Die informelle Ehrenbezeichnung "Mutter der Ökumene" wurde zu Gleixners Markenzeichen.
Die informelle Ehrenbezeichnung "Mutter der Ökumene" wurde zu Gleixners Markenzeichen.
Ökumenisch relevanter Nachlass der 2015 verstorbenen Ordensfrau und "Mutter der Ökumene". Nachlass ist ab sofort in den Räumlichkeiten der Fachbereichsbibliothek Theologie der Universitätsbibliothek Wien zugänglich.
Im Rahmen eines kleinen Festakts ist am Donnerstagvormittag, 29. November 2018 in den Räumlichkeiten der Fachbereichsbibliothek Theologie der Universitätsbibliothek Wien die "Oberin-Gleixner-Bibliothek" eröffnet worden. Christine Gleixner (1926-2015) setzte sich über viele Jahrzehnte für die Verständigung zwischen den christlichen Kirchen ein. Sie war u.a. auch - als erste Frau - Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ).
Die informelle Ehrenbezeichnung "Mutter der Ökumene" wurde zu ihrem Markenzeichen. Die Werke der neuen Bibliothek stammen aus dem Nachlass der Ordensfrau. 2016 wurde der Bibliotheksbestand von rund 110 Laufmetern von Gleixners Mitschwester Sigrid Mühlberger der Fachbereichsbibliothek zur Verfügung gestellt, die diesen nun aufgearbeitet und übernommen hat.
Die Feier fand bewusst genau am dritten Todestag der Ordensfrau statt. Nikolaus Rappert, stellvertretender Leiter der Wiener Universitätsbibliothek, sprach in seiner Begrüßung von einem "großen ökumenischen Schatz", den man nun gesichert habe. Aufgearbeitet haben den Bibliotheksbestand der verstorbenen Oberin zwei Absolventinnen des Universitätslehrgangs "Library and Information Studies".
Von besonderem Interesse für die Fachbereichsbibliothek waren inhaltlich der Thematik Ökumene zuzuordnende Titel, sowie Bände, die persönliche Vermerke von Gleixner oder anderen Personen enthalten (Widmungen, Notizen, Beilagen). Dabei entstanden zum einen umfangreiche bibliographische Datensätze der Bestände der Oberin und zum anderen auch eine umfassende Biographie. Beides ist nun auch online zugänglich: https://bit.ly/2zqN0vT.
Martin Jäggle, Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, bezeichnete in seinen Worten Gleixner als "begnadete Netzwerkerin", bei der Engagement und inhaltliche Kompetenz in besonders fruchtbarer Weise vereint gewesen wären. Ohne Gleixner wäre die Katholische Kirche in Österreich wohl auch nie Vollmitglied im Ökumenischen Rat geworden, zeigte sich Jäggle überzeugt. Er würdigte weiters auch ihre Verdienste um den Dialog der Kirchen mit dem Judentum. Gleixner sei überzeugt gewesen, dass es ohne den christlich-jüdischen Dialog auch keine Ökumene geben könne. U.a. habe Gleixner auch maßgeblich zur Einführung des "Tages des Judentums" (17. Jänner) in Österreich beigetragen. - Gleixner wurde für ihre vielfältigen Verdienste u.a. die Ehrenmitgliedschaft im Koordinierungsausschuss verliehen.
Der frühere Präsident der Stiftung Pro Oriente, Johann Marte, erinnerte an die konstruktiv-kritischen Beziehungen, die Gleixner immer mit der Stiftung gepflegt hatte. "Wenn wir viele Christen wie Oberin Gleixner hätten, wären wir in der Ökumene schon weiter", so Marte wörtlich.
