Der oft familiäre Charakter und Zusammenhalt von Ordensgemeinschaften habe die Aufarbeitung zusätzlich behindert. Auch verschiedene kulturelle Umstände weltweit trügen zu Missbrauch und dem ihn umgebenden Tabu bei, so die Ordensoberen.
Der oft familiäre Charakter und Zusammenhalt von Ordensgemeinschaften habe die Aufarbeitung zusätzlich behindert. Auch verschiedene kulturelle Umstände weltweit trügen zu Missbrauch und dem ihn umgebenden Tabu bei, so die Ordensoberen.
Weltdachverbände der Generaloberen und Generaloberinnen veröffentlichen gemeinsame Erklärung vor Beginn des vom Papst einberufenen Kinderschutztreffens im Vatikan. Für eine bessere Prävention von Missbrauch fordern die Orden eine stärkere Beteiligung von Eltern, insbesondere Müttern.
Ihren Einsatz im Kampf gegen Missbrauch haben die Oberen katholischer Frauen- und Männerorden bekräftigt. In einer am Dienstag, 19. Februar 2019 von den Weltdachverbänden der Generaloberen (USG) und Generaloberinnen (UISG) veröffentlichten Erklärung vor Beginn des vom Papst einberufenen weltweiten Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan bekennen sie eigenes Versagen, auch durch Vertuschung von Taten.
Der oft familiäre Charakter und Zusammenhalt von Ordensgemeinschaften habe die Aufarbeitung zusätzlich behindert. Auch verschiedene kulturelle Umstände weltweit trügen zu Missbrauch und dem ihn umgebenden Tabu bei.
Für eine bessere Prävention von Missbrauch fordern die Orden eine stärkere Beteiligung von Eltern, insbesondere Müttern. Wären insbesondere diese früher häufiger gehört worden, hätten etliche Fälle von Kindesmissbrauch eher aufgedeckt werden können. Zudem müsse das Thema stärker in eigene Ausbildungsrichtlinien wie auch Curricula von Schulen eingebunden werden. Gleichzeitig loben die Ordensoberen den Einsatz von Papst Franziskus im Kampf gegen sexuellen und spirituellen Missbrauch sowie Klerikalismus.
Zugleich weisen die Ordensoberen auf andere Formen von Gewalt hin, denen Kinder als die Schwächsten einer Gesellschaft ausgesetzt sind. "Wir sehen Kindersoldaten, Kinderhandel, sexuellen Missbrauch sowie körperliche und seelische Misshandlung von Minderjährigen", heißt es in der knapp vier Seiten langen Erklärung. Besonders gelte das für arme oder behinderte Kinder sowie in niederen sozialen Schichten und Kasten. Auch hier seien die Ordensfrauen und -männer als Anwälte von Kindern und Jugendlichen gefordert.
Im Vatikan beginnt am Donnerstag das mit Spannung erwartete Spitzentreffen zu Missbrauch und Kinderschutz in der katholischen Kirche. Unter den rund 190 offiziellen Teilnehmern des Gipfels sind neben Vertretern der katholischen Bischofskonferenzen aus aller Welt auch insgesamt 22 männliche und weibliche Vertreter von Ordensgemeinschaften.
Vor Beginn des weltweiten Anti-Missbrauchsgipfels trifft Papst Franziskus den Sprecher des italienischen Netzwerks "Rete L'Abuso" (Netzwerk Missbrauch), Francesco Zanardi, im Vatikan. Die private Begegnung mit dem Papst nach der Generalaudienz am Mittwoch bestätigte der 48-jährige Italiener im Gespräch mit der Nachrichtenagentur kathpress am Dienstag in Rom. Es ist die erste Begegnung Zanardis, der als Jugendlicher von einem katholischen Priester missbraucht wurde, mit Franziskus.
Er habe "großen Respekt" für den Papst, so Zanardi zuvor in einem Interview mit der Tageszeitung "Il Fatto quotidiano". Allerdings erlebe Franziskus auch viele Widerstände. Beim Kampf gegen Missbrauch habe sich seit den 1990er Jahren nicht viel getan: "In 20 Jahren hat sich zu wenig geändert und in der Zwischenzeit wurden hunderttausende Minderjährige missbraucht", sagte Zanardi der Zeitung.
Im Namen aller Missbrauchsopfer will der Sprecher von "Rete L'Abuso" dem Papst Forderungen vortragen. Nötig seien eine weltweite Anzeige-Pflicht für Bischöfe bei Fällen sexuellen Missbrauchs. Neben kirchenrechtlichen Prozessen müsse es zudem immer auch staatliche Prozesse geben, so Zanardi. Der Italiener gehört zu den Gründern des internationalen Netzwerks "Ending Clergy Abuse" (ECA, Missbrauch durch Kleriker beenden) angehört. Parallel zum Bischofstreffen organisiert auch ECA Informationsveranstaltungen und Demonstrationen in Rom.
Papst Franziskus müsse gegen großen internen Widerstand angehen, sagte Zanardi. In seinem Pontifikat seien jedoch einige Priester, die im Verdacht stehen, Gewalttaten verschwiegen zu haben, zu Bischöfen ernannt worden. Zahlen oder Namen nannte Zanardi nicht. "Wer uns verletzt hat, ist nicht im Himmel, sondern auf der Erde. Schuldig sind Menschen: Die Priester, die uns missbraucht haben, und all jene, die sie gedeckt haben."