hatte im Juni gegen die Auflösung des Flüchtlingsheims protestiert und die politisch Verantwortlichen gebeten, ihr Vorgehen zu überdenken.
Die Ordenstagung am Montag stand unter dem Motto "Gelebte Interkulturalität". Die zunehmenden Ressentiments in Österreich gegenüber Fremden wurden dabei von mehreren Ordensverantwortlichen beklagt, die sich in Österreich für die Integration von Flüchtlingen engagieren. Rund 80 Frauen- und Männerorden in Österreich gehören dem Missionsreferat der heimischem Ordensgemeinschaften an.
P. Helm verdeutlichte in seinem Vortrag am Beispiel der Steyler Missionare, was Interkulturalität bei einem Orden bedeute: Dem Steyler Missionsorden gehören weltweit gut 6.000 Ordensmänner aus 69 Nationalitäten an. Von den 58 Provinzen weltweit gebe es in 39 Mitglieder aus zehn oder sogar mehr unterschiedlichen Nationalitäten. "Wir sind eigentlich eine Migrantengemeinschaft", so Helm.
In jeder kleinen Gemeinschaft vor Ort würden Patres verschiedener Herkunft und Kultur zusammenleben. Das bringe zwei große Herausforderungen mit sich. Zum einen müssten die Spielregeln des Zusammenlebens in der Gemeinschaft ständig neu ausgemacht und kulturelle Differenzen der einzelnen Mitbrüder zur Sprache gebracht werden. Zum anderen müssten sich die Patres aus anderen Ländern auf die jeweilige Kultur ihres neuen Gastlandes einstellen. Beides sei letztlich "mühselige Kleinarbeit, aber unbedingt notwendig und auch fruchtbar".
Vom 26. bis 29. November kommen im Wiener Kardinal König-Haus die Verantwortlichen der heimischen Ordensgemeinschaften zur traditionellen Herbsttagung zusammen. Die Ordensleute beraten über aktuelle Entwicklungen im Spitals- und Pflegewesen, im Bereich der Ordensschulen, der Kulturgüter und in den Missionsorden. Zudem tagen das Präsidium der Vereinigung der Frauenorden und die Generalversammlung der Superiorenkonferenz der Männerorden. Zum zweiten Mal gibt es heuer auch einen "Ordenstag Young", der jungen Ordensleuten eine Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch bieten will. Die viertägige Tagungsreihe, wie im besonderen der Ordenstag am 27. November, steht heuer unter dem Motto "Prophetische Präsenzen".