Der frühere Vorsitzende des ÖRKÖ, der lutherische Altbischof Herwig Sturm, erinnerte daran, wie sehr Gleixner mit allen Kirchen in Österreich verbunden gewesen war. Als ein Herzensanliegen Gleixners bezeichnete Sturm die "Charta Oecumenica" aus dem Jahr 2001. Das Dokument war vom damaligen Präsidenten des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Kardinal Miloslav Vlk, und dem damaligen Präsidenten der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), Metropolit Jeremie Caligiorgis, unterzeichnet worden. Die Charta enthält Leitlinien für die Zusammenarbeit der Kirchen im 21. Jahrhundert.
Prof. em. Rudolf Prokschi unterstrich, dass Oberin Gleixner in ihrem ökumenischen Engagement auch keine persönlichen Mühen scheute. So habe sie etwa auch gemeinsam mit der österreichischen Delegation den für sie schon sehr beschwerlichen Weg per Eisenbahn nach Sibiu in Rumänien zur Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung 2007 auf sich genommen. Die Oberin habe weiters auch immer im nicht unbedingt leichten Dialog mit den orthodoxen Kirche Beharrlichkeit und Standfestigkeit gezeigt, hob Prokschi hervor.
Die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, Sr. Beatrix Mayrhofer, hob in ihren Ausführungen hervor, dass Gleixner nicht nur für die Ökumene sondern auch als Ordensfrau in und für ihre Gemeinschaft vorbildhaft gewirkt habe. Sie sei zudem überzeugt, so Mayrhoifer, dass Gleixner zu jenen großen Frauen in der Kirche gehört, die nicht in Vergessenheit geraten werden.
Nikolaus Rappert, der Priester der griechisch-orthodoxen Kirche ist, hob am Rande der Feier gegenüber "kathpress" die hohe Wertschätzung hervor, die man auch in der Orthodoxie Oberin Gleixner entgegenbringe. Gleixner sei eine Brückenbauerin zwischen den Konfessionen gewesen, die immer auch das solide Fundament der Brückenpfeiler im Blick gehabt hätte. Sehr positiv sei von Seiten der Orthodoxen auch stets wahrgenommen worden, dass Gleixner nicht nur an ökumenischen Gottesdiensten in orthodoxen Kirchen teilgenommen hatte, sondern immer wieder auch bei orthodoxen Feiern bzw. Liturgien zu Gast war. Abgeschlossen wurde der Festakt mit einem orthodoxem Totengebet für Oberin Gleixner, das Nikolaus Rappert leitetet.
Christine Gleixner, geboren am 22. Juni 1926, studierte zunächst Biologie; 1949 trat sie in die Ordensgemeinschaft der "Frauen von Bethanien" in Bloemendaal (Niederlande) ein. Sie studierte Theologie und Pastoralkatechese an der Ordenshochschule, aber auch an den Universitäten von Nijmegen und Utrecht.
Nach einem Studiensemester in Paris 1961/62 kehrte sie nach Wien zurück und übernahm hier die Verantwortung für die Niederlassung ihres Ordens. In der Folge gestaltete sie lange Zeit die ORF-Radioreihe "Ökumenische Morgenfeier" mit, die nach den Worten des früheren Wiener Weihbischofs Helmut Krätzl zur "ökumenischen Drehscheibe in Österreich" wurde. Oberin Gleixner leitete viele Jahre die Wiener Diözesankommission für Ökumenische Fragen und war lange Zeit Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich. Von 2000 bis 2005 leitete sie den Rat.
Für ihr ökumenisches Engagement, das sie bereits 1955 begann, erhielt Gleixner zahlreiche Auszeichnungen. Die Republik Österreich ehrte sie mit dem Professorentitel und dem "Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse". Die Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz verlieh ihr den Ehrendoktortitel. 2009 erhielt sie den "Abt-Emmanuel-Heufelder"-Preis der bayrischen Benediktinerabtei Niederaltaich.
Gleixner lebte die letzten Jahre zurückgezogen in ihrer kleinen Ordensgemeinschaft und verstarb am 29. November 2015 im 90. Lebensjahr in Wien.